Gummifalte  Es steht fest, daß sie, alles andere als seine Sklavin, binnen kurzem zu seiner Tyrannin wurde. Hier öffnet sich der Abgrund, der Schlund zur Unterwelt, wenn ihr so wollt. Aber eines nach dem anderen.

Ich habe auch gesagt, daß Gogol mit seinen Hantierungen in etwa den Frauentyp zuwege brachte, der ihm jeweils zupaß kam. Falls jedoch ausnahmsweise die geschaffene Gestalt der Vorstellung vollkommen entsprach, verliebte sich Nikolai Wassiljewitsch «exklusiv» (wie er sich in seiner Sprache ausdrückte) in sie, was dazu beitrug, deren Erscheinungsform solange zu erhalten, bis er sich entliebte. Derlei heftige Verliebtheiten oder Verknalltheiten, wie man sich heute bedauerlicherweise ausdrückt, habe ich immerhin nicht mehr als drei oder vier in dem gesamten sozusagen ehelichen Leben des großen Schriftstellers gezählt. Und fügen wir der Kürze halber gleich hinzu, daß Gogol einige Jahre nach dem, was man als Eheschließung bezeichnen kann, seiner Frau einen Namen gegeben hat. Er lautete «Caracas»; wenn ich mich nicht irre, ist dies die Hauptstadt von Venezuela. Die näheren Gründe für diese Namensgebung konnte ich nie erfahren: Eigenheiten erhabener Geister!

Bezogen auf den Durchschnitt war Caracas das, was man so eine schöne Frau nennt, wohlgeformt und allenthalben gut proportioniert. Wie bereits angedeutet, besaß sie an Ort und Stelle alle, auch die kleinsten Merkmale ihres Geschlechts. Erstaunlich dabei die Geschlechtsorgane (falls diese Bezeichnung hier einen Sinn haben kann), die Gogol mir an einem bemerkenswerten Abend, von dem noch die Rede sein soll, zu betrachten erlaubte. Sie bestanden aus ingeniösen Gummifalten; man hatte nichts vergessen; und verschiedene Vorkehrungen wie auch der Luftdruck von innen ermöglichten einen leichten Gebrauch.

Caracas besaß auch ein Skelett, obzwar rudimentär angelegt und vielleicht nur aus Fischknochen; doch hatte man mit besonderer Sorgfalt den Brustkorb, das Becken und den Schädel ausgearbeitet. Die beiden ersteren waren, wie dies ja recht ist, je nach Dicke der Auflage oder sagen wir der Speckschwarte, mehr oder minder zu erkennen. Es sei mir am Rande noch die Bemerkung erlaubt, wie jammerschade es war, daß Gogol mir nie den Schöpfer dieses schönen Kunstwerks hatte nennen wollen.   - Tommaso Landolfi, Gogols Frau. Nach (land)

 

Gummi Falten

 

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