Polizist Der August mit der Latte, der Blechreiter, der Filzbruder, der Säbelhut, der Zänker. - (pu)

Polizist (2) Achtgroschenjunge, Auge des Gesetzes, Balcholem, Bekert, Bindfaden, Blauer, Blauer Jagdhund, Blaumasl, Blaustrumpf, Bochur, Bolgermann, Büttel, Butz, Clauditchen, Derfen=Schmuch, Fänger, Fauler, Fausthammer, Flecklisbube, Fleischmann, Flurmichel, Fuchsschwanz, Geheimer,Gleditchen, Greifer, Hadatsch, Haltefest, Häscher, Heimlicher, Hilgen Engel, Hüter der Ordnung, Iltis, Kalitte, Kapdon, Karten, Kiewisch, Klammhaken, Klette, Kniper, Kommstracks, Kreuzritter, Krewt, Kuberer, Kundenfänger, Lampe, Leisetreter, Lockspitzel, Maikäfer, Meese (Meise), Meester Fix, Mohrrüb, Mondschein, Moschel, Möse, Nakleiß, Niescher, Nuntius, Oberzinker, Ölberger, Ordensmann, Packan, Pallopete, Pannemann, Panner, Peihzaddik, Pezet, Philister, Plempe, Polente, Police, Polipee, Poliquetsch, Polyp, Putz (Butz), Putzemann, Quelve, Quetsch, Raupe, Schanl, Schauter, Scherge, Schlenkel, Schlamasser, Schmierer, Schmiermichel, Schmutzlappen, Schmutzmann, Schnurrbart, Schubtreiber, Schurke, Schuster, Sechsknepper, Sitte, Sohn der Hl. Hermandad, Spanner, Spenz, Spitzel, Stadtmeese, Stichkubig, Stieglitz, Stockamsel, Straßenputzer, Urach, Verdeckter, Wastl, Zaddekim, Zänkerer, Zenserer. - (schelt)

Polizist (3)

Polizist

IVAN TURGENEV: Mann der Polizei, nicht der Geheimpolizei, sondern der Verwaltung. Verdankt seine Stellung den Instinkten brutaler Autorität und seiner Ehrlichkeit; aber er ist ein Flegel, ein Vielfraß, ein unerträgliches Wesen. Spricht laut, mit feuchter Aussprache, trinkt, schwitzt, ist krebsrot, bekommt wegen einer Nichtigkeit Schaum vor dem Mund; im übrigen draufgängerisch nicht wie ein Mensch, sondern wie eine Bulldogge. Hat eine zerbrechliche, schweigsame Frau und fünfzehn Kinder, die ihm alle ähnlich sehen.

PAULINE VIARDOT: Polizeikommissar in einer kleinen Provinzstadt. Cholerisch, brutal, vulgär, mit Freuden voller Diensteifer und packt jede Gelegenheit beim Schopf, jemanden einzulochen. Er ist eine Kreatur der gegenwärtigen Regierung, versteht sich. Führt gern das große Wort, seine Stimme wird schnell heiser, er gestikuliert wie wild. Er muß den Dialekt von Marseille haben und nach Knoblauch riechen. Er ißt gierig, geht sehr schnell, flucht auf Schritt und Tritt. Im Grunde ist er nicht bösartig, sondern nur zu ungeduldig, zu eifrig, um der Stimme der Vernunft zu gehorchen. Er meint überall Verschwörungen zu wittern. Er ist der Unglücklichsten einer, wenn man ihm nachweist, daß es sie gar nicht gibt. Sein Ärger ergießt sich dann über alles, was ihn umgibt. Er spielt oft Domino in den Cafés. - (turg)

Polizist (4)  Eugène François Vidocq, Gründer der Sûreté, des Ur- und Vorbildes aller modernen Kriminalpolizeien, Sohn eines Bäckers aus Arras, Schausteller, Soldat, Seemann, Marionettenspieler, Strafgefangener, Zellennachbar der berühmten Mördersippe Cornu, die ihre Kinder, um sie ans Mordgeschäft zu gewöhnen, von klein auf mit Totenschädeln spielen ließ, Ausbrecher, Kleiderhändler in Paris, Chef der Pariser Kriminalpolizei von 1810 bis 1833, Besitzer der ersten privaten Detektiv-Agentur der Welt, Geschäftsmann, Schriftsteller und Freund Balzacs, der ihm zahlreiche Anregungen verdankt, erzielte seinen richtungsweisenden Erfolg durch die Konsequenz, mit der er nach dem Grundsatz verfuhr, daß Verbrecher nur durch Verbrecher bekämpft werden können.

