eter, schwarzer

 Die Räuberbande des schwarzen Peters
Der schwarze Peter 1, sein Sohn Andreas 2, der langbeinige Stephen 3, Hölzerlips 4, dessen Frau 5, ihr buckliger Bube 6, Mane Friedrich 7, Veit Kraemer (unten rechts) 8, der Bashi 9, der große Herz Bube 10, der Scheflenzer Bube 11, Kraemer Mathes 12, Karlsbuben 13 - 16, Peter Henrichs Hans Adam 17

 - (ave)

 Peter, schwarzer (2)  

13. XII. 1932

Sehr geehrter Herr

Seien Sie versichert, daß ich Ihr Büchlein »Les Vases communicants«, in dem die Traumdeutung eine so große Rolle spielt, sorgfältig durchlesen werde. Gegenwärtig bin ich noch nicht weit darin, aber ich schreibe Ihnen, weil mir auf S. 19 eine Ihrer »impertinences« aufgefallen ist, die ich mir nicht so leicht erklären kann.

Sie werfen mir vor, daß ich Volkelt, den Entdecker der Symbolik im Traum, nicht einmal im Literaturverzeichnis erwähnt habe, obwohl ich mir seine Gedanken aneignete. Nun das ist arg, sehr gegen meine sonstige Art.

In Wahrheit ist aber nicht Volkelt der Entdecker der Traumsymbolik, sondern Scherner, dessen Buch 1861 erschien, Volkelts erst 1€78. Beide Autoren finden sich im Text mehrmals an den entsprechenden Stellen erwähnt, auch miteinander, wo V. als Anhänger von Sch. bezeichnet wird. Auch sind beide Namen im Literaturverzeichnis enthalten. Ich darf Sie also um Aufklärung bitten.

Zu Ihrer Rechtfertigung finde ich jetzt, daß der Name Volkelt im Verzeichnis der französischen Übersetzung (Meyerson 1926) wirklich weggeblieben ist! Ihr sehr ergebener

Freud

14. XII. 1932

Hochverehrter Herr

Entschuldigen Sie, daß ich nochmals auf die Angelegenheit Volkelt zurückkomme. Ihnen kann sie nicht viel bedeuten, aber ich bin gegen solche Anwürfe sehr empfindlich, und wenn er von André Breton ausgeht, wird er um so peinlicher.

Ich habe Ihnen gestern geschrieben, daß der Name Volkelt in der deutschen Ausgabe der Traumdeutung (im Literaturverzeichnis) vorkommt, in der französischen Übersetzung aber ausgelassen ist, das rechtfertigt mich und in gewissem Maße auch Sie, obwohl Sie in der Deutung des Sachverhalts hätten vorsichtiger sein können. (Sie schreiben: auteur sur qui la biblio-graphie ... reste assez significativement muette). Es läge also eine offenbar harmlose Nachlässigkeit des Übersetzers Meyerson vor.

Aber auch der ist ganz schuldlos. Ich habe genauer nachgesehen und folgendes gefunden: Meine Traumdeutung hat von 1900—1930 acht Auflagen erlebt, die französische Übersetzung ist nach der siebenten deutschen Auflage erfolgt. Und nun findet sich der Name Volkelt im Literaturverzeichnis der ersten, zweiten und dritten Auflage, fehlt aber wirklich in allen späteren, so daß der französische Übersetzer ihn auch nicht vorfand.

Die vierte deutsche Auflage, 1914, ist die erste, die auf ihrem Titelblatt den Vermerk zeigt: »Mit Beiträgen von Dr. Otto Rank«. Rank hatte von da an das Literaturverzeichnis übernommen, um das ich mich nicht mehr gekümmert. Ihm muß es zugestoßen sein, daß er die Auslassung des Namens Volkelt (gerade zwischen den Seiten 487—88) übersah. Irgend eine Absicht kann man ihm dabei unmöglich zuschreiben. Die Verwertung des Zufalls wird überdies durch den Umstand ausgeschlossen, daß Volkelt garnicht derjenige ist, dessen Priorität in Dingen der Traumsymbolik in Betracht kommt, sondern ganz unzweifelhaft ein anderer Name: Scherner, wie wiederholt im Text meines Buches erwähnt.
In vorzüglicher Hochachtung

Ihr Freud

26. XII. 1932

Sehr geehrter Herr

Ich danke Ihnen sehr für Ihren ausführlichen und liebenswürdigen Brief. Sie hätten mir kürzer antworten können »tant de bruit...«, aber Sie haben freundliche Rücksicht auf meine besondere Empfindlichkeit in diesem Punkt genommen, die wahrscheinlich Reaktionsbildung auf den glücklich überwundenen maßlosen Ehrgeiz der Kinderzeit ist. Keine andere Ihrer kritischen Bemerkungen konnte ich Ihnen übel nehmen, obwohl ich manchen Grund zur Polemik finden könnte. So z. B.: Wenn ich die Analyse meiner eigenen Träume nicht soweit verfolgt habe wie die Anderer, so war nur selten die Scheu vor dem Sexuellen daran Schuld, weit häufiger die Tatsache, daß ich regelmäßig den geheimen Hintergrund der ganzen Traumreihe hätte aufdecken müssen, der in meinem Verhältnis zum kurz vorher verstorbenen Vater bestand. Ich meine, daß ich ein gutes Anrecht darauf hatte, der unvermeidlichen Exhibition (auch eine überwundene Kindheitserinnerung!) eine Grenze zu setzen.

Und nun ein Geständnis, das Sie tolerant aufnehmen wollen! Ich erhalte soviel Zeugnisse dafür, daß Sie und Ihre Freunde meine Forschungen schätzen, aber ich selbst bin nicht im Stande mir klarzumachen, was Ihr Surrealisme ist und will. Vielleicht brauche ich, der ich der Kunst so fern stehe, es gar nicht zu begreifen.

In herzlicher Ergebenheit

Ihr

Freud

- Drei Briefe Freuds an Breton, Anhang zu: André Breton, Die kommunizierenden Röhren. München und Frankfurt am Main 1988 (zuerst 1932)

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