ranich  Alt ist die Vorstellung von Kranichmenschen, die im Mittelalter zu den Mirabilia mundi, den Wundern der fernen asiatischen oder afrikanischen Welt, gehörten: sie haben einen Menschenleib mit langem Hals und Vogelkopf. Im Volksbuch vom Herzog Ernst (aus dem 15 Jahrhundert) begegnet der Held einem ganzen Heer von solchen Wunderwesen: «Der König des Landes und der Stadt war zwiegestalt, also: von der Sohlen bis an die Achsel war er als ein andrer Mensch, und das Oberteil eines Kranichs Gestalt.» Seine ebenso monströsen Bürger hielten eine schöne indische Jungfrau gefangen, und die sah «den König unwilliglich mit zornlichen Augen, doch erschrockenlich an, der ihr mit seinem langen Kranichhals und spitzigen Schnabel bot den Kuß». Kein Wunder, daß die junge Frau bei so spitzer Liebeswerbung um Hilfe schrie, kein Wunder auch, daß die deutschen Ritter Ernst und Wetzel sich gleich an die Befreiung der Dame machten - doch leider starb sie (wie die Frauen in modernen Kriminalromanen) jammervoll bei dieser Unternehmung. Schließlich kommt es zu einem heftigen Gefecht zwischen den Normal- und den Vogelmenschen; die Gesellen vom Schiffe eilen Ernst und Wetzel zu Hilfe: «Und mit viel Mannschlacht und Mord der Kranichleute nahmen sie ihre Herren und führten sie mit Gewalt und großer Arbeit aus der Stadt.» - (schen)

Kranich (2)  Von Kranichen heißt es, daß sie mehrere tausend Jahre leben oder sogar unsterblich sind. Menschen, welche durch ihr Leben die Erhaltung des Körperlichen erreicht haben, erscheinen als Kraniche, warnen und helfen.  - Ernst Fuhrmann, Das Tier in der Religion. München 1922

Kranich (3)
Vogel
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