Vidocqs erste Amtshandlung war die Anordnung seiner eigenen Verhaftung, dann tauchte er unter und nahm seine Tätigkeit auf, zunächst mit 4, dann mit 12, schließlich mit 20 ihm verpflichteten, bedingungslos ergebenen Kreaturen aus dem Milieu. Tausenderlei Verkleidungen, Vertraulichkeiten im Umgang mit Banditen, Streifzüge durch ihre Schlupfwinkel, seine dauernde Anwesenheit in Verbrechervierteln, in die ihren Fuß zu setzen bis dahin noch kein Friedensrichter oder Polizeiinspektor gewagt hatten, Einschleusungen seiner Leute in die Gefängnisse, Ausbrüche, die so geschickt arrangiert waren, daß niemand Verdacht schöpfte, den Schein wahrende Todesfälle, wenn einem Agenten die Entdeckung drohte, das waren die bahnbrechenden Mittel, durch deren Anwendung Vidocq für einen nie abreißenden Strom von Informationen sorgte. - (net)

Polizist (5)  Der Sergeant konnte »Grabschaufler« Jones und »Sargfüller« Ed Johnson nicht erreichen, weil die beiden im Hinterzimmer von Mammy Louises Pork Store saßen und heiße Hühnerfüßchen, ein Gericht aus gekochten Hühnerbeinen, Reis, Okra und roten Chilischoten, aßen. In einer kalten Nacht wie dieser hielt das Gericht im Magen ein warmes Feuer in Gang, und die zarten weißen Knorpel der Hühnerfüße gaben dem Bauch eine solide Füllung.

In dem Raum standen drei mit Wachstuch überzogene Holztische; die Farbe des Wachstuchs war gallengrün. An der Seitenwand stand ein Kohlenherd, der von kupfernen Wassertanks flankiert wurde. Auf den heißen Platten der Tanks standen brodelnde Töpfe und verliehen dem kleinen engen Raum die dampfgeschwängerte, genießerische Atmosphäre eines türkischen Bads.

Grabschaufler und Sargfüller saßen in Hemdsärmeln an dem Tisch, der vom Herd am weitesten entfernt stand. Ihre Jacketts hatten sie über die Lehnen ihrer Stühle gehängt. Ihre zerdrückten schwarzen Hüte hingen über den Mänteln an Haken in der Wand. Schweiß stand ihnen unter dem kurzen krausen Haar auf der Stirn und strömte ihnen in Rinnsalen über die dunklen, konzentrierten Gesichter. Sargfüllers Haar war grau durchsetzt. Rechts am Schädel hatte er eine sichelförmige Narbe, wo Grabschaufler ihn mit dem Revolver niedergeschlagen hatte, als er einen Tobsuchtsanfall bekam, nachdem er durch ins Gesicht gespritzte Säure geblendet worden war. Das lag jetzt über drei Jahre zurück, und die Säurenarben waren mit vom Oberschenkel verpflanzter Haut überdeckt worden. Die neue Haut war aber um eine Schattierung heller als seine natürliche Gesichtsfarbe. Infolgedessen sah Sargfüllers Gesicht so aus, als ob es in Hollywood für die Rolle des Monstrums in »Frankenstein« zurechtgemacht worden wäre.  - Aus: Chester Himes, Rauhnacht in Harlem (Frankfurt am Main und Berlin 1967, Ullstein Buch 1137, zuerst 1960 "All shot up")

Polizist (6) Sie hatten die ruhigen, wettergegerbten Gesichter von gesunden Männern, die unter harten Lebensbedingungen arbeiten. Sie hatten genau die Art von Augen, die sie immer haben: verhangen und grau wie gefrierendes Wasser. Der ausgeprägte Mund, die tiefen, kleinen Fältchen in den Augenwinkeln, den harten, grausamen und ausdruckslosen Blick, nicht uneingeschränkt grausam, aber tausend Meilen von der Güte entfernt. Die einförmige Konfektionskleidung, die sie beinahe mit Verachtung tragen, ohne daß sie verstehen, etwas daraus zu machen; das Aussehen von Menschen, die arm sind und stolz zugleich, stolz auf ihre Macht, Menschen, die dafür sorgen, daß man diese Macht auch fühlt, die dich im Notfall mit der Nase darauf stoßen, grinsen und zusehen, wie du dich krümmst, mitleidlos ohne Arglist und Groll, grausam, doch nicht unfreundlich. Was kann man von ihnen anderes erwarten? Zivilisation und Kultur sind bloße Worte für sie. Alles, was sie aus der Anschauung kennen, ist der Dreck, der Abschaum, sind die menschlichen Verirrungen und der Ekel. - Raymond Chandler, Einer weiß mehr, nach: Julian Symons, Am Anfang war der Mord. Eine Geschichte des Kriminalromans. München 1982 (Goldmann 5228, zuerst 1972)

Polizist (7) Die zwei Adjektive »kräftig« und »robust« beschreiben Cramer vielleicht am besten. Er wiegt 190 Pfund, wirkt aber trotz seines massiven Untergestells stattlich; er hält sich gerade, hat breite Schultern und einen Stiernacken. Er wird zwar nie den Umfang von Wolfe erreichen, hat aber bereits einen kleinen Bauchansatz. Trotz seiner Jahre und seines Gewichtes ist er noch immer elastisch.

