Mann, berühmter  Er hatte zu kurze Beine und einen zu langen Oberkörper und war klein, von gelblicher Gesichtsfarbe und überhaupt häßlich. Das Häßlichste an ihm jedoch war seine Freundin, die ihn um mehr als Haupteslänge überragte, eine behaarte Warze am Kinn trug und darüber eine hexenhaft ausladende Nase. Sie hieß Magdalena, hielt sich für schön und Zedde für ein Genie.

Zu dieser Auffassung war sie langsam, aber zielbewußt von Zedde bewogen worden, der darin das angenehmste wie auch sicherste Mittel sah, sie zu veranlassen, ihren Monatslohn mit ihm zu teilen.

Nachdem Zedde, was nicht schwierig gewesen war, Magdalena zu Fall gebracht hatte, begann er immer deutlicher unter dem Leben zu leiden und über mysteriöse körperliche Beschwerden zu klagen, um sowohl das schärfste geistige Symptom des werdenden großen Mannes aufzuweisen als auch das diesem stets anhaftende Pathologische, das überdies den Vorteil hatte, Mitleid zu erregen. Als Magdalenas Aufmerksamkeit in dieser Hinsicht genügend eingesponnen war, ging Zedde zu dumpfen Reden über, welche, da Magdalena allmählich von ihnen bewegt wurde, zu nächtelangen verbissenen und konfusen Debatten führten, die Zedde vorsichtiger Weise in jenem Augenblick, da Magdalena zu ermüden begann, mit einem sexuellen Überfall zu beenden pflegte.  - Walter Serner, Der berühmte Zedde. In: W.S., Der Pfiff um die Ecke. München 1982 (dtv 1741, zuerst 1925)

 

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