volution
Die Menschen sind in 5 Millionen Jahren schon wieder ausgestorben.
Seltsame Tiere wie der "Rasselrücken", das "Purpurgesicht"
und der "Salzdrachen" bevölkern
die Kontinente. In 200 Millionen Jahren haben die Fische Flügel
bekommen und hat als neue Tierart der "Flisch" die
Vögel ersetzt; aus den Tintenfischen
sind riesige Waldbewohner geworden. Sich vorzustellen, wohin
die Evolution geht, macht irre Spaß, ist aber keine bloße Phantasterei.
Es gibt viele Regeln zu beachten: Das
Knochengerüst muss stark genug sein, um das Gewicht zu tragen;
in kalten Klimazonen überleben nur Tiere mit einem kompakten
Körperbau und einem dicken Fell. Und warum hat die Evolution
eigentlich noch keine Tiere mit Rädern hervorgebracht?
-
Ulrich Kühne, SZ (Literaturbeilage) 17. März 2003
Evolution
(2) Die Organismen sind also
für den Code Schild und Panzer, ein Harnisch, der
immer wieder versagt - sie gehen zugrunde, damit er weiterbestehen kann. Die
Evolution begeht somit einen doppelten Fehler: bei den Organismen, die durch
Unzuverlässigkeit vergänglich sind, und beim Code, der durch Unzuverlässigkeit
Fehler entstehen läßt; ihr nennt diese Fehler
euphemistisch Mutationen. Die Evolution ist somit
ein irrender Irrtum. Als Botschaft betrachtet,
ist der Code ein Brief, der von niemandem geschrieben und an niemanden geschickt
wurde; erst jetzt, nachdem ihr euch die Informatik geschaffen habt, beginnt
ihr zu begreifen, daß auch ohne irgendwelche Wesen, ohne irgendeine Vernunft
so etwas möglich ist wie Briefe, die sehr wohl einen Sinn haben und doch, obwohl
einmal entstanden und existierend, von niemandem mit Absicht verfaßt worden
sind, ebenso möglich wie ein geordneter Empfang des Inhalts dieser Briefe. - Stanislaw Lem, Also sprach GOLEM. Frankfurt am Main
1986 (zuerst 1973)
Evolution (3)
Neue Bildungen, Der Ochsenspatz |
- Christian Morgenstern, nach: Das
ABC
der Tiere. Gedichte. Hg. Evelyne Polt-Heinz und Christine Schmidjell.
Stuttgart 2003 (Reclam 18275)
Evolution (4) Das von der Weltessenz
durchdrungene Leben muß den Kosmos wiederspiegeln. Wir sehen
die Evolution in gerader Linie sich fortbewegen nach einem verhüllten
Ziel. Für den Ausgleich dagegen erachte ich die Rotation, die
Kreisbewegung als typisch. Im Zentrum des alten Lebens steht
als Symbol das Swastika, das sich drehende Rad. Die Ringtänze
der Jünglinge aller Urvölker stellen nichts andres dar als dieses.
Von dorther führt bis in unsre Tage herauf der Ring- und Rosentanz,
den unsre Kinder schließen. Ich habe deshalb in meinen Reden
dem Bilde Ausdruck verliehen, welches das geöffnete Leben als
ein harmonisches Ganze darstellt, in dem die einzelnen Glieder
wie ungeheure Ketten von Sternen sich im rhythmischen Reigen
um die Lichtzentrale schlingen. - Alfred Schuler,
Vom offenen und geschlossenen Leben. In: Gustav Theodor Fechner,
Das unendliche Leben. München 1984 (Matthes & Seitz debatte
2, zuerst ca. 1940 )
Evolution (5)
- Daniel Chodowiecki, ca. 1760
Evolution (6) Bei den meisten Vögeln besteht der Geschlechtsakt lediglich aus einem simplen "Kloakenkuss". Eine Kloake ist ein gemeinsame Körperausgang für Harn, Darm und Reproduktion. Die Evolution hin zu Kloake wird damit erklärt, dass so die Anzahl der Körperöffnungen und damit auch der Infektionsherde minimiert wurde. Die Vorfahren der Vögel, die Saurier, hatten einen Penis. Den Wegfall des Organs bei den meisten Vogelarten erklären Evolutionsbiologen mit Gewichtseinsparung und eine Anpassung der Körper an das Fliegen. Manche Wasservögel verfügen jedoch noch über einen Penis. Solch ein membrum virile findet sich unter anderem bei Enten - und es scheint sich dort nicht zurückentwickelt zu haben, sondern - im Gegenteil - teilweise geradezu ausgeprägt zu haben. Bekannt ist das Beispiel der Argentinischen Ruderente mit 42,5 Zentimetern Penislänge.
