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Eine Zeichnung von Charlotte nach einem Stich von W. Finden. |
- Aus: Charlotte Branwell Emily
Anne Brontë: Angria & Gondal. Frankfurt am Main 1987 (zuerst
1829 ff.)
Braut (2) Nun habe ich sie also geheiratet. Noch im Mai verpatzte sie mir die zweite Etappe des Ausflugs, indem ich standhaft an ihrem Haus vorbeiging und all die Abenteuer des weiteren Tages diesen Verzicht nicht wettmachten. Sie ging dort auf sauberen hellblauen Fliesen umher, sechzehnjährig, im Sonnenlicht, nahe ihrem noch jüngeren Schwesterdouble, ihr Alpenvollmilchgesicht von etwas altmodischer Erotik wie die Gesichter vieler dicklicher Mädchen, und gewiß würde sich auch sonst viel Schönes meinem Streicheln entgegenwölben. Zur hellen Haut des Trumms Milch kontrastierte gut das Kakaobraun der Mindest-Verpackung; zu den erdhaften Kilogrammen die wieslige Ubiquität.
Das Weltlein, das ich bei jenem Ausflug in einem Anfall von Selbsttäuschung links liegen gelassen hatte, war nun durch einen Handstreich meine Welt geworden. Wir eroberten uns das Glück im Sturm, und Dollis nächste Regel wird gewiß schon ausbleiben, denn — so jung sie ist — wir wünschen uns viele Kinder. Die Kinder dieser Familie sehen alle gleich aus, dies ist vielleicht ein Zug bäuerlicher Beharrlichkeit.
Diese Braut ist korrupt, weil sie mich ohne Warnung genommen
hat. Wie bringen wir einander unseren Freunden bei und worüber
handeln wir nach Ablauf der Flitterwochen, wenn Erstes und Zweites
Programm gleichöde Blaulichtberieselung bieten? -
(oko)
Bräute (3) betrügen,
wenn sie als Jungfern mit Cräntzen und Musique in die Kirche
gehen, ohnerachtet sie ihrer Jungferschaft
beraubet, und bald nach der Hochzeit
das Wochen=Bette aufschlagen lassen müssen. 2) Wenn sie
einen oder den andern lange bey der nase herumziehen, und immer
vertrösten, daß sie solche heyrathen wollen, bald aber, da sie
ein besser Glück vor sich sehen, selbige wiederum abandonniren.
3) Wenn sie wider ihrer Eltern Consens sich mit einer Person
heimlich versprechen, und trauen lassen. 4) Wenn sie durch gewisse
Philtra, oder Liebes=Thränke sich ihres Ehe=Verlobtens
Liebe zuwege gebracht, und gleichwohl
diese Ehligung ihren Tugenden, als einer antreibenden Ursache,
zuschreiben. 5) Wenn sie diejenige, von welchen sie ehemals caressirt,
nachgehends aber, da sie sich in entlegene Orte begeben, heimlich
verlassen werden durch allerhand zauberische und verbotene Mittel
wiederum herbeybringen. 6) Wenn sie einem die Ehe einmal zugesagt,
vor Vollziehung der Verlöbniß aber mit andern heimlich davongehen.
7) Wenn sie sich jünger und reicher, als sie in der That sind,
gegen ihre Freyer ausgeben. 8) Wenn sie mit garstigen Kranckheiten,
fallender Seuche und heimlichen Leibes=Gebrechen behafret
sind, und solche denen Freyern verschweigen. 9) Wenn sie bey
ihrer Trauumg allenthalben kostbare Kleider und Schmuck zusammen
borgen, und damit, als ob solcher ihnen eigenthünlich sey, gleich
der mit fremden Federn geschmückten Krähe in Phaedro,
stoltzieren und prangen. 10) Wenn sie ihre Braut=Kleider von
den Handels=Leuten erborgen, und erst, nach gehaltener Hochzeit,
aus des Bräutigams Beutel bezahlen wollen. - Betrugs=Lexikon,
worinnen die meisten Betrügereyen in allen Ständen, nebst denen
darwider guthen Theils dienenden Mitteln entdecket von Georg
Paul Hönn. München 1977 (zuerst 1721)
Braut (4)
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Es ischt beyn ünß der brauch, auf ünsern houchen
olbma, |
(zwe)
Braut (5) Null uhr! Altväterisch schlägt das mächtige perpendikel in der ahnenhalle seine trauertöne.. Leise rieselt der verputz von den wänden.. Und: lo and behold! Aus dem echten ölgemälde Carmillas der nächtlichen nachzehrerin springt, bleicher denn ein bogen bütten, Edwarda Cornwallis selig! Und ihr drei meter tiefer sprung ist völlig lautlos! Ein schimmerndes loch gähnt in dem schaurigen conterfei.. Johann darling..!
Und Johann Adderley Bancroft sieht im munde seiner süßen braut eine reihe
perlenweißer vipernzähne hervorsteigen, sieht auch das winzige wundmal ihres
schwanenhalses.. Seine pistolen schlagen dumpf zu boden, er macht kehrt, beginnt
zu laufen, läuft, läuft, läuft in die schauerliche nacht hinaus! - H. C. Artmann, Drakula Drakula. Ein transsylvanisches
Abenteuer. In: H.C.A., Schauerromane. München 1997 (zuerst 1965)
Braut (6)
Braut (7)
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