Dexenwaage   Den Griechen galten die Thibier am Pontus für Zauberer, und es herrschte der Glaube, dass sie im Meere nicht untergehen können. Plinius, der dies erzählt, war stets eine Fundgrube für die Zauberdoktrinen und mag auch hier eingewirkt haben. Man mass den Hexen eine sehr geringe spezifische Schwere bei, wie diese auch in ihrer Flugfähigkeit hervortritt, und es musste wohl der Gedanke nahe liegen, dass man sie an diesem Kriterium, gleich den Thibiern, zu erkennen vermöge, Mit Bestimmtheit lässt sich dieses freilich nicht nachweisen. Die mittelalterliche Auffassung der Wasserprobe als eines Gottesurteils hatte im Hexenprozess einer ganz anderen Auffassung Platz gemacht. Dieselbe galt jetzt als Mittel um Indizien zu erlangen. Man wollte dahinter kommen, ob die Angeklagte wohl schwämme. Schwamm sie, so war ein sehr bedeutendes Indizium gegen die Angeklagte gewonnen, wobei zwei Gesichtspunkte in Betracht kamen. Einerseits stand es dann nämlich fest, dass der Teufel im Wasser mit ihr war und ihr Untersinken verhinderte. Bisweilen versprach der Teufel den Hexen während der Wasserprobe eine eiserne Stange zu bringen, damit sie sinken könnten, brachte dann aber bloss eine leichte, unnütze Nadel. Andererseits erkannte man an dem Schwimmen die spezifische Leichtigkeit der Hexen, die denselben kein Teufel abnehmen konnte.) Dafür, dass dieses letztere der Hauptgesichtspunkt war, spricht auch, dass Scribonius sich umständlich über dieLeichtheit der Hexen verb reitet, Remigius der Plinianischen Stelle wirklich gedenkt (Daemonolatr. III, 9) und der Wasserprobe auch eine andere Probe zur Seite steht, welche von dem spezifischen Gewichte der Hexen ausgeht."

Die letzte Bemerkung bezieht sich auf die sogenannte Hexenwage, auf der die Verdächtigte gewogen wurde und zum Beweis ihrer Unschuld schwerer sein musste, als sie vorher eingeschätzt wurde. Die Sache hing daher völlig von den Einschätzern ab und wir sehen hier schon die mittelalterliche Tradition von dem Hauch der Neuzeit durchweht. Von besonderem Rufe war die Stadtwage von Oudewater, deren Bescheinigung, wie es hiess gemäss einem Privilegium Karls V., überall Geltung hatte. Wer also nachweisen konnte, dass er auf dieser Stadtwage als vollgewichtig befunden wurde, konnte darauf rechnen von der Beschuldigung Hexe zu sein entlastet zu werden. Bei Gewichtproben dieser Art kam der Beschuldigten oft zu gut, dass die lächerlichsten Annahmen über das Gewicht der Hexen herrschten. Wie Walter Scott mitteilt, wurde selbst noch im Jahre 1707 ein als Hexe geltendes Weib, das die Wasserprobe schlecht bestanden hatte, vom Pöbel zur Hexenwage geschleppt. Zu ihrem Glück glaubten diese Leute am besten zu tun das Weib gegen die zwölffündige Kirchenbibel abzuwägen. Natürlich wog sie mehr und die Verfolgung wurde eingestellt.     - (hel)

Hexe Waage

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