Frauenverächterin  »Was soll ich mit Ihnen machen?« Susanna Moissejewna seufzte. »Sei es denn, ich will Ihnen das Geld geben, weiß ich auch, daß Sie deswegen auf mich einmal schimpfen werden. Sie werden sich bestimmt nach der Hochzeit mit Ihrer Frau entzweien und dann sagen: wenn die schäbige Jüdin mir doch nur das Geld nicht gegeben hätte, vielleicht wäre ich dann heute noch frei wie ein Vogel! Ist Ihre Braut eigentlich hübsch?«

»Es geht...«

»Hm!... Immerhin noch gut, daß wenigstens etwas vorhanden ist, Schönheit ist besser als nichts. Im übrigen kann eine Frau nicht einmal durch Schönheit ihren Gatten für ihre Leerheit entschädigen.«

»Originell!« Der Leutnant lachte. »Sie sind selber eine Frau und dennoch solche Frauenfeindin!«

»Eine Frau ...« Susanna lächelte, »Bin ich daran schuld, daß Gott mir diese Hülle gegeben hat? Daran bin ich genausowenig schuld wie Sie an Ihrem Schnurrbart. Es ist nicht Sache der Geige, das Futteral auszusuchen. Ich liebe mich selber sehr, wenn man mich aber daran erinnert, daß ich eine Frau bin, beginne ich mich selber zu hassen. Gehen Sie jetzt hinaus, ich will mich anziehen. Sie können im Salon auf mich warten.« Der Leutnant schritt hinaus und schöpfte tief Luft, um sich vom schweren Duft des Jasmins zu befreien, der ihm bereits den Kopf schwindlig machte und ihn im Halse kitzelte. Er war recht erstaunt.

Wie sonderbar sie ist! dachte er und blickte sich um. Was sie sagt, ist ganz logisch... nur spricht sie viel zuviel und viel zu offen.  - Anton Tschechow, Morast. Nach (tsch)

 

Frau Verachtung

 

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