eim WER HORROR LIEBT MUSZ HORROR REIMEN:
 

der Kusz

der Schusz

der Pfiff

das Riff

das Krachen

das Lachen

die Säge

die Schläge

die Schritte

der Dritte 

das Klopfen

der Tropfen 

das Gift

der Lift 

das Beil

der Keil 

das Gespenst

das Fenst-- 

die Wasserspülung      

die Unterkühlung

die Schere

die Gewehre 

das Blut

die Wut

das Blutbad

das Mühlrad

-  Friederike Mayröcker, Horror Fibel, in: Der gewöhnliche Schrecken. Hg. Peter Handke. 1969 Residenz Verlag Salzburg

Reim (2) Eine seiner berühmtesten Liebschaften war die mit Fräulein von Entragues, der Schwester von Frau von Verneuil: Er hatte die Ehre, einige Zeit den König Heinrich IV. zum Nebenbuhler zu haben. Testu, der Hauptmann der Scharwache, war dabei Seiner Majestät zu Diensten. Als dieser Mann einmal kam, um sie zu sprechen, versteckte sie Bassompierre hinter einem Wandteppich und sagte zu Testu, der ihr vorwarf, nicht so grausam zu Bassompierre zu sein wie zum König, sie bekümmere sich um Bassompierre genauso wenig wie um dies da, und damit schlug sie mit einer Reitgerte auf die Stelle des Wandteppichs, wo Bassompierre verborgen stand. Ich glaube indes, der König hat seine Lust gestillt, denn einmal küßte der König sie ich weiß nicht wo, und Fräulein von Rohan, die Bucklige, die Schwester des verstorbenen Herrn von Rohan, schrieb auf der Stelle diesen Vierzeiler an Bassompierre:

Bassompierre, ich tu' Euch kund,
Die Sache geht Euch an, ich wette's,
Man küßte grade einen Mund
Im Gäßchen jenes Bettes.

Er antwortete sogleich:

Bassompierre verlacht den Firlefanz,
Und die Sach' geht ihn nichts an, denn wißt,
Jene, deren Mund man küßt,
Hat wohl tausendmal geküßt ihm seinen ***.

Darunter: «Ich werde, wann immer es Euch gefällt, den Reim in Eure schöne Hand legen.» - (tal)

Reim (3)    Allerliebstes bäsle häsle!

lch habe dero mir so werthes schreiben richtig erhalten falten, und daraus ersehen drehen, daß der H: vetter retter, die fr: baaß has, und sie wie, recht wohl auf sind hind; wir sind auch gott lob und danck recht gesund hund. ich habe heüt den brief schief, von meinem Papa haha, auch richtig in meine klauen bekommen strommen. Ich hoffe sie werden auch meinen brief trief, welchen ich ihnen aus Mannheim geschrieben, erhalten haben schaben. desto besser, besser desto! Nun aber etwas gescheüdes.

mir ist sehr leid, daß der H: Prælat Salat schon wieder vom schlag getrofen worden ist fist. doch hoffe ich, mit der hülfe Gottes spottes, wird es von keinen folgen seyn schwein. sie schreiben mir stier, daß sie ihr verbrechen, welches sie mir vor meiner abreise von ogspurg voran haben, halten werden, und das bald kalt; Nu, daß wird mich gewiß reüen. sie schreiben noch ferners, ja, sie lassen sich heraus, sie geben sich blos, sie lassen sich verlauten, sie machen mir zu wissen, sie erklären sich, sie deüten mir an, sie benachrichtigen mir, sie machen mir kund, sie geben deütlich am tage, sie verlangen, sie begehren, sie wünschen, sie wollen, sie mögen, sie befehlen, daß Ich ihnen auch mein Portrait schicken soll schroll. Eh bien, ich werde es ihnen gewis schicken schlicken. Oui, par ma la foi, ich scheiss dir auf d' nasen, so, rinds dir auf d'koi. appropós. haben sie den spuni cuni fait auch? - - - was? -- ob sie mich noch immer lieb haben -- das glaub ich! desto besser, besser desto! Ja, so geht es auf dieser welt, der eine hat den beutel, der andere hat das geld; mit wem halten sie es? -- mit mir, nicht wahr? -- das glaub ich iezt ists noch ärger. - Wolfgang Amadeus Mozart

Reim (4) Ein rasendes und außerordentliches Stück ist von Kleist dii «Penthesilea». Sie hat ihm bei Goethe das Genick gebrochen aber ist gräßlich schön geblieben. Es ist charakteristisch, daß das Stück, das lange Zeit nur ein Leckerbissen von Literaten war von einer Volksbühne bei hervorragender Regie unter großer Ergriffenheit, mächtiger Spannung und Teilnahme gegebei werden kann. Die erregte Zeit fordert starke Akzente, der starke Akzent schallt an aufgerissene widerklingende Seelen. In diesen Stück wirft sich die Heldin in einem Verwirrtheits- und Dämmerzustand über den Liebsten - in einem Mißverständnis, das so sehr Mißverständnis ist, daß sie selbst von einer Silbenverwechselung, Küssen und Bissen, von einem reimerischen Irrtum spricht -, und küßt ihn mit den Zähnen und Händen in Stücke um nachher bluttriefend zur Besinnung zu kommen. - (poot)

