asenhöcker

Ein fleischiger Zapfen auf der Nase der Pute, blumenkohlförmige Verwerfungen auf dem Schädel, als wäre im kleinen Kopf kein Platz für das Gehirn - Launen der Natur, auf die Forscher sich nur schwer einen Reim machen können. - Geo 1 / 1999

Nasenhöcker (2)

Nasenhöcker (3)

Nasenhöcker (4)  Nach einer Weile begann Schoenmaker, Esthers Nase zu drücken und zu zwicken.

»Spüren Sie etwas? Tut es weh?« Ein geflüstertes Nein. Schoenmaker zwickte fester. »Jetzt?« Nein. »Schön, bedeck ihre Augen.«

»Vielleicht will sie zuschauen?« warf Trench ein.

»Wollen Sie zusehen, Esther? Wollen Sie sehen, was wir mit Ihnen anstellen?«

»Ich weiß nicht.« Ihre Stimme war schwach, schwankte zwischen hier und Hysterie.

»Schauen Sie ruhig zu«, sagte Schoenmaker. »Ihrer Bildung zuliebe. Zuerst tragen wir den Höcker ab. Das Skalpell, bitte.«

Es war eine ganz gewöhnliche Operation. Weder er noch die Schwester machten auch nur eine überflüssige Bewegung. Sanfte Tupfer mit dem Schwämmchen machten die Sache fast blutfrei. Und wenn er wirklich einmal einen Blutstropfen entkommen ließ, fing er ihn doch immer wieder auf, bevor er die Tücher erreichen konnte.

Zuerst machte er zwei beidseitige Einschnitte durch die innere Schleimhaut nahe der Nasenscheidewand am unteren Ende des Nasenknorpels. Dann schob er eine langgriffige, gebogene und spitz zulaufende Schere durch das eine Nasenloch, vorbei am Knorpel und bis an die Nasenwurzel. Es war eine jener Operationsscheren, die sowohl beim öffnen als auch beim Schließen schneiden. Rasch -wie ein geübter Friseur, der einem Haarschnitt den letzten Schliff gibt - trennte er Unterhautzellengewebe und Haut vom Nasenrücken. »Unterminieren nennen wir das«, erklärte er. Dann wiederholte er dasselbe auf der anderen Seite. »Sehen Sie, Sie haben zwei Nasenbeine, die durch das Septum getrennt sind. Am unteren  Ende sind sie mit je einem Nasensehenknorpel verwachsen. Ich unterminiere das ganze Stück, von der Stelle aus, wo sie angewachsen sind, bis dahin, wo das Nasenbein an die Stirnknochen stößt.«

Irving reichte ihm ein meißelartiges Instrument. »Das ist ein Elevatorium.« Mit diesem Instrument tastete er die Schnittstelle ab und beendete das Unterminieren.

»Und jetzt« - zärtlich wie ein Liebhaber - »werde ich den Höcker entfernen.« So gut sie konnte, beobachtete Esther seine Augen und versuchte, etwas Menschliches in ihnen zu entdecken. Noch nie hatte sie sich so hilflos gefühlt. Als alles vorüber war, sagte sie einmal: »Es war fast ein mystisches Erlebnis. Welche Religion ist es - eine der fernöstlichen muß es sein -, in der der höchste Zustand jener ist, sich wie ein Ding, wie ein Fels zu fühlen? Damals war es so; ich fühlte mich fortgleiten, fühlte, wie das, was vorher Esther war, zu einem Klümpchen wurde - ein herrliches Gefühl -, zu einem Klümpchen ohne Sorgen, ohne Schmerzen: es war nur noch Sein . . .«  - (v)

 

Nasenanatomie

 

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