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Frommheit (2) Mrs. Froelich nickte heftig. «Als Harveys Vater starb, ist er jeden Tag losgezogen, morgens und abends, um den Kaddisch zu beten - ein ganzes Jahr lang. Vorher ist er nie zum täglichen minjen gegangen, und später auch nicht mehr. Aber in jenem Jahr, da war er wirklich fromm. Und wissen Sie was? Er hat seinem Vater nicht mal nahegestanden. Sie konnten sich nicht richtig vertragen.»
«Sicher hatte er ein schlechtes Gewissen», meinte
Mrs. Allen. - Harry Kemelman, Der Rabbi schoß am Donnerstag. Reinbek
bei Hamburg 1979 (rororo thriller 2500, zuerst 1978)
Frommheit (3) Das erste Fest, das der Kaiser
Galba feierte, war das der Liebesflora, an dem es den Römern und Römerinnen
erlaubt war, jeder Ausschweifung, Unanständigkeit und Liederlichkeit zu frönen,
die sie nur aussinnen konnten. Wer sich an diesem Tag am ausschweifendsten,
unanständigsten und unzüchtigsten benahm, hatte an Frömmigkeit und Galanterie
den Vogel abgeschossen. - (
brant
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Frommheit (4) Mme. de Roucy war eine ungemein
häßliche Person, sehr gewitzt, äußerst ruhmsüchtig, vom Ehrgeiz verzehrt, versessen
auf die geringste Auszeichnung, ganz und gar vom Hof eingenommen, auch gemein
- je nach den Umständen, immer auf Schachergeschäfte erpicht - scharfzüngig
bis zur Beleidigung und beständig mit irgend jemand im Streit, unablässig von
ihren Geschäften in Atem gehalten, die jedoch durch ihre Gereiztheit, ihre Übellaunigkeit
und ihre Ungeschicklichkeit meist scheiterten. Sie war vollkommen verstrickt
in die Regelung ihrer Vermögens-, Finanz- und Gläubigerfragen; neidisch, gehässig
und infolgedessen wenig beliebt, versäumte sie als Krönung des Ganzen kaum je
ein Hochamt in ihrer Pfarrgemeinde und ging mindestens alle acht Tage zur Kommunion.
- (
sim
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