eschäftsbrief   Ich schloß die Tür, rannte zur Schreibmaschine und hämmerte darauflos. Es war mir nicht möglich, immer nach dem rechten Buchstaben zu suchen. Dann las ich, wieder ohne zu schlucken, was ich da, ohne irgendwas auszuixen, geantwortet hatte.

Liehiebe Manoutte-Selanie,

zo, zo, vas kenaus villst Du, öppis sehr Gnaus, Vas? Follst Du chaben. Zobelschickse, Du, Dir zerlieb soll ich Flimmertiergen vortvörtlich fangsen, zerlustieren willzdu Dich, willzt ßenzazzionell Schmotz und Sooze sdiingseln ßehn, Vas?! Schmetz mick dooch em Arpr. öppis Gnaus, dazz ick it lach. Bittebitte, sollzdu haawen. Was sowieso schövär und tlaulig fir mich, ßoo unkenau zu ßein. Zuer Reise kört nämlich die Haimkeer: Birga, schöwesterlich, mitten der  Tür, wißtrauisch, beletzt seit Jaarunddaag, awwer tlotzdem, wenn Er ankonft, Sü siebt ihn, Hinherzerrcherei, lautloslaut, ein Schmaufen, Augzucken, Röten, Schweigseln, Seefzen, Widerblikken, Verkennen, Bezeihen, ver splicht zrst, ver ßagt vas, sü oder ICH? Nix darvon liestu bei mir. Nix von Nachher wenn sü aus ihrne Klaidser herforgeet und immer gröösser vird, biss Sü liggt, glitzglein liggt Sü, als wi varschwindenend, schmölzend von Grohooß zu Glitzglein, da muuß ich abr schnall machen hinzkommen, dass Sü mr aso nakkt net glänzlig zergeet. Also hinn denn, en Vous servant, Dame, tres bien nourrie. Und schon waxt Sü wider mich, stöllt Knü auff, liggt rüsig, waxt noch in bsondere Taille, Reggionen, Samtschafften, also nimm die bewaxene Axelhööle, da bisst schön unterweegs biss du da durch bisst. Undüberall hastu Fellwälle, Mundungen, Spielgelengge Schmuchten, Schmieglen, Mammteien, Blubben zum Blabben, lange Mandunen womit Du mendeln kannst, Mooßenauen, blüsene Blefzgen zum Zerbezzen, litschige Lotschen für alle Art Ligglegg undsohalt. Nix liestu darvon bei miiier. Nix. Nix von der Grooßruttschbahn wellche füürt von den Knüün ab ins Valle Femora zum Meinstieg durchs Busch und Fließ ins Birgisch Inlet welches ißt aus föichtem Purpur. Nix liestu bei mir vom gay saber unserer sexmalsedici modi. O Dame, gaie et bone et bien nourrie, o joy en loiaute, o angelhombrutische, jetzt soll Dein renom heraus, eprisiert soll's werden, calque linguistique, wie Sü jovente bele et riant mir fallt und staigt, daß dem Mönch von Montaudon schlecht werden möcht. So Belanie wöttscht Du jetzt all noch Kenauikeit wenn ich saagg dazu kört dann auch die Heimkeer aus Zürich wo akkurat die 1491ste Betretung Birga's sich aso vollenzog vas abr der Schwiftsteller wenn ich den Beruuf rächt versteeh besser verschweigst weilen nach dem Urteil der Welt Liebe zuhaus fir Kunst nix härgibt also verlank nicht Kenauikeit sonzt lass ich die Haimkeer nicht wegg weil die zum Kapittel ainer Raise kört wi's Amen in der Kirch wail doch im auswärtigen Krieg die Würze such erst bildt welche so aim listen Conjugalis was Liehiebes eintuut und das Ehewerk zu airn Schmankerl macht, Oder stell es Dir foor: ich ferraat, dass das Ehewerk ainen Forteil hat durch die längere Walle, dadurch dass man's gar mit'em Minutenzaiger messen kann und die Teuschung such bildt es sai ain wenig weniger fir die Katz! Also ich hap Dir nix von der amour loial von der luzdicken conjugalen Conjugation nix Dir zugemutet und sogar jetznoch verschwieggen was laut wird in diese schmörzlich inständige Sitazionen die klabben aso gschmiert wi aine Liddannei und Liddurgiie und ein jeds Muskäll waiss im voraus wass kommd und es geet gehöörig zu mit Schmeide und Schmuus und Schmack und Schelan und Sprüchflüüchwörtersumms eine schlotzige Oper und Zammenarbeit zwischen mir und Birgi die mir süüße geräuschfolle Namen verlaiht und ich erwais ührem föichten Purpur maiste Ehr mit Schlupfnämen und Fertonungen von Birga. Abr wi gsagt das iss der Schrüftstellerei gopfert worden als neglischabl und iss mir jetz blooss hochkommen wail Du partuu öppis Gnaus willzt und ich saagg: wennschon kenau dann auch die Haimkumft zur Frau und wallen ich mich ins Schrüftstellerische hinaindenk und drum waiß das geht nicht an bleibtz also dabei wi ich das aufgschrieben Oderabr wir sind halt verkracht und Du ziegst das Geld zruck von mir. Amen. Adjö.

Als Ich-Anselm das gelesen hatte, schluckte ich, spannte ich einen neuen Bogen ein, diesmal mit Durchschlagpapier, und schrieb: Liebe Moumoutte, vielen Dank für Deinen Brief. Vielleicht hast Du recht. Machen wir einen Versuch. Schick den Chauffeur aber erst am viertensechsten. Ich kann nicht an einem Freitag verreisen, und schon gar nicht, wenn ich am Donnerstag (Christi Himmelfahrt) noch mit der Familie nach Maria Eich hinaus wallfahrten geh'. Herzlich Dein Anselm. - Martin Walser, Das Einhorn. Frankfurt am Main 1966

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