erschwendung
 

Verschwendung im Schlafe

Mein Mädchen, laß hinfort mich nicht verschwendrisch sein
Und nimm die Perlenmilch in deine Muschel ein.
Groß Schade, daß sie wird so liederlich zerspritzet,
Da wo sie keiner Schoß, auch nicht den Tüchern nützet.
Dein Hartsein gegen mich verschwendet meinen Schatz,
Vergönne mir hinfort in deinem Schöße Platz
Und laß den Liebestau daselbsten sich ergießen,
Wo er mit größrer Lust wird als im Schlafe fließen.
Dein dürrer Acker wird alsdann von Wollust feist,
Die Brüste härten sich, die Lust entzückt den Geist,
Die Anmut, die durchdringt des ganzen Leibes Glieder,
In Lachen steigt man ein, mit Kitzeln kommt man nieder.
Nichts als Ergötzung bringt er deiner Marmorschoß,
Die Venus spannt dir dann den Jungferngürtel los
Und läßt dir alle Lust, die sie besitzet, schmecken.
Der Hymen wird nach Schmerz den süßsten Scherz erwecken.
Ach, stelle doch, mein Kind, die Sprödigkeit nur ein,
Laß deine Muschel mir nicht mehr verschlossen sein,
Eröffne ihren Helm, die Nahrung zu empfangen,
Wo in dem Liebestau die Anmutsperlen prangen.
Sperrt nun dein Muschelschloß die Tore willig auf
Und hemmt kein Widrigsein mir meinen Liebeslauf,
So soll der Liebessaft mit süßen Quellen fließen
Und sich mit vollem Strom in deine Muschel gießen.


- Celander, nach: Dein Leib ist mein Gedicht. Deutsche erotische Lyrik aus fünf Jahrhunderten. Hg. Heinz Ludwig Arnold, Frankfurt am Main u.a. 1973
 (Ullstein 2934)

Verschwendung (2) Die ›Karakún‹ oder Rasthäuser füllen sich mit Ehemännern, die ihren Gattinnen ein Übermaß an Züchtigung zuteil werden ließen, und mit Ehefrauen, die kratzten, bissen oder auf sonstige Weise die Körper ihrer Gatten verletzten. Die Moscheen sind bevölkert mit schmollenden, grollenden Menschen, die sich auf ihrem Weg in den Himmel hier auf Erden von ihrer unangenehmsten Seite zeigen, und im Schatten der Außenmauern versuchen Knaben, die des Gotteshauses verwiesen wurden, im lustlosen Spiel ihr Elend zu vergessen. In den Basars und Straßen erblickt man blasse, mißgelaunte Gesichter; zu dieser Jahreszeit kann es sogar geschehen, daß einem Fremden eindeutige Unhöilichkeit zuteil wird.

Für gewöhnlich wird ein Ladenbesitzer, wenn er ein zu geringes Angebot ablehnen möchte, ›Yaftah Allah‹ sagen, ›Gott öffnet‹. Während des Ramadan wird er über den Langweiler Ghasim oder den unerfahrenen Johnny murren und einem grob bescheiden, nicht herumzustehen und ihm die Zeit zu stehlen. Aber in der Regel sind die Geschäfte entweder geschlossen oder verwaist, Händler kaufen nichts ein, und Schüler studieren nicht. Kurzum, der Ramadan bedeutet für Menschen fast aller Schichten die mutwillige Verschwendung eines Monats. - Sir Richard Francis Burton, nach: Ilija Trojanow, Nomade auf vier Kontinenten. Auf den Spuren von Sir Richard Francis Burton. München 2008 (zuerst 2007)

Verschwendung (3) Beim Baum sehen wir eine unerhörte Verschwendung der Samen. Nur sehr wenige werden bestimmt sein, für eine Neugeburt gebraucht zu werden. Man hat sich über Samenverschwendung, Verschwendung von Pollen und Sperma immer allerlei Gedanken gemacht, aber im Augenblick, in dem wir die Notwendigkeit des Verdichtens außer dem Prinzip der Vermehrung als Daseinsprinzip annehmen, ergibt sich für uns auch, daß nicht das Kleinste von allem, was geworden ist, verloren geht. Damit sehen wir auch ein, daß wenn die ganze Ernte aller organischen Funktionen im Körper der Theorie nach im Schädel eingebracht werden kann, so darf sich doch auch ein bestimmter Teil dieser Kräfte in einem andren Schwerpunkt sammeln, wo er der eigentlichen Fortpflanzung dient, oder eben der Fortschaffung anheimfällt, wenn ein eigentlicher Verbrauch auf andrem Wege nicht erfolgt.

Mit andren Worten, die Sexualorgane stehen in absoluter Wechselwirkung zum spezifischen Erntelager des menschlichen Organismus. Auf einem der beiden Pole tritt der Verbrauch ein. Wenn sich ein Menschenpaar auf den sexuellen Verbrauch seiner Kräfte nach und nach einstellt, so finden wir auch, daß sich zugleich das Fruchtfleisch in diesen Menschen stärker entwickelt. Wir sagen, daß sie blühen, aber wenn dann irgendwie die Geschlechtseinstellung abgebrochen wird, so finden wir, daß diese, einmal nach unten gerichteten Erntestoffe nur mit größter Mühe wieder im Körper zu verteilen sind, denn sie eignen sich, weil sie bereits eine halbe Keimung in sich haben, nicht mehr zur Speicherung im Schädel, sondern dort richten sie schwer zu ertragende Verheerungen an, die oft mit Irresein enden. - Ernst Fuhrmann, Der Weg in die Zukunft. Nach (fuhr)

 

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