- Ehemals Domenichino zugeschrieben, nach: Walter Koschatzky,
Die Kunst der Zeichnung. Technik, Geschichte, Meisterwerke. München 1981 (dtv
30741, zuerst 1977)
Zeichner (2) Sein Nachbar,
Monsieur Henri Boutet, hat uns ein trauriges Bild Bresdins
auf seinem Totenbett hinterlassen: In einer Ecke
des elenden Speichers steht das Bett, eigentlich nur eine Kiste aus rohem Holz.
Darin, die Leiche, eine Art altes Kind, bärtig und kahl, eine Puppe in Lumpen,
die Hände nicht gefaltet. Der Strohsack ist löchrig, das Bett zu kurz. Habseligkeiten
sind daran aufgehängt. Auf dem Boden Holzschuhe, ein Stock, ein Kochtopf, eine
Kiste, ein Tonkinesenhelm, von einer Kerze mit Licht und Schatten eingedeckt.
- Robert de Montesquiou, nach: Wieland Schmied, Zweihundert Jahre
phantastische Malerei. München 1980
Zeichner (3) Ein
geplanter Mordanschlag soll dem 73-jährigen Kurt Westergaard gegolten
haben. Er ist einer der zwölf Zeichner, deren Karikaturen Monate nach
ihrer Veröffentlichung zu Protesten und Ausschreitungen vor allem in
muslimischen Ländern geführt hatten. Westergaard zeichnete die
besonders oft nachgedruckte Karikatur, die Mohammed mit einer Bombe
statt eines Turbans auf dem Kopf darstellte. - Reinhard Wolff,
taz
vom 13. Februar 2008
Zeichner (4) Ein
älterer Herr zeichnet mit dem Stock Sandwegfiguren Wie sieht eine
Wachtel aus? Oder ein Wachtelhund? Der Nachbar hat eine Laube. Der Nachbar hat
einen Wachtelhund vor der Laubentür. So, das ist ein Schnabel. Im Schnabel sitzt
der Nachbar. Er ist klein. Er hat eine Gießkanne zur Frau genommen. Da ist sie!
Das runde Ding ist ihr Kopf. Der hat immer was zu gießen. Wer sie anspricht
auf eigne Gefahr, wird umgeregnet von ihr. Sie kann den Wachtelhund nicht leiden.
»Er soll«, sagt sie, »Wachhund heißen!« Der Nachbar sagt zu seiner Frau: »Ich
sitze gut im Schnabel des Wachtelhunds, bitte lass es dabei!« Aber die Gießkanne
regnet nasskalt zurück: »Schuld daran ist dieser Kerl, der uns hier aufmalt.
Er soll uns auslöschen, dann ist alles in Ordnung!« -
Günter Bruno Fuchs, Handbuch für Einwohner. München 1970
Zeichner (5)
Zeichner (6)
- Saul Steinberg, nach: dtv-Lexikon 1972, Bd. 17
Zeichner (7)
Die beiden Männer Kurabara und Buruk waren tagelang gewandert, bis sie schließlich
den riesigen Felsen Tor Rock erreichten. Die Umgebung des Felsens gefiel ihnen
so gut, daß sie sich dazu entschlossen, sich eine Zeitlang an diesem Platz niederzulassen.
Sie verbrachten einige Zeit damit, am Fuß des Felsens entlang zu wandern und
entdeckten in einer Höhle zahlreiche Zeichnungen auf den Felswänden, Zeichnungen
von Tieren und Menschen. Nachdem die Männer die Zeichnungen eine Weile betrachtet
und bewundert hatten, schlug Kurabara vor, daß sie ihr eigenes Bildnis zeichnen
sollten. Buruk war begeistert, doch da sie beide erst einmal weiterwandern wollten,
geriet der Vorschlag in Vergessenheit. Am folgenden Morgen fanden sie weitere
Felszeichnungen an den Felswänden eines kleinen Berges, aber wiederum verschoben
sie ihr Vorhaben, sich gegenseitig zu zeichnen. Schließlich gerieten sie auf
ihrer Wanderung in eine Landschaft, die ihnen so gut gefiel, daß sie dort eine
bleibende Lagerstätte einrichteten. In ihrer Nähe befand sich eine Felswand,
und eines Tages gingen Kurabara und Buruk dorthin und zeichneten sich gegenseitig.
Kurabara zeichnete Buruk als Dingo, und Buruk zeichnete Kurabara als Känguruh.
Den beiden Künstlern gefiel ihr Abbild so gut, daß
sie sich in die dargestellten Tiere verwandelten,
Kurabara in das Känguruh und Buruk in den Dingo. In dieser Gestalt lebten sie
noch eine ganze Weile in ihrem Lager, bis sie eines Tages zu ihren Felsbildern
zurückkehrten und dort in die Felszeichnungen eingingen. - Märchen aus
Australien. Traumzeitmythen der Aborigines. Hg. Anneliese Löffler. München 1992
Zeichner (8)
Zeichner (9)
- Emil Orlik
Zeichner (10) Ernst Jünger sagt in seinem Essay »Fortunas Unkraut« etwa sinngemäß: »Der Glückliche gleicht den Figuren der Oper — seine Gesten, seine Wörter, seine Wendungen werden durch ein geheimes Orchester geordnet und geführt. Seine Intelligenz besteht darin, daß er eine höhere Vernunft für sich denken läßt.«
Ins Profane übertragen und ins Kleinformat, heißt das in meinem Fall: der
wirkliche Zeichner ist darauf angelegt, daß die Dinge sich für ihn zeichnen,
daß er alles für sich von außen nach innen kommen lassen soll. Das gilt für
die in süßer Verliebtheit gezeichneten November-Stilleben ebenso wie für die
Kopie. Auch im Kopiefall sind die Impulse ziemlich äußerlich — sprich: selbstverständlicher
und ganz und gar spielerischer Art. (Nix Mission — alles Emission!) Wiederholung:
das heißt in meinem Fall, daß alle Impulse von außen kommen und daß auf alles
reagiert wird. - (
jan
)
Zeichner (11)
- Robert Crumb
Zeichner (12)
Zeichner (13)
-
Frantisek Kupka, »Ecce Homo«, nach: Ulrich Pfisterer, "Der Kampf ums
Weib ...
