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Fäulnis (2)
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In derAlchemie muß eine „Fäulnis" erfolgt sein, bevor das Elixier bereitet werden kann: Das Ich muß sterben, bevor das Herz in den Stein der Weisen verwandelt werden kann. Das ist die Bedeutung der „Mitternachtssonne". Holzschnitt aus dem Rosarium Philosophorum, gedruckt als 2. Teil von De Alchimia Opuscula, 1550. |
- Peter Lamborn Wilson, Engel. Stuttgart u.a.
1981
Fäulnis (3) Es ist auch zu wissen, daß aus
vielen Kräutern durch die Fäulnis vielerlei wunderbare Tiere geboren und lebendig
werden, wie es die Erfahrenen in diesen Dingen wissen. Es ist auch dabei
zu wissen, daß solche Tiere, die aus und in die Fäulnis wachsen und geboren
werden, alle etwas Giftiges in sich haben und giftig sind. Jedoch eines ist
viel kräftiger und stärker als das andere, eines ist anders gestaltet und geformt
als das andere. Dies sehet ihr an den Schlangen,
Nattern, Kröten, Fröschen,
Skorpionen, Basilisken, Spinnen,
wilden Bienen, Ameisen, verschiedenem Gewürm, Raupen, Mücken, Käfern etc., die
alle aus und in der Fäulnis wachsen und geboren werden. -
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par
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Fäulnis (4) SCHUBERT Ich trinke auf die Fäulnis.
Wissen Sie, geschätzter Freund, ich für meinen Teil liebe die Fäulnis. Ich liebe
die Fäulnis, denn sie ist wie die Dekadenz, das Gegenteil
zum Fortschritt. Dekadenz und Fäulnis sind nichts
Rückläufiges, nichts Zerstörendes, wie man meint, sondern die wahre Grundlage
der Zukunft, die Grundbedingung der Unsterblichkeit. Nur weil wir selbst einige
Dinge erzeugen, neu gestalten können, meinen wir, die natürlichen Vorgänge der
Dekadenz und Fäulnis negativ betrachten zu müssen. Das Altern, lieber Kaiser,
das Absterben, das Faulen, sind alles Dinge, denen nur irrtümlicherweise das
Ästhetische abhanden gekommen ist. Ein Beweis des dümmlichen, menschlichen Denkens.
Wir glauben an das Neue, an das Unverbrauchte wie an einen Gott und sehen nicht,
daß wir nur kurzzeitige Zustände bewundern. - Helmut Eisendle, Obduktion. In: H.E., Die Gaunersprache der Intellektuellen.
Frankfurt am Main 1986
Fäulnis (5) Ihr wißt, ich hasse Lügen,
verabscheue sie und kann sie kaum ertragen, nicht weil ich aufrichtiger
wäre als ihr übrigen, sondern einfach weil sie mir Entsetzen
einflößen. Ein Hauch des Todes, der Beigeschmack der Sterblichkeit haftet
den Lügen an - und das ist es genau, was ich hasse und verabscheue in der
Welt - was ich vergessen möchte. Es macht mich elend und krank, so wie
wenn man auf etwas Faules beißt. Temperament, zweifellos. - Joseph
Conrad, Herz der Finsternis. Frankfurt am Main 1968
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