Nase, kurfürstliche   Als ich die Augen aufschlug, stand der Wagen still unter hohen Lindenbäumen, hinter denen eine breite Treppe zwischen Säulen in ein prächtiges Schloß führte. Seitwärts durch die Bäume sah ich die Türme von Wien. Die Damen waren, wie es schien, längst ausgestiegen, die Pferde abgespannt. Ich erschrak sehr, da ich auf einmal so allein saß, und sprang geschwind in das Schloß hinein, da hörte ich von oben aus dem Fenster Lachen.

In diesem Schlosse ging es mir wunderlich. Zuerst, wie ich mich in der weiten kühlen Vorhalle umschaue, klopft mir jemand mit dem Stocke auf die Schulter. Ich kehre mich schnell um, da steht ein großer Herr in Staatskleidern, ein breites Bandelier von Gold und Seide bis an die Hüften übergehängt, mit einem oben versilberten Stabe in der Hand, und einer außerordentlich langen gebogenen kurfürstlichen Nase im Gesicht, breit und prächtig wie ein aufgeblasener Puter, der mich fragt, was ich hier will. Ich war ganz verblüfft und konnte vor Schreck und Erstaunen nichts hervorbringen. Darauf kamen mehrere Bediente die Treppe herauf und herunter gerannt, die sagten gar nichts, sondern sahen mich nur von oben bis unten an.   - Joseph von Eichendorff, Aus dem Leben eines Taugenichts

Nase, kurfürstliche (2)   Der Vater war der erfreulichste Mann, dem Eugen begegnet war. Übrigens außer dem Chef des Schriftstellerverbandes, diesem Serenissimus mit der kurfürstlichen Nase. Und er erinnerte sich, daß die »kurfürstliche Nase« in Eichendorffs »Taugenichts« vorkam, wo sie dem Schloß-Portier gehörte.  - Hermann Lenz, Der Wanderer. Frankfurt am Main 1988 (zuerst 1986)
 
 

Nase, feudale Kurfürst

 

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