estelknüpfen Ging's nicht mit einer Ekelkur, so griff
man zu Zaubermaßnahmen, die den Begattungstrieb vermindern sollten, zum tollsten
Aberglauben, dessen Gipfel das schon im Altertum bekannte, im Mittelalter so
gefürchtete »Nestelknüpfen«, die »Ligatura« des Hexenglaubens oder die »aiguillette«
der französischen schwarzen Magie bildete. Durch Knüpfen von Knoten, Verschlingungen
der Finger u. dgl. suchten verschmähte Mädchen, verlassene Geliebte, betrogene
Gattinnen den Ungetreuen impotent zu machen, um ihm dadurch seine Seitensprünge
zu verleiden. Das »Nestelknüpfen« wurde auch »Nestelstechen« genannt, weil man
auch Nadeln, mit denen eine Leiche eingenäht worden war, zu dieser magischen Handlung verwendete. - (
erot
)
Nestelknüpfen (2) Zu einem fruchtbaren Beyschlafe wird erfordert, daß sich das männliche Glied sattsam erhebe, aufrichte und ausdehne, sonst ohne solche Steifigkeit keine Empfängniß geschehen kan; ja, wenn gleich ein fruchtbarer Same da wäre, so kan, derselbe dennoch noch nichts ausrichten, weil er nicht vermögend ist, in die Gebärmutter zu kommen, und eingespritzet zu werden.
Daher auch diejenigen Mannsleute, welche zum ehelichen Wercke untüchtig seyn,
insgemein ein schlappes und niederhängendes Glied
haben; wie solches an alten Männern, unvermögenden Jünglingen, kräncklichen
und anderen Personen, denen durch Zauberey und Nestelknüpfen
ihre Mannheit benommen, gnugsam zu sehen.- Johann Heinrich Zedler: Grosses
vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste,
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Nestelknüpfen (3) «Nestelknüpfen.»
«Nouer l'aiguillette», «die Nestel verknüpfen», ein im Volksglauben bis in neuere
Zeit gefürchteter Zauber, der neuvermählte Ehemänner in der Hochzeitsnacht
mit Impotenz behexte. Erwähnt u.a. bei Fischart: «Unter
allem aber dem Wust ist kein Schelmerei gemeiner allenthalben noch auch schedlicher,
dann die Hindernusz, so man denen zufügt, die sich verheurathen: welches man
nennt den Nestel verknüpfen und bei uns Teutschen das Niderkleid oder Nackmäntel
verknipfen», und noch bei Goethe: «Warum der Bräutigam sich kreuzt und
segnet, vor Nestelknüpfen scheu sich zu bewahren.» Zedlers Lexikon gab
ein Rezept gegen diese Behexung: «Wem die Nestel bereits geknüpft ist, der darff
nur durch den Trauring sein Wasser lassen oder seine
Braut in seinen Schuh hofiren lassen, so wird er
von seiner Schwachheit befreiet werden.» - Anhang zu (
mon
)
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