Die »Übereinstimmungen und Unterschiede« der beiden letzteren haben die Aufmerksamkeit der Gelehrten erregt; es sei hier nur erwähnt, daß für das tibetanische Handbuch die andere Welt ebenso trügerisch ist wie diese, während sie für das ägyptische wirklich und objektiv ist. In beiden Texten gibt es ein Gericht, das sich aus Gottheiten zusammensetzt, von denen einige den Kopf eines Affen haben; in beiden ein Abwägen der Tugenden und Sünden. Im Totenbuch liegen eine Feder und ein Herz auf den Schalen der Waage; im Bardo Thödol weiße und schwarze Steinchen. Die Tibeter haben Dämonen, die ein zorniges Henkeramt ausüben, die Ägypter den Schattenfresser. Der Tote schwört, daß er keinen Hunger und keine Tränen verursacht, daß er nicht getötet habe und nicht habe töten lassen, daß er die Grabbeigabe nicht gestohlen, die Maße nicht gefälscht, dem Kinde nicht die Milch vom Munde weggenommen, das Vieh nicht von der Weide vertrieben und die Vögel der Götter nicht gefangen habe.
Wenn er lügt, so liefern die zweiundvierzig Richter ihn dem Schattenfresser
aus, »der vorne Krokodil, in der Mitte Löwe und hinten Hippopotamos ist«. Ein
anderes Tier, Babai, dient ihm als Gehilfe; von ihm wissen wir nur, daß
es grauenerregend ist und daß Plutarch es mit einem Titanen, Vater der Chimaira, identifiziert. - (bo)
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