eimkehr des Odysseus
 

Penelope und Odysseus
 

Züchtig ausgestreckt auf ihrem keuschen Lager waren endlich die beiden Gatten wieder vereint. Und als Odysseus schnarchte, raubte ihm Penelope aus Liebe einen Kuß von den Lippen.

 - (dau)

Heimkehr (2) Traum und Erinnerung, Wunsch und Hoffnung, Gleichnis und Sinnbild des Menschen sehen aus wie Gärten. Er schafft Gärten, um zu verwirklichen, dauernd oder vergänglich, was ihm als eine unstillbare Sehnsucht vorschwebt, eine versagte Welt. Ein Garten ist etwas, woraus man nur hat vertrieben werden können, denn wie sonst hätte man ihn je verlassen? Ein Garten ist das was »jenseits« unser harrt, Paradies, Elysium, Hesperiden. Bei Homer steht als Beiwort der Wiese, über die hin der Schatten des Aias entgleitet, ein dunkles Adjektiv. Die Griechen haben es ganz früh als Blumennamen verlesen, und seitdem heißt dies oder jenes starre und schwermütige Blütengewächs ohne wirklichen Grund Asphodel. In den Gärten der Hesperiden sind die Äpfel an den Bäumen aus reinem Gold wie in den Märchen, längst bevor die Natur der ihr diktierten Zumutung nachgab und Orangen aus China kommen ließ. Im Hippolytus des Euripides ist das süße Märchen erhalten, daß die Geister derjenigen, die lebend nie ein Wort gebrochen haben, auf einer seligen Wiese wandeln, deren Blumen der Tritt weder beugt noch bricht; dem gegebenen Worte der Ehre blüht sein unvergänglicher Garten. Ein Garten ist das Eiland der Kalypso darum, weil Ithaka, eine verweinte Frau, ein gedrückter Sohn, ein verunehrter Vater, Ziegen- und Schweineherden und eine meuternde Nobelgarde nicht eben ein Garten ist, sondern das Drama des Lebens: es erzeugt sich aus dem leidenschaftlichen Erleiden sein leidenschaftliches Gegenbild, den Garten, in dem die unsterblich tränenlose Liebe den mächtigen Dulder aus sich sättigt. - (garten)

Heimkehr (3) Sobald ich in mein Haus getreten war, umarmte mich meine Frau und gab mir einen Kuß; da ich nun an die Umarmungen eines so verhaßten Tieres schon lange nicht mehr gewöhnt war, fiel ich in eine Ohnmacht, welche beinahe eine Stunde dauerte. Seit meiner Rückkehr nach England sind jetzt bereits fünf Jahre verflossen; im ersten Jahre konnte ich die Gegenwart meiner Frau und Kinder nicht ertragen; ihr starker Geruch war mir unausstehlich; noch weniger konnte ich es leiden, daß sie mit mir in demselben Zimmer aßen. Bis auf diesen Augenblick dürfen sie nicht wagen, mein Brot zu brechen oder mit mir aus demselben Becher zu trinken; auch konnte ich es nicht erlauben, daß irgendeine Person meiner Familie mir die Hand berührte. Das erste Geld, das ich ausgab, verwandte ich auf den Ankauf zweier junger Hengste, die ich mir in einem guten Stalle halte; sie sind meine besten Freunde zugleich mit dem Stallknecht, denn meine gute Laune wird durch den Geruch, den er aus dem Stalle mitbringt, wiederhergestellt. Meine Pferde verstehen mich ziemlich gut; ich unterhalte mich mit ihnen jeden Tag, und zwar gewöhnlich vier Stunden lang. Sie sind unbekannt mit Zaum und Sattel und leben in großer Freundschaft mit mir wie auch untereinander. - (gul)

Heimkehr (4)  Was ihn am meisten erstaunte, war, daß er keinen Hunger, keinen Durst und keine Müdigkeit verspürte. Er unterbrach seine Wanderung weder Tag noch Nacht - denn er wurde nie müde - und gelangte schließlich in seine Heimat. Er begab sich an den Ort, wo er das Haus seines Vaters zu finden glaubte, aber zu seinem großen Erstaunen fand er dort nur eine Wiese, auf der sehr alte Buchen und Eichen standen.

