Verschwendung im Schlafe Mein Mädchen, laß hinfort mich nicht verschwendrisch sein |
- Celander, nach: Dein Leib ist mein Gedicht. Deutsche erotische
Lyrik aus fünf Jahrhunderten. Hg. Heinz Ludwig Arnold, Frankfurt am Main
u.a. 1973
(Ullstein 2934)
Verschwendung (2) Die ›Karakún‹ oder Rasthäuser füllen sich mit Ehemännern, die ihren Gattinnen ein Übermaß an Züchtigung zuteil werden ließen, und mit Ehefrauen, die kratzten, bissen oder auf sonstige Weise die Körper ihrer Gatten verletzten. Die Moscheen sind bevölkert mit schmollenden, grollenden Menschen, die sich auf ihrem Weg in den Himmel hier auf Erden von ihrer unangenehmsten Seite zeigen, und im Schatten der Außenmauern versuchen Knaben, die des Gotteshauses verwiesen wurden, im lustlosen Spiel ihr Elend zu vergessen. In den Basars und Straßen erblickt man blasse, mißgelaunte Gesichter; zu dieser Jahreszeit kann es sogar geschehen, daß einem Fremden eindeutige Unhöilichkeit zuteil wird.
Für gewöhnlich wird ein Ladenbesitzer, wenn er ein zu geringes Angebot ablehnen
möchte, ›Yaftah Allah‹ sagen, ›Gott öffnet‹. Während des Ramadan
wird er über den Langweiler Ghasim oder den unerfahrenen Johnny murren und einem
grob bescheiden, nicht herumzustehen und ihm die Zeit zu stehlen. Aber in der
Regel sind die Geschäfte entweder geschlossen oder verwaist, Händler kaufen
nichts ein, und Schüler studieren nicht. Kurzum, der Ramadan bedeutet für Menschen
fast aller Schichten die mutwillige Verschwendung eines Monats. - Sir Richard Francis Burton,
nach: Ilija Trojanow, Nomade auf vier Kontinenten.
Auf den Spuren von Sir Richard Francis Burton. München 2008 (zuerst 2007)
Verschwendung (3) Beim Baum sehen wir eine unerhörte Verschwendung der Samen. Nur sehr wenige werden bestimmt sein, für eine Neugeburt gebraucht zu werden. Man hat sich über Samenverschwendung, Verschwendung von Pollen und Sperma immer allerlei Gedanken gemacht, aber im Augenblick, in dem wir die Notwendigkeit des Verdichtens außer dem Prinzip der Vermehrung als Daseinsprinzip annehmen, ergibt sich für uns auch, daß nicht das Kleinste von allem, was geworden ist, verloren geht. Damit sehen wir auch ein, daß wenn die ganze Ernte aller organischen Funktionen im Körper der Theorie nach im Schädel eingebracht werden kann, so darf sich doch auch ein bestimmter Teil dieser Kräfte in einem andren Schwerpunkt sammeln, wo er der eigentlichen Fortpflanzung dient, oder eben der Fortschaffung anheimfällt, wenn ein eigentlicher Verbrauch auf andrem Wege nicht erfolgt.
Mit andren Worten, die Sexualorgane stehen in absoluter Wechselwirkung zum
spezifischen Erntelager des menschlichen Organismus. Auf einem der beiden Pole
tritt der Verbrauch ein. Wenn sich ein Menschenpaar auf den sexuellen Verbrauch
seiner Kräfte nach und nach einstellt, so finden wir auch, daß sich zugleich
das Fruchtfleisch in diesen Menschen stärker entwickelt. Wir sagen, daß sie
blühen, aber wenn dann irgendwie die Geschlechtseinstellung abgebrochen wird,
so finden wir, daß diese, einmal nach unten gerichteten Erntestoffe nur mit
größter Mühe wieder im Körper zu verteilen sind, denn sie eignen sich, weil
sie bereits eine halbe Keimung in sich haben, nicht mehr zur Speicherung im
Schädel, sondern dort richten sie schwer zu ertragende Verheerungen an, die
oft mit Irresein enden. -
Ernst Fuhrmann, Der Weg in die Zukunft. Nach (
fuhr
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