-
(bi)
Pranger (2) Ein berüchtigtes
Weib, nicht gehenkt, aber eines Todes gestorben, der an Schimpflichkeit nur
um ein kleines Paar Stufen geringer war, als der Galgentod,
aber in jeder andern Rücksicht sehr viel empfindlicher. Es ist nämlich das Porträt
einer in jenen Tagen allgemein gekannten und verabscheuten Madam Needham, gemeiniglich
Mother Needham, (Mutter Needham) genannt. Sie unterhielt ein liederliches
Haus in Park place, einer Sackgasse, wo ich nicht irre, die auf St. James's
street, eine der Hauptstraßen der Stadt stößt. Mutter hieß sie vermutlich,
weil ihr die Tugend und die Ehre ihrer Zöglinge so sehr am Herzen lag, als ihre
eigene. Auch diese hat Pope verewigt. Er nennt sie die fromme
Needham. Eine Kupplerin und Hurenwirtin aus bloßer Ironie fromm zu nennen, wäre
ein viel zu alltäglicher Spaß gewesen für einen so witzigen Mann. Nein! sie
war wirklich fromm; und trieb die Frömmigkeit, so wie
sie von Tausenden getrieben wird, richtig, nach der Uhr. Sie wusch
sich jeden Morgen und Abend durch Gebete, nach den
besten Rezepten, und alle Sonntage hatte sie große Wäsche; die übrige Zeit war
sie auf dem Comtoir oder sonst in Geschäften. Vielleicht wird man glauben, sie
wäre eine Betschwester gewesen. So etwas würde Popens Einfall noch mehr herabsetzen,
denn was ist alltäglicher als Hurenwirtinnen die Betschwestern
sind; Nein! Sie soll wirklich bei ihrem Gebete zuweilen gedacht haben, und das
ist differentia specifica, und so wird der Einfall Popens würdig. Man
merkt nämlich ausdrücklich von ihr an, daß sie oft weinend den Himmel angefleht
habe: Ihr Gewerbe doch - zu - segnen, damit sie
- dereinst von solcher Schande befreit, — ihm ganz im Geist und in der Wahrheit
- dienen können möge. War das eine Betschwester ? Indessen diese wohlgemeinte
Bitte wurde ihr vom Himmel abgeschlagen. Sie wurde ergriffen, an den Pranger
gestellt, und schon beim zweiten Male (dreimal sollte sie die Operation aushalten)
von dem Pöbel, einem ganz analogen Sprichworte gemäß, »Ich liebe den Verrat
und hasse den Verräter« so mißhandelt, daß sie starb, ehe es zum dritten
Versuch kam. - Das ist doch wohl mehr als gehenkt. - Lichtenberg, Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche
(Der Weg der Buhlerin)
Pranger (3) Die Strafe bestand vor allem in der
öffentlichen Schande, welche der Verurteilte zu erdulden
hatte und die vielfach ein normales Weiterleben in der Gemeinschaft unmöglich
machte oder sehr erschwerte. Auch war der Bestrafte den Schmähungen der Passanten
ausgesetzt, die für ihn nicht ungefährlich waren. Auch das Bewerfen der betroffenen
Person mit Gegenständen und das Prügeln waren üblich. In vielen Städten (z.
B. Lübeck) war es jedoch untersagt, mit festen Gegenständen nach der Person
im Pranger zu werfen. -
Wikipedia
)
![]() |
||
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
![]() |
||
![]() ![]() |
||
![]() ![]() |
![]() ![]() |