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des Falschen Siphon, der Primus, nahm keinen
Anteil am Disput, sondern saß nur da und hatte sich selbst inne. Seine Anhänger
wurden von Pyzo angeführt, während Hopek Mjentus sekundierte. Und wiederum erblühten
in der stickigen und dicken Luft die roten Wangen, der Streit entflammte: Namen
zahlreicher Doktrinäre, verschiedene Theorien schossen wie aus der Schleuder,
stürmten in den Kampf, über den erhitzten Köpfen schwirrten Weltanschauungen
umher, dort wieder attackierte eine Schar Aufgeklärter und Aufklärender mit
der Hitzigkeit geschlechtlicher Neophyten den Obskurantismus der konservativen
Presse. Nationaldemokratie! Bolschewismus! Faschismus! Katholische Jugend! Schwertritter!
Allzeit bereit! Achtung! Lechiten! Pfadfinder! Falken! Immer ausgesuchtere Worte
fielen in der Diskussion. Es zeigte sich, daß jede politische Partei sie mit
ihrem besonderen Knabenideal faschierte und daß außerdem die einzelnen Denker
sie auf eigene Faust mit eigenen Geschmäckern und Idealen füllten, ferner waren
sie noch angefüllt mit Kino, Liebesroman und Zeitung. Und los ging es: alle
Arten von Knabe, Bursche, Komsomolze, Sportsmann, Jüngelchen, Jungmann, Schlingel,
Ästhet, Philosoph, Skeptiker tauchten wutentbrannt und bis zum äußersten erregt
und errötet in dem Getümmel empor, und spuckten sich an, und von unten her kam
Gestöhne und Geschrei: »Du bist naiv!« — »Nein, du bist naiv!« Denn alle diese
Ideale waren ohne Ausnahme maßlos, armselig, eng, unangebracht, mißraten; sie
schleuderten sie einander im Eifer des Disputs zu wie aus einem Katapult und
zogen sich wieder zurück, erschrocken über das, was sie da herausgeschleudert
hatten, konnten aber die nicht ausgemauserten Worte, die da gefallen waren,
nicht wieder zurücknehmen.
Allen Kontaktes mit dem Leben und der Wirklichkeit verlustig, von allen Splittern,
Richtungen und Strömungen gebügelt und geknetet, immer und stets pädagogisch
traktiert und von Falschem umgeben, gaben sie ein Konzert des Falschen. Und
was sie auch taten, war dumm. Falsch in ihrem Pathos, schauderhaft im Lyrismus,
fatal in ihrer Sentimentalität, ungeschickt in der Ironie, im Scherz und im
Witz, prätentiös in ihrer Schwärmerei, widerlich in ihrem Sturz. -
(fer)
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