umpfaugen
Sie wandten in der weiten Stille, ohne den Kopf zu bewegen, allmählich die Augen
vom farblosen Mondgesicht ab. Ein stummer und krampfhafter Schatten
überfiel alles, was der Blick ihrer Sumpfaugen traf; es war, wie wenn sich die
Sonne hinter dem Mond versteckt und der Flügel eines violetten, unheimlichen
Schattens flüchtig über die Erde fährt, ein Wind, in dem die Eiseskälte des
Todes schwingt. Und man spürte, daß alle Geschöpfe davor bangten, von diesem
Blick gestreift zu werden; aus ihren Eingeweiden
breitete sich ein Dröhnen des Entsetzens aus - man konnte es nicht hören, auch
nicht das geringste Summen - in durchsichtigen Kreisen,
die immerzu anwuchsen, bis sie unter einem unerträglichen Druck einer nach dem
anderen lautlos zerplatzten. Wen jener Blick traf,
den befiel Kälte, und er wand sich in einer starren
Erregtheit. Es schien, als ob der Blick der Frauen ein Netz auswürfe, oder einen
spitzen Strahlenkranz aus Gift, und das Opfer aussauge, wie ein Wind auszehren
kann; und als spannten sich tausend Fäden zwischen ihren Augen und dem Opfer,
zu jedem einzelnen Körperteil; Tausende von Lichtfäden, Tausende von durchsichtigen
Lichtblitzen, die es mit einer unerhörten Kraft festhielten. Ohne dem weißen,
kalten Blick ausweichen zu können, im tiefsten Inneren
in all seinen Fasern von ihm angezogen, schien sich das Wesen, das er traf,
in letzter Verzweiflung gegen eine Art von Eishagel zu wehren; und ohne einen
Laut von sich zu geben, brach es dann vollkommen entkräftet zusammen. -
Tommaso Landolfi, Der Mondstein. Zürich 1995 (zuerst 1972)
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