ranführer
Die Abrißbirne hängt dort ziemlich bewegungslos,
aber der Kranführer wartet wahrscheinlich, bis sie absolut still ist. Einen
Augenblick später bewegt sie sich ein paar Zentimeter nach rechts und wieder
zurück, was sie kurz in leichte Schwingung versetzt, und noch einmal wartet
der Kranführer darauf, dass sie zur Ruhe kommt. Ich werfe einen Blick auf die
Menschenmenge und sehe die Spannung auf den Gesichtern: Allen ist klar, dass
dieser Mann ein wahrer Künstler ist und gerade etwas äußerst Schwieriges versucht,
das nie zuvor vollbracht wurde. Ein paar Leute schließen die Augen und stecken
sich die Finger m die Ohren, weil sie nicht wissen, was gleich kommen wird.
In dem Moment lehnt sich der Kranführer aus seinem Häuschen und ruft dem Mann im Führerhaus des Lkw, auf dem der Kran sitzt, etwas zu. Der Motor startet, und ich sehe, wie der Kranführer dem Lasterfahrer bedeutet, das Ding ein klein wenig naher ans Haus ran zu bringen. Sie bewegen sich etwa fünf Zentimeter, und der Kranführer ruft, dass das reicht. Dann richtet der Kranführer die Position der Kugel nach der Versetzung des Lkw neu aus und wartet wieder, bis sie aufhört zu schwingen. Er streckt seinen Kopf noch einmal aus seiner Kabine, schaut, offensichtlich mit irgendetwas unzufrieden, zu ihr hinauf und bittet schließlich den Fahrer des Lkw auszusteigen. Dann wartet er erneut.
Mit einem Mal sehe ich, wie seine Hand am Hebel zieht, und die Kugel fällt mitten ins Haus und aus dem Blickfeld. Für den Bruchteil einer Sekunde, nachdem sie den ersten Stock und das Erdgeschoss und den Keller durchschlagen hat und mit gedämpftem Wummern auf etwas fällt, von dem ich annehme, dass es der Heizkessel ist, herrscht eine Stille, in der man den Kanarienvogel der Nachbarn piepsen hören kann, und das Einzige, was sich bewegt, ist eine kleine Staubwolke direkt über der Stelle, auf die die Kugel gefallen ist.
Plötzlich und völlig geräuschlos ziehen sich kleine Risse über alle vier
Mauern, die sich zu Ritzen und Spalten ausbilden. Die Mauern sinken ein und
beginnen, in großen Brocken auf den Boden zu fallen, und mit einem Mal stürzt
das obere Stockwerk mit einem atemberaubenden und extrem staubigen Wummsf ins
untere, das unmittelbar darauf ebenfalls zu Boden kracht, und zu guter Letzt
versinkt alles zusammen ganz tief im Keller. Nicht ein einziges Hausteil ragt
mehr als zehn Zentimeter über den Erdboden. - Stanley Crawford, Gascoyne. München 2018
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