Reim (5)  Auff grosser Leut pracht, Furtz ich das es kracht, wird es dann schon veracht, hat man doch nur eins Furtzs gelacht. Hei, Hei, was hört einer, sprach Grandgurglier, wie redstu so Naßweißlich von der Wischlichkeit: Aber welcher Naswisch ist dir am besten bekommen? Ich war botz Frantzosen, sagt Gargantua, und ihr solt noch einmal erfahren das tu autem: Ists nicht also, der Kopff am Krebs ist dem Ars gleich? Ich wischt mich etwann mit Hau, Stro, Woll, Zundel, Papir, Aber der reim heißt.

Wer mit Papir wischt das wüst Loch.
Laßt offt an kleppres Bißlein noch.

Was? sagt Grandbuchier, mein kleins Hodenmänlin, ich glaub du hast inn die Kannen geguckt? oder der Flaschen getretten auff den Riemen, dz du schon anfängst zu reimen? Ja bei Golle, antwort Gargantua, mein Kanniger Koniger König, ich reim uns das unnd noch viel mehr, und unter dem reimen räum ich die Kann offt sehr, und rhüm als dann des Bachi ehr, wann mir am gaum klebt der Ram von Traubenbör. Hui nun annen, lasset uns die reimen herumb rammelen und rommelen, dummelen unnd trummelen: Hört zu, die Magd hat Hummelen im gesäß, ich hab sie hören prummen Hört, hört ihr Herd Sau, wie die hinder Posaun so schön zum hauffen auffplaset, zu jedem ock und tritt und trott ein

Scheißbock.     Flugs noch.

Stinckbock.     Trucks doch.

Finckkock.      Das noch

Treckschnock.   Her poch

Nun lock.       Ein flock

Fartzglock.     Fürtzglock.

Bucksloch.      Holtzbock.

Rucks hoch.     Das dir das Glodk

Glucks koch.    Feurschlag ins Loch.

Stopffsloch.    Schornstloch.

Wisch doch.     Betzloch.

Wesch noch.     Mit flock.

Fartzbock.      Mit Ploch.

Wa noch     Mit stock.

So pocht        Stopff noch.

Dein Loch        So fegst nit vor deim tod das Loch.
Schußloch. Zündloch.)  

Und  wolt ihr noch weiters? Ja warlich, antwortet Grandbruchier: Ich hör dir lieber zu, dann daß ich dirs zuthu: Es mir, es geht fein von statten, besser als Pech von Hosen, Filtzläuß von hoden: Nun wer sich schämt, leg ein Finger oder das gesäß auf die Naß.  - (fisch)

Reim (6, reicher)  

es hat mich umgeschmissen
mein leben ist zerrissen
ich will von nichts mehr wissen
da meldet sich das pissen
und zerrt mich aus den kissen

   - Ernst Jandl, Idyllen. Darmstadt 1989

Reim (7)  Der Reim als ein automatisches strukturelles Hilfsmittel hat für mich einen gewissen Reiz, wenn er automatisch behandelt wird, aber am liebsten ist er mir, wenn er unregelmäßig, lebendig und unhörbar ist.   - Randall Jarrell , nach: Gottfried Benn, Probleme der Lyrik (1951), in: G.B., Essays, Reden, Vorträge. Wiesbaden 1965

Reim (8)  Die Schwarzen haben einen ausgeprägten Sinn für Rhythmus, aber sie kennen keine Gedichte oder kannten wenigstens keine, bevor Schulen eingeführt und ihnen die Hymnen beigebracht wurden. Eines Abends, als wir draußen auf dem Felde bei der Maisernte Kolben pflückten und die Ochsenkarren beluden, machte ich mir den Spaß, den Feldarbeitern, meist ganz jungen Burschen, Reime in Suaheli vorzusagen. Die Verse hatten keinen Sinn, mir kam's nur auf den Reim an: «Ngumbe-na penda chumbe. Malaya - mbaya. Wakamba -na kul rnamba.» Ochsen lieben Salz - Huren sind schlecht — die Wakamba essen Schlangen. - Den Jungen gefiel die Sache, sie stellten sich im Kreise um mich auf. Sie begriffen sofort, daß es bei Gedichten nicht auf den Inhalt ankam, und achteten nicht darauf, was die Verse besagten, sondern warteten neugierig auf den Reim und lachten, wenn er kam. Ich versuchte, sie selber Reime finden zu lassen, und sagte ihnen Zeilenanfänge, die sie fertigdichten sollten, aber das konnten oder wollten sie nicht und drehten ihre Köpfe weg. Als ihnen der Klang von Reimen vertraut geworden war, baten sie mich: «Sprich wieder. Sprich wie Regen.» Warum sie meinten, Verse seien wie Regen, weiß ich nicht. Es muß aber wohl ein Ausdruck des Lobes gewesen sein, denn Regen ist in Afrika immer etwas Ersehntes und Willkommenes. - (blix2)

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