Erstens entsenden die Dinge gar oft, wie der Augenschein
lehret, Doch jetzt höre, wie leicht und wie rasch sich die Bilder
entwickeln |
- (
luk
)
Abbbild (2)
Abbbild (3)
Ich frage mich, ob nicht jemand auch unser Haus zu sehen und seine
Intimität anzukratzen beginnt - vielleicht sogar Zeichenübungen an meinem labilen
Profil macht. Ich wechsle augenblicklich meinen Standort und beginne, den Kopf
hin und her zu wiegen, so daß er ständig in verschiedenen Stellungen erscheint
und niemand mich graphisch fixieren könnte. Ich weiß, daß jede Abbildung einen
Vitalitätsverlust mit sich bringt, und daß es einem meiner Großväter, der erst
kürzlich zu uns zurückkehrte, gelungen ist, seine Frau - die Mutter meiner Mutter
- umzubringen, ganz einfach, indem er Ihr einen Bleistift und einen Spiegel
schenkte. Der Spiegel hängt nun in diesem Zimmer und ist mit Blutklümpchen und
einem Anflug von Auge bedeckt, und unbezwei feibar atmet er auf der rechten
Seite. Trübe, runzlig und reserviert, ist der Spiegel in gewissem Sinne ein
Sarg, und in diesem Sarg liegt meine Großmutter, weilt wieder unter uns; vorhanden
und irreparabel, bis auf jenen protoplasmatischen Stoff, der sich an den Spiegel
geheftet hat, und der an heißen Tagen auf den Boden hinabrinnt, wo er ironisch
ihr Profil skizziert. - Giorgio Manganelli,
Unschluß. Berlin 1978
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