Gut katholisch  Es ist zu sagen, daß die Behauptung, durch die Incubi und Succubi könnten bisweilen Menschen gezeugt werden, so gut katholisch ist, daß die Behauptung des Gegenteils nicht bloß den Aussprüchen der Heiligen, sondern auch der Überlieferung der Heiligen Schrift zuwider läuft, was so hergeleitet wird. Augustinus nämlich wirft an der einen Stelle jene Frage auf nicht mit Bezug auf die Hexer, sondern mit Bezug auf die eigentlichen Taten der Dämonen und die Fabeln der Dichter, und läßt sie unentschieden, wenn er sie auch später nach dem Vorgange der Heiligen Schrift erörtert. Er sagt nämlich de civ. dei 3. 2.: Ob Venus infolge des Beilagers mit Anchises den Äneas habe gebären können, wollen wir unentschieden lassen. Denn fast eine ebensolche Frage wird in der Heiligen Schrift aufgeworfen, wo gefragt wird, ob die gefallenen Engel mit den Töchtern der Menschen fleischlichen Umgang gehabt: Von Giganten, d. h, übermäßig großen und starken Männern, war damals die Erde erfüllt. Aber lib. 5. c. 23. entscheidet er die Frage wie folgt: „Es ist eine oft gehörte Erzählung und viele behaupten, es selbst erlebt oder von solchen, die es erfahren und über deren Glaubwürdigkeit kein Zweifel besteht, gehört zu haben, daß Waldmenschen und Faunen, welche das Volk Incubi nennt, nach den "Weibern gegeilt und mit ihnen den Beischlaf erstrebt und ausgeübt hätten; und daß gewisse Dämonen (welche die Gallier Düsen nennen), diese Un-flätereien eifrig versuchten und öfters verübten; und die das fest behaupten, sind solche Leute, daß dies zu leugnen eine Frechheit wäre." Soweit jener.

Dann entscheidet er ebendort die zweite Frage, daß nämlich jene Stelle der Genesis: „Die Söhne Gottes, d. h. Seths, sahen die Töchter der Menschen, d. h. Kains," nicht bloß von Incubi verstanden wird; daß es aber nicht glaublich sei, daß es Incubi seien. Darüber spricht ebenda eine Glosse so, wie es früher schon gesagt ist: „Es ist nicht unglaublich, daß nicht von Menschen, sondern von Engeln odergewissenDämonen welche nach denWeibern geilen, derartige Männer, d. h. Giganten gezeugt seien, wovon in der Schrift die Rede ist: Giganten aber waren auf Erden, welche auch nach der Stindflut" etc. wie oben. Ebendarauf bezieht sich eine Glosse zu Jesaias 13, wo der Prophet die Verödung des babylonischen Reiches prophezeit und sagt, Untiere sollten darin wohnen. Es heißt dort: „In dir werden Strauße wohnen und Feldgeister werden daselbst springen." Unter Feldgeistern sind Dämonen zu verstehen. Die Glosse sagt daher: Feldgeister sind Waldmenschen,rauh behaart,welcheIncubonesoder Satyren, bestimmte Arten der Dämonen sind. Und zu Jesaias 34., über die Stelle, wo er die Verödung des Landes der Idumäer prophezeit, welche die Juden bedrängten: „Es wird sein ein Lager der Drachen und eine Weide der Strauße und Dämonen werden einander begegnen." Die Interlinearglosse sagt, d. h. Ungeheuer von Dämonen werden begegnen einander; und die Glosse des heiligen Gregor ebendort: die unter anderm Namen als Waldmenschen gehen, nicht dieselben, welche die Griechen Pan, die Römer aber Incubi nennen. Ebendarauf bezieht sich der heilige Isidor, der Hb. 8. c. ult. sagt: Feldgeister, die griechisch Paniti, lateinisch Incubi heißen. Incubi heißen sie daher von incubare, d. h. Unzucht treiben. Denn oft geilen sie auch nach den Weibern und beschlafen sie. Dämonen, welche die Gallier Dusen nennen, weil sie beständig diese Unsauberkeit treiben. Den man aber gewöhnlich Incubo nennt, den heißen die Römer Faunus ficarius. Mit Bezug auf ihn sagt Horatius:

Faunus, o Liebkoser um scheue Nymphen,
Durch die Feldmark mir und die Sonnenäcker
Wolle sanft hinwandeln!

Ferner das Wort des Apostels, Korinth. I, 11: „Ein Weib soll einen Schleier tragen um ihr Haupt, wegen der Engel." Viele Katholiken legen das, weil folgt „wegen der Engel", aus mit „wegen den Incubi". - Jakob Sprenger, Heinrich Institoris: Der Hexenhammer. München 1985 (dtv klassik, zuerst 1487)

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