ordermann
Rätselhaft
erschien Forschern bisher das Verhalten
von Treiberameisen, die von der Pheromon-Spur ihres Volkes getrennt
werden. Statt sich auf die Suche nach der verlorenen Duftmarkierung
zu begeben, organisieren sich die isolierten Tiere und laufen
hintereinander so lange im Kreis, bis sie erschöpft sterben.
Der tödliche Rundenlauf ist offenbar der Preis für eine höchst
erfolgreiche Überlebensstrategie,
so die These von Frédéric Delsuc, Wissenschaftler an der
Universität im neuseeländischen Palmerston North: Erst die Jagd
in einer Gruppe ermögliche es den Treiberameisen, auch größere
Beutestücke zu überwältigen und zu transportieren. Die Evolution
habe die Tiere deshalb schon vor mehr als hundert Millionen Jahren
ins Kollektiv gezwungen - und dafür gesorgt, dass sich jede einzelne
Treiberameise bedingungslos am Verhalten ihrer Artgenossen orientiert.
Solange die Pheromon-Spur intakt ist, die den Tieren Aufgabe
und Richtung übermittelt, funktioniert die Gruppendynamik. Fallen
die wegweisenden Botenstoffe dagegen weg, wird der evolutionäre
Überlebenstrick zur Falle: Die Ameisen suchen sich einen Vordermann
und laufen diesem einfach nach, bis sie sterben.
- Der Spiegel 48 / 2003
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