Sein großes rundes Gesicht ist für gewöhnlich krebsrot, im Sommer mehr als im Winter. Er hat graues Haar, das mitunter zerzaust ist; kalte scharfe graublaue Augen unter buschigen grauen Augenbrauen; er zwinkert mit ihnen, wenn alles glatt läuft, oder kneift sie zusammen, wenn ihm etwas gegen den Strich geht. Er hat ferner hübsche kleine eng anliegende Ohren, eine stumpfe Nase und einen breiten energischen Mund.

Cramer kann so harmlos dreinschauen, als könnte er kein Wässerlein trüben, kann eitel Milde und Wohlwollen sein, ob's ihm aber ernst damit ist, das steht auf einem anderen Blatt. Im Gespräch mit Wolfe kann er manchmal taktvoll und schlagfertig sein; er kann ihm sogar honigsüße Worte geben, wenn er auf andere Art nichts erreicht.

In der Regel aber poltert und faucht er. Wie Wolfe grunzt und schnaubt er häufig. Er hat strenge Grundsätze, an die er sich hält, so lange sie ihn nicht ernstlich bei seiner Arbeit behindern. Er sagt oft: »Bei Gott!« oder »Blech!« oder »Scheren Sie sich zum Teufel!«, hat jedoch, was die Verwendung von Kraftausdrücken in Gegenwart von Damen anbelangt, ziemlich altmodische Ansichten. Cramer kaut seine Zigarren; Archie kann sich nicht erinnern, daß Cramer in Wolfes Büro je eine angezündet hätte, obwohl er fast immer eine im Mund hat. Sein täglicher Zigarrenkonsum muß beträchtlich sein. »Wenn's so weit mit mir kommt, daß mir die Zigarre nicht mehr schmeckt, dann sitz ich in einer ganz verdammten Klemme.« - William S. Baring-Gould, Nero Wolfe, 35th Street West, New York City. Berlin u.a. 1972 (Ullstein Buch 2861, zuerst 1969)

Polizist (8)  Der Wachmann roch nach Rosenparfüm. Man bedenke: ein parfümierter Wachmann. Welch ein contradictio in adjecto! Im ersten Augenblick traut ich meiner Nase nicht. Zweifel an der Echtheit des Sicherheitsmannes stiegen in mir empor. Vielleicht hatte ein geriebener Verbrecher, den Nachforschungen zu entrinnen, ein Usurpator sich in die Uniform eines Polizisten gehüllt?! Erst die Auskunft überzeugte mich von seiner Echtheit. So delphisch war sie. Jetzt galt es herauszubekommen, ob vielleicht alle Sicherheitsleute — etwa infolge einer neuen Verordnung — Wohlgerüche zu verbreiten hatten oder ob der eine mit dieser Eigenschaft allein stand und damit sozusagen auf eigene Verantwortung handelte. Ohne Murren unterzog ich mich der weitläufigen Aufgabe. Eine Dissertation, oder noch besser, ein Essay: »Von den Wachleuten und ihren Gerüchen« schwebte mir vor . . . Polizist um Polizist ward beschnuppert, zwar kein zweiter Schandfleck seines Standes gefunden, immerhin aber festgestellt, daß kein einziger einen englisch gestutzten Schnurrbart besaß. Eine Beobachtung, die sich an Bedeutung für die Wissenschaft nur mit einer anderen messen kann, die zu machen mir vor kurzem nach unsäglicher Mühe gelang. Nämlich: daß kein einziges Säugetier grün gefärbt ist.  - Albert Ehrenstein, Tubutsch, nach  A.E.: Gedichte und Prosa. Neuwied u.a. 1961

Polizist (9) Unsere Polizisten, hier in dieser Stadt, sind wie alle anderen Polizisten in jeder anderen Stadt korrekt und tun ihre Pflicht. Wenn sie Bußenzettel für Parksünder ausfüllen, dann entfernen sie sich von dem entsprechenden Auto so weit, daß sie noch knapp die Nummer entziffern können, eine Art Diskretion oder Distanzierung. Sie füllen den Zettel sehr langsam aus, als wollten sie dem Parksünder die Möglichkeit geben, noch anzukommen, bevor des Polizisten Unterschrift auf dem Mandat steht. Solange die nicht dasteht, kann man mit ihm reden. Man kennt ihn mit Namen, und man spricht m dieser Stadt weder von der Intelligenz noch von der Dummheit der Polizisten, viel eher von der Rothaarigkeit, von der Dickbäuchigkeit, von der Bierfreundlichkeit, von der Zugeneigtheit für Weibliches einzelner Exemplare. Nur ganz nebenbei sei erwähnt, daß man hier in dieser Stadt nicht nur die Polizei, sondern fast alles als Ruhe vor dem Sturm empfindet.  - Peter Bichsel, Der Busant. Von Trinkern, Polizisten und der schönen Magelone. Darmstadt und Neuwied 1987
 

Ordnung Staat
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