aufkundschaft   »Ist sie dann auch mit den Männern ins Bett gegangen?« fragte Maigret in gleichgültigem Ton.

»Hier jedenfalls nicht. Und auch nicht während der Arbeitsstunden. Ich lasse die Mädchen, solange hier offen ist, nicht aus dem Hause. Sie sorgen dafür, daß die Gäste möglichst lange bleiben, und animieren sie zum Trinken; vermutlich versprechen sie ihnen auch, sie hinterher am Ausgang zu treffen.«

»Tun sie das dann?«

»Ja, was denken Sie denn!«

»Arlette auch?«

»Bestimmt ist das auch bei ihr vorgekommen.«

»Mit dem jungen Mann heute nacht zum Beispiel?«

»Mit dem sicher nicht. Der hat es, wie man so sagt, ernst gemeint. Er ist einmal zufällig mit einem Freund hergekommen und hat sich dann gleich bis über beide Ohren in Arlette verknallt. Er war danach noch ein paarmal hier, ist aber nie bis zum Schluß geblieben. Er wird wohl früh aufstehen müssen, weil seine Arbeit zeitig beginnt.«

»Hatte sie noch andere regelmäßige Kunden?«

»Bei uns gibt's kaum Stammgäste, das müßten Sie doch schon wissen. Es ist alles Laufpublikum. Sie gleichen sich natürlich alle, es sind aber doch immer neue.«

»Hatte sie keine Freunde?«

»Darüber weiß ich nichts«, antwortete er ziemlich kühl.

Mit einem scheuen Blick auf Rosa fragte Maigret Fred:

»Haben Sie auch manchmal...«

»Sie brauchen keine Hemmungen zu haben. Rosa ist nicht eifersüchtig, das macht ihr schon seit langem nichts mehr aus. Ja, ich habe auch, wenn Sie's durchaus wissen wollen.«

»Bei ihr zu Hause?«

»Ich bin nie bei ihr gewesen. Hier. In der Küche

»So macht er das immer«, sagte Rosa. »Aber das geht immer ganz rasch. Kaum ist er verschwunden, ist er schon wieder da. Und das Mädchen kommt gleich hinterher, als wäre nichts geschehen.« - Georges Simenon, Maigret und die Tänzerin Arlette. München 1972 (Heyne Simenon-Kriminalromane 4, zuerst 1950)

 

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