irtenspieß    Michael und Gerti können sich nicht genug anfassen, ob sie noch da sind. Krallen sich die Hände gegenseitig in die gut eingerichteten Geschlechtsteile, die sie festlich wie zur Premiere eingekleidet haben. Gerti spricht von ihren Gefühlen und bis wohin sie ihnen folgen möchte. Michael staunt, langsam erwachend, was für eine Hand ihm da ins Geschoß gefallen ist. Sofort möchte er wieder herumknallen, schiebt die Hand weg und zeigt seinen fesselnden Riemen. Er zerrt die Frau an den Haaren herüber, bis sie wie ein Vogerl darüber flattert. Gleich will die Frau, aus der Geschlechtsnarkose erwacht, wieder zügellos den Mund zum Sprechen benutzen. Sie muß sich statt dessen aufsperren und den Schwanz Michaels in das Kabinett ihres Mundes einlassen. Er stößt in sie hinein, damit mild sein Strahl erscheinen kann. An den Haaren wird die Frau gegen den festen frechen Bauch Michaels geklatscht, dann wird ihr Kopf wieder weggeschleudert, nur um erneut, das Gesicht voran, auf Michaels Hirtenspieß geschoben zu werden. Das geht so eine ganze Weile, wir fassen es nicht, daß viele Tausende andre Gefühllose sich zur gleichen Zeit in ihren Sorgen wälzen, vom furchtbaren Gott in seiner illuminierten Fabrik die ganze Woche über zur stetigen Trennung von ihren Lieben gezwungen. Ich hoffe, Ihr Schicksal hat eine verstellbare Bundweite, damit mehr hineingeht! - Elfriede Jelinek, Lust. Reinbek bei Hamburg 1992 (rororo 13042, zuerst 1989)
 

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