rügel  In der tiefen und lautlosen Bergnacht — selbst das Geräusch des Wasserscheidenbrunnens schien sich entfernt zu haben hinter die Horizonte — erwachte er, oder wurde eher geweckt, von dem Licht, das in dem Zimmer anging, oder eher ansprang, alle Lichter zugleich.

Die Frau stand neben seinem Bett, hochaufgerichtet, in einem schweren Mantel, mit nassen Haaren, als sei sie schon länger unterwegs und nicht gerade aus dem Haupthaus herübergekommen. Sie ließ sich vor ihm auf die Knie. Zugleich wies ihr Gesicht in eine ganz andere Richtung, zum weitoffenen einzigen Kammerfenster hin. (War sie durch dieses hineingestiegen?) Und ihre Züge, nicht nur verglichen mit ihrer Miene vorher am Abend, einer der stolzen, unnahbaren Trauer, überraschten mit einer, nicht nur an ihr, der sogenannten Siegerin, völlig ungewohnten Sanftmut. Oder war das in ihrem Blick nicht eher Entrückung? Oder gar Verklärung?

Er rührte sich nicht, wartete. Was würde die Frau tun? Denn, das war klar, sie würde tätig werden, und zwar gleich. Und im nächsten Moment warf sie sich auf ihn und hieb auf ihn ein. Sie schlug gewaltig auf ihn los, links und rechts, mit beiden Fäusten, und sie hatte große Hände und ballte sozusagen Männerfäuste. Dabei schaute sie weiter über ihn hinweg.

Er wehrte sich nicht, und es war, als täten die Schläge so weniger weh, und er bliebe überhaupt unversehrt. Und trotzdem verprügelte sie ihn mit solcher Wucht, daß er zuletzt aus seinem schmalen Bett fiel. Und da erst ließ sie von ihm ab, bedachte ihn zum ersten Mal mit einem kurzen Blick, löschte das Licht und verschwand, wie sie gekommen war, irgendwie. - Peter Handke, In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus. Frankfurt am Main 1999 (st 2946, zuerst 1997)

Prügel (2)  Die alte Sage von den Russen: daß die Weiber ihre Ehemänner im Verdacht hielten, es mit anderen Weibern zu halten, wenn sie nicht dann und wann von diesen Schläge bekämen, wird gewöhnlich für Fabel gehalten. Allein in Cooks Reisen findet man: daß, als ein engl. Matrose einen Indier auf Otaheite sein Weib mit Schlägen züchtigen sah, jener den Galanten machen wollte und mit Drohungen auf diesen losging. Das Weib kehrte sich auf der Stelle wider den Engländer; fragte, was ihm das angehe; der Mann müsse das tun! - - Eben so wird man auch finden, daß, wenn das verehlichte Weib sichtbarlich Galanterie treibt, und ihr Mann gar nicht mehr darauf achtet, sondern sich dafür durch Punsch- und Spielgesellschaft, oder andere Buhlerei schadlos hält, nicht bloß Verachtung sondern auch Haß in den weiblichen Teil übergeht: weil das Weib daran erkennt, daß er nun gar keinen Wert mehr in sie setzt, und seine Frau anderen, an demselben Knochen zu nagen, gleichgültig überläßt.  - Immanuel Kant, Anthropologie in pragmatischer Hinsicht (1798)

Prügel (3)  Wir reden mit dem Nasir über Prügelstrafen. Will man jemanden sterben lassen, genügen vier oder fünf Hiebe, man bricht ihm einfach Kreuz und Genick; will man einen Verurteilten lediglich bestrafen, schlägt man ihm auf den Hintern: vier- bis fünfhundert Hiebe sind das übliche; der Patient ist auf fünf bis sechs Monate krank davon, man muß so lange warten, bis die Haut abfällt. Der Effendi lacht bei dem letzten, kleinen Satz. In Nubien ist es am üblichsten, die Prügelstrafe auf die Fußsohlen zu verabreichen. Die Nubier fürchten diese Marter deswegen so sehr, weil sie hinterher nicht mehr laufen können. - (orient)

Prügel (4)  Den Prügel eines Esels beobachtet. Ein unheimliches Ding. Aber wozu mag ihm das wohl dienen ? Zum Nüsseknacken ganz bestimmt nicht. Bekanntlich tut dieses Tier nichts Besonderes. Jedenfalls ist es bei ihm nicht wie beim Biber, der mit seinem Schwanz Dämme baut.  - (sally)

Prügel (5)

Mann
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