usammenleben
Der »Kojotenkomplex« galt Beuys als ein Fall in der Geschichte
der Verfolgungen, in denen sich die »unbewältigte Vergangenheit gegen die Indianer
fortsetzt«. Ans diesem und ein paar anderen Gründen wollte Beuys während
seiner Maireise »nichts anderes sehen von Amerika
als den Kojoten«. Für die Aktion »Coyote: l like America and America likes me«
ließ er sich, komplett in Filz gehüllt, per Krankenwagen vom New Yorker Flughafen
in die Galerie René Block fahren. In dem Galerieraum lebte Beuys eine
Woche lang mit einem Kojoten hinter einem Drahtzaun vor Publikum. Und Little
John. so hieß der Kojote, war ein dankbarer Partner. Auf die mitgebrachten Gegenstände
des Künstlers reagierte er nach Kojotenart. Taschenlampe, Filz, Spazierstock,
Handschuhe und die täglich in den Raum gelegten fünfzig Exemplare der aktuellen
Ausgabe des Wall Streel Journal wurden berochen, manchmal gedreht und
mit Urin markiert. Einen Eindruck von den Ruhe-
und Bewegungsverhältnissen zwischen Beuys und
Little John vermitteln die berühmten Photos der Kunstkritikerin CarolineTisdall.
Beuys' Lauflinien sind immer auf den Kojoten ausgerichtet. Dabei scheint
das Tier manchmal verrückt vor Erregung. »Boshaft, heimtückisch
und verschlagen, verspielt bis zur Aggression, sprang er den Stock an, zerfleischte
den Filz, zerfetzte ihn zu kleinen Flocken, die den abfallenden Büscheln seines
eigenen Felles glichen«, schreibt Tisdall über die temperamentvolleren Momente
der Performance. In den ruhigeren Zeiten lagen sie oft nur da - der Kojote am
liebsten auf einem Filzhaufen und Beuys in der Ecke im Stroh. Nur wenn der Künstler
rauchte, fand auch Little John Gefallen am Stroh und legte sich neben ihn. Wie
Beuys hinterher bemerkte: »Es lief gut. Wahrscheinlich hatte ich
die ›geistige Lage‹ richtig eingeschätzt ... Ich hatte einen wirklich guten
Kontakt zu ihm.« - Cord Riechelmann, Bestiarium. Der Zoo als Welt - die
Welt als Zoo. Frankfurt am Main 2003
Zusammenleben
(2) Einige Frauen bringen Mörder zur Welt, andere gehen
mit ihnen ins Bett und wieder andere heiraten sie. Lina Aysgarth hatte mit ihrem
Mann bereits acht Jahre zusammen gelebt, ehe ihr klar wurde, daß sie mit einem
Mörder verheiratet war. - Francis Iles, Vor der Tat. München 1972
(zuerst 1932)
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