terne   Ich bin von nachdenklicher Natur und pflegte auf See oft bei Nacht hinaufzuentern, mich auf eine der oberen Rahen zu setzen, meine Jacke um mich zu ziehen und mich meinen Gedanken zu überlassen. Auf einigen Schiffen, wo ich das getan habe, glaubten die Matrosen, ich studierte Astronomie - was in gewissem Maße auch tatsächlich der Fall war - und enterte nach oben, um den Sternen näher zu sein, wobei sie natürlich annahmen, ich sei kurzsichtig. Ein sehr törichter Gedanke von ihnen, wird mancher sagen, aber letzten Endes war er doch nicht gar so töricht, denn sicherlich ist der Vorteil, um etwa zweihundert Fuß näher an einen Gegenstand heranzukommen, nicht zu unterschätzen. Auf der weiten, grenzenlosen See die Sterne zu studieren ist ebenso göttlich, wie es dies für die chaldäischen Magier war, die ihren Lauf aus den Ebenen beobachteten.

Und es ist ein sehr schönes Gefühl, das uns mit dem Universum verbindet und uns zu einem Teil des Alls macht, wenn wir uns vorstellen, daß wir Meereswanderer, wo wir auch umherschweifen, stets dieselben erhabenen alten Sterne als Begleiter haben, daß sie immer noch leuchten, fort und fort, für alle Zeiten schön und hell, und uns mit jedem Strahl dazu verlocken, zu sterben und mit ihnen verklärt zu werden.

Ja, ja, wir Seeleute segeln nicht umsonst. Wir verlassen die Heimat, um Bürger des Universums zu werden, und auf allen unseren Reisen um die Erde werden wir begleitet von diesen alten Weltumseglern, den Sternen, die unsere Schiffskameraden und Mitmatrosen sind, die im Himmelsblau fahren wie wir auf dem azurenen Ozean. Laßt vornehme Geschlechter über unsere gehärteten Hände mit den teerbefleckten Fingernägeln spotten. Haben sie je ehrlichere Fäuste gedrückt als unsere? Laßt sie unsere starken Herzen fühlen, die in dieser heißen Schmiede, unserem Busen, wie Zuschlaghämmer pochen. Sie mit ihren Stöcken mit Bernsteinknäufen, laßt sie unsere hochherzigen Ppulse fühlen und schwören, daß sie losgehen wie Zweiunddreißigpfünder.

Oh, gebt mir noch einmal dieses Seefahrerleben wieder, diese Freude, diese Erregung, dieses Getriebe! Laß mich dich noch einmal fühlen, altes Meer! Laß mich noch einmal in deinen Sattel springen. Ich bin krank von diesen Festlandquälereien und Sorgen, krank vom Staub und den Qualen der Städte. Laß mich noch einmal das Prasseln der Hagelkörner auf Eisbergen hören und nicht mehr den müden Tritt der Schuftenden, die ihren dumpfen Weg von der Wiege bis zum Grabe trotten. Laß mich dich schnuppern, Seebrise, und jauchzen in deinem Gischt. Verhütet es, ihr Meergötter! Verwende dich für mich bei Neptun, o holde Amphitrite, daß keine dumpfe Scholle auf meinen Sarg falle. Mein sei das Grab, das Pharao verschlang und alle seine Heerscharen, laß mich liegen bei Drake, wo er schläft tief in der See.  - (weiss)

Sterne (2)  Auch im Meere und auf der Erde gibt es Sterne. Ich selbst habe bei den nächtlichen Feldwachen einen leuchtenden Schein von derartiger Gestalt auf den Spießen der vor dem Walle stehenden Soldaten gesehen. Sie lassen sich auch auf die Segelstangen und andere Schiffsteile nieder, mit einem vernehmbaren Geräusch, wie wenn Vögel von einem Sitze zum andern fliegen. Wenn sie einzeln erscheinen, bringen sie Unheil, denn sie versenken dann die Schiffe; und wenn sie unten in den Kiel fallen, so verbrennen sie dieselben; zu zweien aber sind sie ein günstiges Zeichen und verkünden eine glückliche Fahrt. Durch ihre Ankunft soll jene schreckliche und unglückdrohende sogenannte Helena verjagt werden. Deshalb schreibt man auch diese Kraft dem Castor und Pollux zu und ruft sie auf dem Meere als Götter an. Auch die Häupter der Menschen leuchten ringsum in den Abendstunden, was von großer Vorbedeutung ist. Die Ursachen aller dieser Erscheinungen kennt man nicht genau; sie sind in der Hoheit der Natur verborgen. - (pli)
 
 

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