agnetiseur »Ja, wenn du nur wolltest, und mit etwas Übung -: es gäbe keinen besseren Magnetiseur als dich!«
Denn er besäße in höchstem Maße alles, was dazu erforderlich sei: ein entgegenkommendes Äußeres, gesunde Konstitution - und sittliche Festigung.
Diese Fähigkeit, die ihm da eben enthüllt wurde, schmeichelte Bouvard. Heimlich versenkte er sich in Montacabères Handbuch.
Eines Abends, als Germaine über ein Ohrensausen klagte, das sie nahezu taub machte, sagte er dann in beiläufigem Ton: »Und wenn wir es mal mit Magnetisieren versuchten?«
Sie leistete keinerlei Widerstand. Er setzte sich ihr gegenüber, faßte ihre beiden Daumen, umspannte sie mit den Händen und starrte sie unverwandt an, als ob er sein Leben lang nichts anderes getan hätte.
Der guten Alten, die mit einem Wärmekissen unter den Füßen dasaß, begann
langsam der Kopf vornüberzusinken; die Augen schlössen sich, und allmählich
fing sie an, leise zu schnarchen. Nach einer guten Stunde, während der sie sie
nicht aus den Augen ließen, sagte Pécuchet mit beschwörender Flüsterstimme:
»Was spüren Sie?«
Sie erwachte aus ihrer Trance.
Später würde sich dann zweifellos die Fähigkeit des Hellsehens bemerkbar
machen. - Gustave Flaubert, Bouvard und Pécuchet. Frankfurt am Main 2003 (Die
Andere Bibliothek 222, zuerst 1881)
Magnetiseur (2) »Sie haben mich rufen lassen, mein Herr. Sie haben Kummer?« »Ja.«
»Weil das Glück allein bei Jesus liegt!« Da mir ein Glück anderer Art vorschwebte, ließ ich ihn reden, ohne zu protestieren. Und er, der evangelische Pastor, setzte seinen Diskurs fort, solo, eintönig, seelenlos, wie ein Wortfabrikant. Die abgenutzten alten Phrasen des Katechismus wiegten mein Gehirn auf sehr angenehme Weise zur Ruhe, und die Gegenwart eines menschlichen Wesens, das mit meiner Seele in geistliche Verbindung trat, stärkte mich. Jedoch hielt der junge Pfarrer, den plötzlich Zweifel an meiner Aufrichtigkeit befielen, inne und fragte:
»Haben Sie den wahren Glauben, mein Herr?« »Nein«, erwiderte ich, »aber sprechen Sie weiter, das tut mir gut.«
Und er machte sich wieder ans Werk. Sein anhaltender Redestrom, das Strahlen
seiner Augen, die Wärme, die von seinem Körper ausging wirkten wie magnetische
Berührungen, so daß ich nach einer halben Stunde einschlief. Als ich aufwachte,
war der Magnetiseur verschwunden, und es erschien das Zimmermädchen mit einem
Opiat vom Apotheker, dem eine strenge Vorschrift beigelegt war, es nicht zu
mißbrauchen, denn das Fläschchen enthielt eine Dosis, die ausreichte, einen
Menschen zu töten. Sobald ich allein war, schluckte ich folglich den Inhalt
mit einem Zug hinunter. -
(plaed)
Magnetiseur (3) Der Vater
und auch mein alter treuer Bickert erklärten sich, wie sie noch nie in meiner
Gegenwart getan, bestimmt und hart gegen den Magnetismus und auch in gewisser
Art gegen Alban - alle Zweifel gegen den Meister erwachten mit doppelter Stärke
in meiner Seele - wie wenn er sich geheimer höllischer Mittel bediente, mich
zu seiner Sklavin zu fesseln; wie wenn er dann geböte, ich solle, nur ihn in
Sinn und Gedanken tragend, Hypolit lassen? Ein nie gekanntes Gefühl ergriff
mich mit tötender Angst; ich sah Alban in seinem Zimmer mit unbekannten Instrumenten
und häßlichen Pflanzen und Tieren und Steinen und blinkenden Metallen umgeben,
wie er in krampfhafter Bewegung seltsame Kreise mit den Armen und Händen beschrieb.
Sein Gesicht, sonst so ruhig und ernst, war zur grausigen Larve verzogen, und
aus seinen glutroten Augen schlängelten sich in ekelhafter Schnelle blanke,
glatte Basiliske, wie ich sie sonst in den Lilienkelchen zu erblicken wähnte.
Da war es, als gleite ein eiskalter Strom über meinen Rücken hin, ich erwachte
aus meinem Ohnmacht ähnlichen Zustande; Alban stand vor mir - aber, du heiliger
Gott! - nicht er war's, nein! jene entsetzliche Larve, die meine Einbildung
geschaffen! - Wie habe ich am andern Morgen mich vor mir selbst geschämt! -
Alban war mit meinen Zweifeln gegen ihn bekannt, und nur in seiner gütigen Milde
hat er mir wohl verschwiegen, daß er es auch wohl wußte, wie ich ihn selbst
mir gebildet, denn er lebt ja in meinem Innern und weiß meine geheimsten Gedanken,
die ich in Frömmigkeit und Demut auch nicht trachte, ihm zu verschweigen. Übrigens
machte er aus meinem krankhaften Anfall nicht viel, sondern schob alles auf
den Dunst des türkischen Tabaks, den mein Vater an jenem Abend geraucht. E.
T. A. Hoffmann, Der Magnetiseur
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