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krumme Wenn man, erzählte mir Don Juan, eine
Sache nicht extra fixierte und mit dem Blick nur so
leicht streifte, konnte sich diese einem zeitweise einbrennen wie keine beabsichtigte
Anschauung oder Kontemplation. Wie auch immer: Von seines Dieners neuer Geliebten
blieb ihm wieder einzig deren geradezu in die Augen springende Häßlichkeit,
oder Entstelltheit, durch Akne-, Pocken- oder Lepra-Narben, und dazu ein schamlos
seliges Lächeln, während der Liebhaber,
dessen Biß- und Kratzwunden der Vortage über Nacht wie abgeheilt, in einem fort,
zugleich ruhig dahinpaffend, das Mädchen an den Haaren,
den Brüsten und am inständigsten an der überlangen
und natürlich auch krummen Nase zog, mit einem Ausdruck
untrennbar gemischt aus Wut und Genuß,
Zärtlichkeit und Ekel, Überdruß
und Bedürftigkeit, Sehnsucht und Schuldgefühl.
- Peter Handke, Don Juan (erzählt von ihm selbst)
Frankfurt am Main 2006 (st 3739, zuerst 2004)
Nase, krumme (2)