raum, amerikanischer Von Amerika träumend, wollte er wenigstens dem Ozean nahe sein. In Bordeaux, wo er sich auch als Gärtner betätigte, hatte der alte Junggeselle eine Familie begründet, die ihm bald über den Kopf wuchs. Bresdin hatte sechs Kinder, denen er ein liebevoller Vater, aber schlechter Ernährer war.
Das einzige Mal, daß er näher mit Geld in Berührung
kam, war, als er den ersten Preis für den Entwurf einer amerikanischen Banknote
gewann - seine Vorliebe für miniaturhafte Darstellungen und noch unter der Lupe
präzise Details hatte ihn für diese Aufgabe prädestiniert. Im Preis war die
kostenlose Überfahrt für die ganze Familie in die neue Welt eingeschlossen,
die sich ihm sehr bald als ein Land nur allzu begrenzter Möglichkeiten erwies.
Nach einem Jahr in New York, wo er die Herstellung der Platten und den Ausfall
des Druckes überwachte, wechselte er nach Kanada hinüber, wo er sich in vielerlei
Berufen durchschlug, ohne Fuß fassen zu können. Das in New York ersparte Geld
war rasch dahin. Sein sehnlichster Wunsch, die großen Wälder
zu finden, ein Pionierleben zu führen als Waldläufer oder Siedler an der Grenze
der Wildnis, blieb ihm versagt. Nirgendwo fand er Wälder, die sich mit der Unendlichkeit
und Dichte seines ›Forêt de Fontainebleau‹, wie er jhn 1861 radiert hatte, messen
konnten. Es war Victor Hugo, der am Schicksal Bresdins stets Anteil genommen
hatte, der dem erkrankten Mann und seiner Familie die Rückkehr nach Paris finanzierte.
- Wieland Schmied, Zweihundert Jahre
phantastische Malerei. München 1980
Traum,
amerikanischer
(2) Groszens Sehnsucht
war auf Amerika gerichtet. Er hatte viel über Amerika gelesen, er liebte Chaplin
über alles, er dachte sich Amerika als das große Land der Freiheit, in dem jeder
seine eigenen Gaben bis zur Vollendung entwickeln dürfe. Es war sein Schicksal,
daß er, als im Jahre 1932 schon Hitler drohte, wirklich nach Amerika gehen konnte.
Grosz lebte fünfundzwanzig Jahre in Amerika, aber es gelang ihm dort nicht,
seinen Traum zu verwirklichen. Amerika, so mußte er feststellen, war völlig
anders, als er es sich romantischerweise gedacht hatte. Groszens Aggression,
von der sein ungewöhnliches Beobachtergefühl genährt wurde, seine ewig scharfe
Kritik fanden in Amerika kein Objekt. Es gab in Amerika nichts, über das man
sich künstlerisch aufregen konnte, so wie wir es in Berlin getan hatten. Amerika,
entdeckte Grosz, ist kein Land für zornige junge Leute. Es ist vielmehr ein
Land, wo man entweder mitmacht oder sich durch Unpopularität erledigt. -
Richard Huelsenbeck, Nachwort zu: Phantastische Gebete. Zürich 1960 (zuerst 1916)
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