äulnis   Fleischnahrung hat und gibt mehr Neigung zur Fäulnis als die Pflanzenkost. Wenn man bloß Fleisch genießt, so kann man nach einigen Tagen alle Zufälle eines Faulfiebers haben. Daher muß immer der Genuß des Fleisches mit der Pflanzenkost vermischt und temperiert werden; daher ist es kein Vorurteil, sondern eine sehr heilsame und notwendige Sitte, Brot dazu zu essen, ebenso der Mitgenuß von Zugemüse, Obst und Wein. Deswegen muß man besonders bei skorbutischen Anlagen des Körpers, während der Hitze des Sommers, bei herrschenden Faulfiebern, das Übermaß im Fleischgenuß vermeiden. Selbst bei der Pest hat man bemerkt, daß die Fleischesser immer gefährlicher krank sind, als die von Vegetabilien insonderheit von Früchten Lebenden. - (huf)

Fäulnis (2)

Fäulnis

In derAlchemie muß eine „Fäulnis" erfolgt sein, bevor das Elixier bereitet werden kann: Das Ich muß sterben, bevor das Herz in den Stein der Weisen verwandelt werden kann. Das ist die Bedeutung der „Mitternachtssonne".

Holzschnitt aus dem Rosarium Philosophorum, gedruckt als 2. Teil von De Alchimia Opuscula, 1550.

- Peter Lamborn Wilson, Engel. Stuttgart u.a. 1981

Fäulnis (3)  Es ist auch zu wissen, daß aus vielen Kräutern durch die Fäulnis vielerlei wunderbare Tiere geboren und lebendig werden, wie es die Erfahrenen in  diesen Dingen wissen. Es ist auch dabei zu wissen, daß solche Tiere, die aus und in die Fäulnis wachsen und geboren werden, alle etwas Giftiges in sich haben und giftig sind. Jedoch eines ist viel kräftiger und stärker als das andere, eines ist anders gestaltet und geformt als das andere. Dies sehet ihr an den Schlangen, Nattern, Kröten, Fröschen, Skorpionen, Basilisken, Spinnen, wilden Bienen, Ameisen, verschiedenem Gewürm, Raupen, Mücken, Käfern etc., die alle aus und in der Fäulnis wachsen und geboren werden.  - (par)

Fäulnis (4) SCHUBERT   Ich trinke auf die Fäulnis. Wissen Sie, geschätzter Freund, ich für meinen Teil liebe die Fäulnis. Ich liebe die Fäulnis, denn sie ist wie die Dekadenz, das Gegenteil zum Fortschritt. Dekadenz und Fäulnis sind nichts Rückläufiges, nichts Zerstörendes, wie man meint, sondern die wahre Grundlage der Zukunft, die Grundbedingung der Unsterblichkeit. Nur weil wir selbst einige Dinge erzeugen, neu gestalten können, meinen wir, die natürlichen Vorgänge der Dekadenz und Fäulnis negativ betrachten zu müssen. Das Altern, lieber Kaiser, das Absterben, das Faulen, sind alles Dinge, denen nur irrtümlicherweise das Ästhetische abhanden gekommen ist. Ein Beweis des dümmlichen, menschlichen Denkens. Wir glauben an das Neue, an das Unverbrauchte wie an einen Gott und sehen nicht, daß wir nur kurzzeitige Zustände bewundern. - Helmut Eisendle, Obduktion. In: H.E., Die Gaunersprache der Intellektuellen. Frankfurt am Main 1986

Fäulnis (5)   Ihr wißt, ich hasse Lügen, verabscheue sie und kann sie kaum ertragen, nicht weil ich aufrichtiger wäre als ihr übrigen, sondern einfach weil sie mir Entsetzen einflößen. Ein Hauch des Todes, der Beigeschmack der Sterblichkeit haftet den Lügen an - und das ist es genau, was ich hasse und verabscheue in der Welt - was ich vergessen möchte. Es macht mich elend und krank, so wie wenn man auf etwas Faules beißt. Temperament, zweifellos. - Joseph Conrad, Herz der Finsternis. Frankfurt am Main 1968

Zerfall

 

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Verwandte Begriffe
Synonyme
Faulen