onzertbesucher
Es kam zu einem Gentleman's Agreement: Lukas ging nicht mehr hin,
und die Platzanweiser und ein Teil des Publikums schmissen ihn nicht mehr hinaus.
Worauf war eine so spasmodische Diskordanz zurückzufuhren? Wenn man ihn fragt, erinnert sich Lukas an einige Dinge, zum Beispiel an den Abend im Colon, als sich ein Pianist im Augenblick der Zugaben mit von Chatschaturian beseelten Pranken über eine völlig wehrlose Klaviatur hermachte und das Publikum die Gelegenheit wahrnahm, sich einen Anfall von Hysterie zu erlauben, dessen Ausmaß bestens harmonierte mit dem Getöse, das der Künstler in den Paroxysmen des Finales erzeugte, und da sehen wir Lukas, wie er, zwischen den Parkettsitzen herumtastend, irgendwas auf dem Boden sucht.
»Haben der Herr etwas verloren«, erkundigte sich die Dame, zwischen deren Fußknöcheln Lukas' Finger herumwuselten.
»Die Musik, gnädige Frau«, sagte Lukas, knapp eine Sekunde bevor der Senator Poliyatti ihm den ersten Tritt in den Hintern versetzte.
Auch gab es damals den Liederabend, an dem eine Dame mit viel Feingefühl
die Pianissimi von Lotte Lehmann zu einem Husten nutzte, der den Posaunen eines
tibetischen Tempels würdig gewesen wäre, weshalb man dann auch die Stimme Lukas'
hörte, die sagte: »Wenn Kühe husten könnten, würden sie wie diese Dame
husten«, eine Diagnose, die den Doktor Chucho Beláustegui zu einer patriotischen
Intervention bewog, indem er Lukas mit dem Gesicht am Boden bis an den Rand
des Bürgersteigs der Calle Libertad schleifte, wo er seine Freiheit schließlich
wiedererlangte. - Julio Cortázar, Ende der Etappe. Die Erzählungen Bd. 4.
Frankfurt am Main 1998
Konzertbesucher (2)
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