otschlag   Tötung eines Menschen durch einen anderen. Es gibt vier Arten des Totschlags: absichtlichen, verzeihlichen, berechtigten und lobenswerten. Für den Getöteten spielt es allerdings keine große Rolle, welcher Art er erlag - die Klassifizierung nutzt allein den Anwälten. - (bi)

Totschlag (2)  Nicht dem Gesichtssinn allein wird durch den Mißbrauch des Raums, den eine Museums-Sammlung ausfüllt, Gewalt angetan; nicht minder wird das Erkenntnisvermögen durch die enge Reihung bedeutender Werke gekränkt. Je schöner sie sind, je außergewöhnlichere Ausprägungen menschlichen Ringens um Größe sie sind, desto mehr müssen sie für sich stehen. Sie sind vereinzelte Gegenstände, denen ihre Schöpfer gerne gewünscht hätten, sie möchten einmalig bleiben. »Dieses Bild«, so sagt man bisweilen, »schlägt alle anderen neben ihm tot...« - Paul Valery, Über Kunst. Frankfurt am Main 1959 (BS 53, zuerst ca. 1935)

Totschlag (3)  Marienbad, 16. Juli 1822  Hierdurch vermelde, mein lieber Sohn, daß Dein Schreiben vom 12. sowie die vorhergehenden, auch die Sendung durch Haide, glücklich angekommen. Wegen Sachsens Abgang wäre es wohl schicklich, daß Du den Herrn Staatsminister von Fritsch besuchtest und sagtest: daß bei Sachsens Abreise alles dergestalt sei angeordnet worden, daß seine Abwesenheit im Geschäft nicht fühlbar wäre, und so könne es denn auch bis zu meiner Rückkunft fortgehen, da ich denn nach genauer Überlegung meine untertänigsten Vorschläge einzureichen nicht ermangeln würde. Diesen Inhalt magst du auf gut maurerisch verzieren und dem sehr ehrwürdigen Meister geziemend vortragen.

Graf Sternberg ist nun schon mehrere Tage hier; seine Gegenwart verleiht die schönste Unterhaltung, und meine Übersicht über Böhmen erweitert sich von Tag zu Tag.

Morgen schließt sich meine vierte Woche; den 24. denke ich nach Eger zu gehen und den Grafen auf seiner Durchreise nach München, anfangs August, zu begrüßen. Sodann hörst Du das Weitere von mir. Sende nach Empfang des Gegenwältigen Deine Briefe an Herrn Polizeirat Grüner, so erhalte ich sie zur rechten Zeit. Ich wünsche Dir guten Humor zu dem einsamen Leben, es ist auch einmal gut. Sachsens Untergang (denn so darf man es wohl nennen) ist merkwürdig genug; er hat als Vagabund zu Fuße angefangen und endigt als Vagabund im Einspänner. Eigentlich habe ich ihn durch Herausgabe seiner Lebensgeschichte totgeschlagen; er wußte nicht, wo er mit dem wenigen Geld hinsollte. - Goethe an den Sohn August, nach: Johann Christoph Sachse, Der Deutsche Gil Blas. Hg. Jochen Golz.  Nördlingen 1987 (greno 10/20, zuerst 1822)

Totschlag (4) Eines schönen Tages, als er schon jede Hoffnung aufgegeben hatte, ihm wieder zu begegnen und er schon entschlossen war, fortzugehen und ihm die alte Ritterburg allein zu überlassen, erschien es ihm ganz plötzlich in vollem Licht. Der künftige große Schriftsteller hielt sich gerade in seinem Schlafzimmer auf, und durch das Fenster schien die volle Sonne herein. In der Sonne sah es noch grauer und verstaubter aus; das aschfahle Gesicht blickte diesmal mit müdem, fast flehendem und überaus liebevollem Ausdruck auf ihn und hatte (wie seinerzeit, wenn er sich nicht wohl fühlte) Tränen in den Augen. Nichtsdestotrotz ergriff Kafka einen Stuhl und betäubte es erst einmal richtig; lief dann in den Keller, holte sich einen Böttcherhammer und zerschlug es vollends. Aus dem geborstenen Kopf quoll verständlicherweise so etwas wie mehr oder weniger flüssiges Mark.

Kafka meinte, sich solcherart ein für allemal, wenn auch zu einem hohen Preis, von ihm befreit zu haben. Doch wie viele Spinnen, große und kleine, beherbergt nicht eine alte Ritterburg!  - Tommaso Landolfi, Kafkas Vater, nach (land)

Totschlag (5)  Koratygin wollte Tikakejew besuchen, traf ihn aber nicht an.

Tikakejew hielt sich nämlich gerade in einem Geschäft auf und kaufte Fleisch, Zucker und Gurken.

Koratygin lungerte vor Tikakejews Tür herum und wollte eben einen Zettel schreiben, da blickte er noch einmal auf und sah Tikakejew mit einem Wachstuchbeutel kommen.

Koratygin rief Tikakejew entgegen:

»Ich warte schon eine ganze Stunde auf Sie!«

»Das ist nicht wahr«, sagte Tikakejew. »Ich bin nur fünfundzwanzig Minuten weggewesen.«

»Na, dazu kann ich nichts sagen«, sagte Koratygin, »jedenfalls bin ich schon eine geschlagene Stunde hier.«

»Lügen Sie nicht!« sagte Tikakejew. »Lügen gehört sich nicht.«

»Liebwerter Herr!« sagte Koratygin. »Würden Sie die Güte haben und sich etwas gewählter ausdrücken?«

»Ich bin der Ansicht ...«, begann Tikakejew, doch Koratygin unterbrach ihn:

»Wenn Sie der Ansicht sind ...«, sagte Koratygin, doch Tikakejew unterbrach ihn:

»Faß dich an die eigene Nase!«

Das brachte Koratygin so auf, daß er mit dem Zeigefinger das eine Nasenloch zuhielt und aus dem anderen Tikakejew anschneuzte.

Darauf nahm Tikakejew die größte Gurke aus dem Beutel und schlug sie Koratygin über den Kopf.  

Koratygiii griff sich an den Kopf, fiel um und starb. Da sieht man, was für große Gurken es zur Zeit in den Geschäften zu kaufen gibt!  - (charms)


Todesart Todesart

 


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