oreingenommenheit
Ein Mensch mit vorgefaßten Meinungen, der sich vermißt,
eine weltliche oder kirchliche Würde zu bekleiden, ist wie ein
Blinder, der malen will, wie ein Stummer, der eine Rede halten
möchte, wie ein Tauber, der über eine Symphonie urteilt; schwache
Vergleiche, die nur unvollkommen zum Ausdruck bringen, wie erbärmlich
und unselig Voreingenommenheit ist: man muß hinzusetzen, daß
es ein trostloses, unheilbares Übel ist,
das alle ansteckt, die sich dem Kranken nähern; das Gleichgestellte,
Untergebene, Verwandte, Freunde, ja die Ärzte verscheucht; sie
werden ihn nie heilen, wenn sie ihn nicht dahin bringen, daß
er seine Krankheit einsieht und die Heilmittel annimmt, als da
sind: ruhig anhören, zweifeln, sich
unterrichten und Klarheit verschaffen. Schmeichler,
Schelme, Verleumder, alle, die ihre Zunge
nur zur Lüge und für ihren Eigennutz
in Bewegung setzen, sind die Quacksalber, denen er Vertrauen
schenkt und die ihm zu schlucken
geben, was ihnen gut dünkt; an ihrem Gift geht er zugrunde. -
(
bru
)