Teufel, überforderter  Einer der schärfsten unter den modernen Kennern der Psychologie des Teufels war PAUL VALÈRY, der Kartesianer aber zugleich auch Dichter war.

„Der Teufel sagt: Dieser Mensch war nicht intelligent genug, als daß ich bei ihm Erfolg hätte. Er hatte nicht genug Geist. Er war so dumm, daß er mich besiegt hat. Einen Dummkopf zu verführen — welch Problem! Ein solcher Mensch wird in meine Versuchungen nicht einbezogen."

Diese Bemerkung ist scharfsinnig, jedoch vor allem boshaft. In erster Linie setzt Valéry den Teufel in ein sehr schlechtes Licht, weil dieser sich trotz seiner berüchtigten Schlauheit für machtlos gegenüber Dummköpfen erklärt. Die unwirksamen Versuchungen, auf welche der Autor von Ébauche d'un serpent anspielt, sind wahrscheinlich jene geistvollen Versuchungen, mit denen er die größten Geister zu Fall bringt. Aber für die Dummköpfe gibt es noch andere plumpe und tierische Versuchungen, deren sich der Teufel vielleicht mit weniger Vergnügen, aber mit der Gewißheit des Sieges immer bedienen kann.

Der Gedanke von Valéry ist jedoch viel diabolischer, als er auf den ersten Blick scheint. Er will glauben machen, daß diejenigen, die den Versuchungen widerstehen — das sind die „Armen im Geiste", die mit heiliger Einfalt glauben und den Glauben unversehrt bewahren — daß diese Menschen also vor der Hinterlist Satans nur deshalb gerettet werden, weil sie dumm sind.   - Giovanni Papini, Der Teufel. Anmerkung für eine zukünftige Teufelslehre. Stuttgart 1955

 

Teufel Überforderung

 

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