ein

sein das heuten tag sein es ein scheißen tag
sein das gestern tag sein es gewesen ein scheißen tag ebenfalz
kommen das morgen tag sein es werden ein scheißentag ebenfalz
und so es sein aufbauen sich der scheißen woch
und aus dem scheißen woch und dem scheißen woch
so es sein aufbauen sich der scheißen april
und es sein anhängen sich der scheißen mai
und es sein anhängen sich der scheißen juni scheißen
juli august etten zetteren
so es sein aufbauen sich der scheißen jahr
und auf allen vieren der scheißen schalten jahr
und haben jeden der scheißen jahr darauf einen nummeron
neunzehnscheißhundertsiebenundsiebzigscheiß
scheißneunzehnhundertscheißachtundscheißsiebzigscheiß
so es sein aufbauen sich der scheißen leben
schrittenweizen hären von den den geburten
und sein es doch wahrlich zum tot-scheißen

 - Ernst Jandl

Sein (2)   Drücken wir uns klar aus: das Diverse, um das es sich hier handelt, ist fundamental. Der Exotismus ist nicht jener, den das Wort schon so häufig mißbraucht hat. Der Exotismus ist all das, was Anders ist. Ihm zu frönen bedeutet, das Diverse genießen zu lernen.

Und schließlich, nachdem ich den Schock ermessen habe, frage ich mich - und dieses ist die letzte entscheidende Frage -, ob von dem Schock nicht irgendein Funke ausgegangen ist... Vielleicht dieser.

Ich möchte einem Mißverständnis der Worte vorbeugen. Wirklichkeit bedeutet hier nichts anderes als das, was sich dem reinen Gedankenspiel entgegensetzt; was man berührt, was man sieht und wahrnimmt, was man mißt und was man riecht. Die Auseinandersetzung findet zwischen diesen beiden ausschließlichen Größen statt...

Aber dazwischen gibt es ohne Zweifel etwas, das größer und weiter ist als sie. Und das ist unberührt von der Erfahrung, unsagbar, entzieht sich jeglichem Einfluß und vereint Gegensätzliches in sich, von dem alles hier Gesagte nur ein Zwischenspiel der Auseinandersetzung ist. Ich kann nicht daran denken, es zu definieren. Sobald ich es täte, das weiß ich genau, würde ich von Zweifeln befallen: wenn das Sein anders wäre, als ich es gerade definiert habe...; und erneut würde mich das Gesetz vom universalen, siegreichen Exotismus aufhalten... Ich glaube also, daß diese im Lichte des Schocks flüchtig wahrgenommene Vision sich nicht mit Worten ausdrücken läßt, aber vielleicht in einem Symbol wie dem folgenden. — Da sich die Auseinandersetzung bis nach China hingezogen und verlängert hat, entlehne ich China das formale Siegel und damit die Beendigung der Auseinandersetzung; - die chinesischste aller Dynastien, die große Epoche der Han, liefert es uns mit folgenden Zügen:

Zwei Tiere, die sich Maul an Maul gegenüberstehen und sich ein Geldstück aus einer unleserlichen Regierungszeit streitig machen. Das linke Tier ist ein schäumender Drachen, der aber nicht von dekadenten chinesischen Spiralen umgeben ist, sondern mit seinen kurzen Flügeln und seinem gesamten Schuppenkleid bis hin zu den Krallen vibriert: das ist das Imaginäre mit seiner diskreten Art. - Das rechte Tier ist ein langer, geschmeidiger Tiger, muskulös, straff und kräftig gebaut, mit stark ausgeprägter Sexualität: die stets selbstsichere Wirklichkeit.  - Victor Segalen, Aufbruch in das Land der Wirklichkeit. Frankfurt am Main und Paris 1984  (zuerst 1924)

Sein (3)  
  Realität Scheiße

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