‹Ich bin hier doch am rechten Ort, oder sollte ich mich so irren?›,  sagte er zu sich selbst.

Er trat m ein Haus, das nicht weit davon stand, und fragte, wo Jouenn Dagorn, sein Vater, wohne. «Jouenn Dagorn? Hier wohnt niemand, der so heißt», antwortete man ihm.

Ein Greis jedoch, der am Herd saß, sagte: «Ich habe meinen Großvater von einem Jouenn Dagorn sprechen hören, aber er ist schon sehr lange tot, und seine Kinder und die Kinder seiner Kinder sind auch alle tot, und es gibt keinen Dagorn mehr im Lande ».

Niemand wunderte sich mehr als der arme Yvon über alles, was er horte, und da er keinen mehr im Lande kannte und da keiner ihn kannte, sagte er sich, daß er hier nichts mehr zu suchen habe und daß es wohl das beste sei, seinen Eltern dorthin zu folgen, wohin sie gegangen waren. Er begab sich also auf den Friedhof und fand dort ihre Gräber, von denen einige schon dreihundert Jahre alt waren. Da ging er in die Kirche und betete dort aus tiefstem Herzen; dann starb er auf der Stelle. - (bret)

Heimkehr (5)  Ein Mann war aus einem tschechischen Dorf aufgebrochen, um sein Glück zu machen. Nach fünfundzwanzig Jahren war er reich und mit Frau und Kind zurückgekehrt. Seine Mutter unterhielt mit seiner Schwester in seinem Geburtsort ein Hotel. Um sie zu überraschen, hatte er seine Frau und sein Kind in einem anderen Gasthof gelassen, war zu seiner Mutter gegangen, die ihn nicht erkannt hatte, als er hereinkam. Er war auf die Idee gekommen, zum Spaß ein Zimmer zu nehmen. Er hatte sein Geld gezeigt. Nachts hatten seine Mutter und seine Schwester ihn mit einem Hammer totgeschlagen, um ihn auszurauben, und hatten seine Leiche in den Fluß geworfen. Am Morgen war die Frau gekommen, hatte, ohne es zu wissen, die Identität des Reisenden enthüllt. Die Mutter hatte sich erhängt. Die Schwester hatte sich in einen Brunnen gestürzt. - Albert Camus, Der Fremde. nach:  Jean-Noël Kapferer, Gerüchte. Das älteste Massenmedium der Welt. Berlin 1997 (zuerst 1987)

Heimkehr (6)    Ja, mein Hartwig, das kenn ich - wie oft kam ich nach hause und fand das bett verwühlt, weil grade Luzie, die tochter, mit dem elektromonteur drauf gelegen hatte und die kleine saubere und genaue weltordnung meiner siebensachen verschoben und umgestellt. Drück abers auge zu - als wir einmal von Rügen in unsere schöne berliner wohnung heimkamen, lag ein mann unterm bett und schnarchte, es war Willi Bumke, ein langgesuchter berufsverbrecher, ein meißner service fehlte usw., aber er berief sich auf §51 und durfte alles behalten. »Erst wenn er Sie angeschossen hat, kommen wir«, meinte die polizei. - Hans Jürgen von der Wense, Von Aas bis Zylinder, Bd. I. Frankfurt am Main 2005

Heimkehr (7)  Auf dem Wohnzimmerboden der Lodge waren Unmengen von getrockneter Katzenkotze. Ebenso wie getrocknete Katzenkacke. In meiner Eigenschaft als Detektiv dienten mir diese eher unerfreulichen Hinterlassenschaften als Hinweise darauf, daß Dr. Skat und Lady Argyle offensichtlich am Leben und wohlauf waren - ziemlich lebendig und wohlauf, wie es aussah - und daß Nelda, die Frau aus Medina, die regelmäßig die Lodge putzte, in letzter Zeit wohl anderen Rufen gefolgt war, wie ihre Ziegen zu betreuen oder womöglich ihre seit langem schlafende, künstlerische Karriere wieder aufzunehmen. Nelda hatte Talent, einige ihrer frühen Werke zierten die Wände der Lodge. Wie alles andere, waren natürlich auch sie mit Spinnweben bedeckt. Vielleicht war sie damit beschäftigt gewesen, in ihre postimpressionistische Periode vorzudringen. - Kinky Friedman, Katze, Kind und Katastrophen. Berlin 2007 (zuerst 2005)