"
Zeichner (14) Dominique-Vivant Denon lebt in zahlreichen Anekdoten weiter, ein Glückskind und Lebenskünstler, ein Frauenliebling und Schützling dreier Regierungssysteme. Kammerherr Ludwigs XV., Kunstberater der Pompadour, Gesandtschaftsattache und Diplomat in St. Petersburg, Stockholm und Neapel, ein glänzender Erzähler und Charmeur in den Salons von Paris und Versailles, Maler und Zeichner von hoher Begabung, Kunstsachverständiger von Geschmack, beriet er die höchsten Herrschaften in ihrer Sammlerleidenschaft, bezauberte sie mit seinen witzigen Aussprüchen und Bonmots. Dann überraschte ihn die Revolution in Neapel; er erfuhr, daß sein Name auf der Liste der Emigranten stehe, daß sein Vermögen beschlagnahmt sei, und er reiste furchtlos nach Paris zurück, gewann den Maler David für seine Interessen, desgleichen die Mitglieder des Wohlfahrtsausschusses. Man erstattete ihm seinen Besitz zurück und bestellte bei ihm Entwürfe für Kostüme. Wie zur Zeit der Marquise de Pompadour war er beliebt, wurde begönnert, gehätschelt und gefördert. So ging die Schreckensherrschaft vorbei. Denon verhielt sich ruhig, hütete seinen losen Mund, verbrachte lange Stunden im Revolutionstribunal und zeichnete mit ätzendem Stift Angeklagte wie Ankläger und Henker. 1797 traf er auf einem Ball bei Herrn de Talleyrand einen jungen General, der ein Glas Limonade verlangte. Denon reichte ihm das seine; ein Gespräch entspann sich. Denon sprach mit seiner gewohnten einnehmenden Liebenswürdigkeit, mit dem alten Feuer, dem alten Witz und gewann in einer Viertelstunde Bonapartes Freundschaft. Als Fünfzigjähriger machte der Unverwüstliche noch den ägyptischen Feldzug mit und legte eine bezwingende Unerschrockenheit an den Tag. Mitten im feindlichen Kugelregen zeichnete er so gelassen und ruhig wie zu Hause am Arbeitstisch.
So begleitete er nun den Kaiser auf seinen Feldzügen, nach Österreich, Spanien, Portugal, zeichnete im Feuer der Schlachten und begeisterte die altgedienten Soldaten durch seine lässige Kaltblütigkeit. Als Direktor des Louvre-Museums blieb ihm 1815 der bittere Kelch, fast die ganze Sammlung hergeben zu müssen, nicht erspart. Er kämpfte um jedes Stück; noch während der Feind Bilder und Statuen einpackte, verhandelte er weiter, verbissen, unnachgiebig, obwohl er sich keine Illusionen über den Mißerfolg seiner Bemühungen machte. Dann reichte er dem König seine Demission ein.
Von nun an lebte Denon das beschauliche Leben eines weise Gewordenen.
Er ruhte aus, malte, zeichnete, las und genoß das Leben, das gegenwärtige mit
allen Sinnen, das vergangene in heiterer Rückschau. Er vergaß nichts, bereute
nichts. Und er hinterließ, neben einer stattlichen Anzahl von Stichen, Aquarellen
und Zeichnungen, ein kleines Buch: Point
de lendemain. - Walter Widmer, Nachwort zu Meistererzählungen
des französischen Rokoko. München 1962
Zeichner (15)
Zeichner (16)
- Roland Topor
Zeichner (17)
- Lovis Corinth, Selbstbildnis als Zeichner
Zeichner (18)
- E.T.A. Hoffmann, Selbstporträt als Zeichner
Zeichner (19)
Zeichner (20) Seit ich sechs
Jahre alt bin, habe ich die Manie zu zeichnen gehabt. Gegen fünfzig Jahre hatte
ich eine unendliche Menge von Zeichnungen veröffentlicht, aber alles, was ich
vor dem dreiundsiebzigsten Jahre geschaffen hatte, ist nicht der Rede wert.
Gegen das Alter von dreiundsiebzig Jahren ungefähr habe ich etwas von der wahren
Natur der Tiere, der Kräuter, der Fische und Insekten begriffen. Folglich werde
ich mit achtzig Jahren nochmals Fortschritte gemacht haben, mit neunzig Jahren
werde ich das Geheimnis der Dinge durchschauen, und wenn ich hundertundzehn
Jahre zähle, wird alles von mir, sei es auch nur ein Strich oder ein Punkt,
lebendig sein. - Hokusai, nach: Gottfried Benn, Altern als Problem
für Künstler. In: G. B., Essays, Reden, Vorträge. Wiesbaden 1965
Zeichner (21)
- Topor-Selbstporträt
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