auffeuer
Alle Nacht halten sich in einer 30 Schritte von meiner Stube
belegenen Hütte, aus der meine beyden Fenster bestrichen werden können, alte
Waschweiber auf, die alle im Fegfeuer unsrer Kirche,
zwischen Himmel und Erde, ich meine zwischen 60 und 75 sind, unsern Göttingischen
Tobacksraucherinnen so ähnlich als ein Ey pp, nicht doch, als eine Elster der
andern. Diese Geschöpfe haben neulich öffentlich
und mit hundert Umständen ausgesagt, es wäre in der Nacht vom 3ten auf
den 4ten November um Ein Uhr ein Mädchen
zu meinem mittäglichen Fenster hinein gestiegen, und
gegen 2 Uhr wieder heraus. Sie waren so bescheiden es unentschieden zu lassen,
ob es in Hertzens Angelegenheiten, oder in Geld Angelegenheiten, oder in Geld
und Hertzensangelegenheiten zugleich geschehen wäre, und zeigten es meinem Bedienten,
der die Nordöstliche Ecke bewohnt, am folgenden Morgen an. Weil nun dieses Einsteigen
durchs Fenster, wenn es auch die Muse Uranie selbst gewesen wäre, nicht mit
zur Bestimmung der Polhöhe gehört, und ich unter den Augen eines geitzigen Ministerii
nichts thun darf was nicht einige Beziehung auf Latitudinem et Longitudinem
geographicam dieser Stadt hat, so frappirte es mich nicht wenig, zu sehen, daß
die alten Weiber ein LaufFeuer angefangen hatten,
in welches gewiß noch vor Abend die Minister, Subalterne und Damen ihre Büchsen,
Pistolen und Buffertgen mischen würden. Geh er hin, sagte ich also zu meinem
Bedienten, und sage er dem Gesindel, sie sollen nicht träumen, wo sie wachen
sollen, sonst würde ich auf Mittel sinnen sie wach zu hallen. Mein Heinrich,
der sich für die Ehre seines Herrn beschneiden ließe, wenn es darauf an käme,
brachle ihnen diese Pille, mil einem bitteren Zusalz aus seinem eignen Kram,
so daß es zu einem förmlichen Gackern kam, das dem LaufFeuer noch mehr Geschwindigkeil
erlheilte, und nun isl es ausgemachl, daß in der Nachl vom 3ten auf
den 4ten November ein Wicht zu dem lüttchen Professor gestiegen
sey. - Lichtenberg an Joel Paul Kaltenhofer, nach (
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