Argentinische Ruderente mit ausgefahrenem Penis.
Bild: Nature
Bisher wurden die teilweise außergewöhnlichen Penislängen von
Wasservögeln mit dem Modell der "Spermakonkurrenz" erklärt. Dabei wurde
spekuliert, dass Männchen mit einem längeren Penis einen
Wettbewerbsvorteil gegenüber solchen mit einem kürzeren hätten, weil
ihr Sperma sicherer zur Befruchtung käme. Eine Studie, die jetzt in der
Zeitschrift PlOS ONE erschien, zeigt, dass Evolution nicht so einfach und linear funktioniert.
- Peter Mühlbauer,
telepolis
vom 2.Mai.2007
Evolution (7)
L. Simonneau der Jüngere, Physiognomie des Ziegenbocks
nach LeBrun, vor 1727
- Nach: Hugo Loetscher, Der predigende Hahn. Das literarisch-moralische
Nutztier. Zürich 1992
Evolution (8) »Die Überwindung
der Barriere der Klugheit« - wie man das nannte -
erfolgte kurz nach dem Jahre Zweitausend, und zwar dank einer neuen Konstruktionsmethode,
die auch als »unsichtbare Evolution des Verstandes«
bezeichnet wurde. Bislang hatte man jede Komputergeneration
real gebaut; der Gedanke, ihre verschiedenen Varianten mit einer riesigen -
tausendfachen! - Beschleunigung zu konstruieren,
ließ sich, obwohl er bekannt war, nicht verwirklichen, denn die vorhandenen
Komputer, die als »Matrizen« oder auch als »synthetisches Milieu« dieser Evolution
des Verstandes dienen sollten, verfügten über kein ausreichendes Volumen. Erst
die Entstehung eines bundesstaatlichen Informationsnetzes gestattete es, diese
Idee in die Wirklichkeit umzusetzen. Die Entwicklung der fünfundsechzig nachfolgenden
Generationen währte kaum ein Jahrzehnt; das Bundesnetz produzierte in den Nachtschichten-den
Perioden minimaler Belastung - am laufenden Band »künstliche Verstandesgattungen«;
das war eine in der »Komputergenese« »beschleunigte« Nachkommenschaft,
denn sie reifte heran, indem sie mit Symbolen, also immateriellen Strukturen,
in das Informationssubstrat, das »Nährmilieu« des Netzes, eingenistet wurde.
- GOLEM XIV, nach: Stanislaw Lem, Imaginäre Größe. Frankfurt am Main 1976 (zuerst 1973)
Evolution (9) In der Evolution
geht es immer um Prozesse, die fast nie auftreten. Jede Geburt in jeder Abstammungslinie
kann potentiell eine neue Art hervorbringen, aber Artenbildungen kommen so gut
wie nie vor, bei einer Million Geburten nicht ein Mal. Mutationen
in der DNA kommen fast nie vor - bei einer Billion Kopiervorgänge nicht ein
Mal -, aber die Evolution hängt davon ab. Man nehme die Menge der seltenen Zufälle
- Dinge, die fast nie passieren - und unterteile sie in die glücklichen, die
neutralen und die tödlichen Zufälle; dann verstärke man die Wirkung der glücklichen
Zufälle - was automatisch geschieht, wenn Replikation
und Wettbewerb zusammenkommen -, und heraus kommt
die Evolution. - Daniel C. Dennett, nach: Georg Brunold, Fortuna
auf Triumphzug. Berlin 2011
Evolution (10)
Evolution (11) Darwin beschließt
seine Abhandlung über die Entstehung der Arten mit dem Bekenntnis, es
sei «wahrlich etwas Erhabenes ..., dass, während sich unsere Erde nach
den Gesetzen der Schwerkraft im Kreise
bewegt, aus einem so schlichten Anfang eine unendliche Zahl der
schönsten und wunderbarsten Formen entstand und noch weiter entsteht». - (kroeb)
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