Gewitterfurcht  Als die Gewitter sich fürchterlich über unserem Kutschenhimmel versammelten und prasselnde Feuerklumpen, als wärens Johanniswürmchen, im Himmel umherspielten; und als ich endlich ersuchen mußte, das schwitzende Post-Konklave möchte nur wenigstens Uhren, Ringe, Gelder und dergleichen zusammenwerfen, etwa in die Wagentaschen, damit kein Mensch einen Leiter am Leibe hätte: so tats nicht nur keiner, sondern mein eigner Schwager, der Dragoner, stieg gar mit gezognem nacktem Degen auf den Bock hinaus und schwur, er leite ab. Ich weiß nicht, war der desperate Mensch ein gescheuter oder keiner; kurz unsere Lage war fürchterlich, und jeder konnte ein gelieferter Mann sein. Zuletzt bekam ich gar einen halben Zank mit zweien von der rohen Menschenfracht der Kutsche, dem Vergifter und der Hure, weil sie fragend fast zu verstehen gaben, ich hätte vielleicht bei dem angepriesenen Pretiosen-Pickenick nicht die ehrlichsten Anschläge gehabt. So etwas verwundet die Ehre mit Gewalt, und in mir donnerte es nun stärker als oben - dennoch mußt' ich den ganzen nötigen Erbitterungs-Wortwechsel so leise und langsam als möglich führen und haderte sanft, damit nicht am Ende eine ganz in Harnisch gebrachte Kutsche in Hitze und Schweiß geriete und in unsere Mitte so den nahen Donnerkeil auf Ausdünstungen durch den Kutschenhimmel herabfahren ließe.  - Jean Paul, Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz, mit fortgehenden Noten, nebst der Beichte des Teufels bei einem Staatsmanne (zuerst 1807)
 
 

Gewitter Furcht

 

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