piritismus
Der Spiritismus stellt das Dogma der vom Schicksal vorherbestimmten
Veredelung des Menschengeschlechts auf. Eines Tages wird die Erde zum Himmel
werden, und dieser Punkt der Lehre war es, was den Schulmeister bezauberte.
Ohne katholisch zu sein, beruft sie sich auf Sankt Augustin und den heiligen
Ludwig. Allan-Kardec veröffentlicht sogar Bruchstücke, die von diesen diktiert
worden sind und auf der Höhe unserer zeitgenössischen Ansichten stehen.
Sie ist nützlich, wohltätig und offenbart uns, genau wie das Teleskop,
höhere Welten.
Nach dem Tode und in der Ekstase werden die
Geister dorthin versetzt. Aber zuweilen steigen
sie auf unsere Erde herab, wo sie die Möbel knacken lassen, an unseren
Vergnügungen teilnehmen, die Schönheiten der Natur und die Freuden der
Kunst genießen. - (bouv)
Spiritismus (2) Als S. bezeichnet man a) eine wissenschaftl. Theorie über die Verursachung der sog. außernatürl. Vorgänge (vgl. Okkultismus), die nicht v. lebenden Menschen, sondern v. körperlosen Seelen Verstorbener od. anderen Geistwesen ausgehen sollen, u. b) eine schwärmerisch-relig. Sekte, die sich in Anwendung dieser Theorie durch mündl. Beschwörung od. durch symbolische Zeremonien die Geister dienstbar machen will, um v. ihnen Auskünfte vor allem über das Leben im Jenseits zu erhalten. Die amerikanischen Schwestern Fox, v. denen der S. in der Mitte des 19. Jh.s ausging, gebrauchten zur Verständigung mit den Geistern ein Alphabet v. Klopflauten. Als sonstige Verständigungsmittel werden verwendet: ein nach der Zahl der Hebungen beim Tischrücken zusammengestelltes Alphabet; ein auf einem Tisch aufgelegtes Alphabet, zu dem ein v. den Beteiligten berührter (Glas-) Gegenstand gleitet; die Planchette (ein auf Papier gestelltes kleines Tischchen, dessen einer Fuß durch einen Bleistift ersetzt ist; die Beteiligten legen die Hand darauf, das Tischchen bewegt sich u. schreibt "Botschaften" nieder); automatisches Schreiben (das Medium nimmt einen Bleistift zur Hand u. überläßt sich der Macht, die es zur Niederschrift v. "Botschaften" bewegt). Die spiritistischen Sitzungen geschehen in Anwesenheit eines Mediums unter gewissen Bedingungen (im Dunkelkabinett). Fernbewegungen, Levitationen u. Apporte spielen dabei eine wichtige Rolle. Man will die Geister in Materialisationen sichtbar machen u. sogar photographieren. - Viele berühmte Medien wurden als Betrüger entlarvt. Beim Rest, der sich nicht als Betrug erklären läßt, kann nach der physikalischen Seite eine gewisse organische Elektrizität mitspielen. Nach der psychischen (inhaltl.) Seite wurde festgestellt, daß alle derartigen Botschaften die Welt der beteiligten Menschen widerspiegeln. Es scheint sich um besondere Leistungen des Unterbewußtseins zu handeln. Der häufige Eindruck des Mediums, in Trance spreche aus ihm eine andere Person, erklärt sich wahrscheinl. daraus, daß in Trance das Unterbewußtsein im Vordergrund steht, im Wachzustand das Oberbewußtsein, u. daß infolge dieser Bewußtseinsspaltung das Medium alles, was es in Trance sagt, für Äußerungen einer anderen Person hält.
Es ist nicht anzunehmen, daß Gott eine Verbindung des auf Erden
lebenden Menschen mit Seelen Verstorbener od. guter Geistwesen aus
Gründen, die Gottes nicht würdig sind (zur Befriedigung der Neugier des
Menschen od. gar zu bösen Zwecken), zuläßt. Wer also mit ihnen in
Verbindung treten u. durch sie Verborgenes erforschen will, begibt sich
ausdrückl. od. wenigstens einschlußweise unter den Einfluß dämonischer
Mächte u. sündigt durch dieses unerlaubte Forschen nach geheimem Wissen
(divinatio). Das AT bezeichnet dies als einen Greuel vor Gott (Dtn
18,11 f). Saul rottet die Totenbeschwörer im Land aus (1 Sam 28,9),
sündigt aber dann selbst durch Totenbeschwörung (1 Sam 28,3-20). - Karl Hörmann,
Lexikon
der christlichen Moral
(1969)
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