ichtgauner
Unter den zahlreichen Spott- und Spitznamen, mit denen der übermütige Gauner
alle Nichtgauner, ganz besonders aber die verhaßten Polizei- und Gerichtsbehörden,
meistens mit beißender Satire und treffendem Witze zu bezeichnen weiß, verdient
hier nur der allergemeinste Ausdruck Erwähnung, mit dem der Gauner jeden Nichtgauner
bezeichnet. Unter Wittscher, adjektivisch wittisch, wird zunächst allgemein
der Gegensatz von Kochemer, der Nichtgauner bezeichnet, entsprechend dem burschikosen
Philister, womit der Student jeden Nichtstudenten bezeichnet. Dann aber auch
bedeutet wittisch speziell den linkischen Menschen und beschränkten Kopf, auch
den unbrauchbaren, ungeschickten Gauner selbst, wovon Wittscher, Kaffer, Wittstock,
Dummkopf, Wittscher Masser, ein dummer Gauner, dessen Verrath zu fürchten ist
usw. Die Ableitung vom niederdeutschen witt, weiß, weise, klug, wovon z.B. "de
witten Wyver", Hexen, Wahrsagerinnen, oder von dessen Derivatum wittig,
witzig, verständig, wie z.B. im Hamburger Stadtrecht die zur Ratswahl zu berücksichtigenden
klügsten Bürger "de wittigsten" genannt werden, scheint, wenn auch
die Gaunersprache sich in ironischen Bezeichnungen überaus gefällt, doch gesucht.
Die Ableitung vom hebräischen itter verschließen, beschränken, mit dem charakteristischen
Witter, der Verflossene, Gebundene, Beschränkte an Hand und Zunge), das ganz
in das Jüdisch-Deutsche übergegangen ist, mit der Bedeutung eines Menschen,
der sich nicht der rechten Hand bedient, sondern nur links oder linkisch ist,
scheint mehr Natürlichkeit und Wahrscheinlichkeit zu haben. - (
ave
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