Heimkehr (8)  Vor dem Restaurant des Hotels Galax pflegte ein halbirrer Bettler zu hocken, der eigenartige Geschichten sang; er gab sich für Astrocent Peapo, den ehemaligen Kommandanten des Raumschiffes "Gottesgabe" aus. Dieser Greis, über die Maßen liederlich, behauptete tatsächlich, er sei Astrocent Peapo, doch war er nicht nur nicht bei Verstand, sondern hatte auch die Sprache verloren und konnte nur noch singen. Von Pinkertons Leuten geduldig ausgefragt, sang er ihnen eine unglaubliche Geschichte vor: An Bord des Raumschiffs sei etwas Entsetzliches passiert; nur mit einem Skaphander auf dem Leib über Bord geworfen, habe er mit einer Handvoll treuergebener Raumfahrer zu Fuß aus der Gegend des Andromedanebels zurückkehren müssen, was zweihundert Jahre gedauert habe. Er sei angeblich auf Meteoren, die in der entsprechenden Richtung flogen, oder auch per Anhalter mit Raketen gereist, und nur einen kleinen Teil des Weges habe er auf Lumeon, der unbemannten kosmischen Sonde, zurückgelegt, die beinahe mit Lichtgeschwindigkeit zur Erde flog. Diese Fahrt rittlings auf dem Buckel Lumeons habe er (nach seinen eigenen Worten) mit dem Verlust der Sprache bezahlen müssen, dafür sei er um viele Jahre jünger geworden, dank der bekannten Erscheinung der Zeitschrumpfung bei Körpern, die sich mit lichtnahen Geschwindigkeiten bewegen. - (lem)

Heimkehr (9) Der Govi Naldo war Angestellter im Städtischen Hundeasyl. An jenem Nachmittag war dort ein Hund ausgerissen; sie waren ihm anderthalb Stunden bergauf nachgelaufen, er und sein Kollege, der Hundefänger; schließlich hatten sie ihn oben auf der Anhöhe erwischt, wo sich der Hund aber sträubte und den Govi in den Knöchel biß. Dieser Umstand hat ihn wahrscheinlich erschüttert oder vielleicht war er schon seit einer Weile erschüttert. Er ging nach Hause und sagte zu seiner Frau: »Guten Tag, was wünschen Sie?« Und seine Frau sagte: »Ach, du bist's schon wieder mit deinem Blödsinn.« Im Gespräch gebrauchte sie oft diese Formel. Er schaute sie an: Es kam ihm vor, als hätte er sie nie gesehen; seine Frau war keine Schönheit. Und da dachte der Govi: »Das ist eine Verrückte, der darf man nicht widersprechen.« Seine Frau war nämlich unfrisiert und trug einen alten Morgenrock, den sie beim Putzen immer anhatte. Sie sah also nicht aus wie eine anständige Frau. »Das ist eine Verrückte, eine Schlampe«, dachte er, »die glaubt, sie ist hier zu Hause.« - (cav)

Heimkehr (10)  Der etwas altertümlich aber nicht unelegant gekleidete Herr durchmißt gerade die letzten Meter, die ihn von seinem Haus trennen. Seine Rückkehr ist durch einen lästigen Regenschauer, ein leichtes Erdbeben und Mutmaßungen über eine Epidemie verzögert worden. Auf dem Heimweg hat er sich mehrfach verirrt — vom Wege abgebracht durch riesige Trichter, eingestürzte Wohnblocks, den Flammen anheimgegebene Leichenhaufen und Maschinengewehrsalven, die ein Plündern der mit unglaublichen Schätzen gefüllten Tempel des Glaubens verhindern sollten. Er erinnert sich jetzt genau: seine Reise zurück hat schon wenigstens vor ein paar Tagen begonnen; doch während er mit knapper Not einer bizarren Maschine ausweicht, die gerade explodiert, merkt er, daß er eine Zeitung in der Hand hält, die ein um Jahre zurückliegendes Datum trägt, und eine Überschrift, in der von einem glorreichen Krieg die Rede ist, den er seit langem beendet weiß, auch wenn ihm unklar ist, wer ihn gewonnen hat. - (pill)

Heimkehr (11)  

- Andrej Glusgold

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Rückkehr