eschwindigkeitsmessung
Es gibt Menschen, die ihr Leben damit verbringen, die Sterne zu beobachten
und auf viele dieser Fragen eine Antwort wissen, und es ist ihnen sogar gelungen,
die Lichtgeschwindigkeit zu messen. Sie wissen: wenn ein Stern am Himmel aufgeht,
und sein Licht sich in Bewegung setzt, so kann es passieren, daß dieses Licht
bei uns ankommt, nachdem dieser Stern schon viele Lichtjahre zuvor explodiert
ist, und wir betrachten den Himmel und sagen, was für ein schöner Stern, und
dabei existiert er gar nicht mehr. Denn die Sterne
explodieren manchmal und lösen sich am Himmel in tausend
Stücke auf, während ihr Licht immer noch auf der Reise ist. Das Licht bewegt
sich sehr schnell. Nichts im ganzen Weltall ist so schnell. Auch der Schall
ist sehr schnell, doch im Vergleich zum Licht ist er eine Schnecke. Wenn jedoch
ein Stern explodiert und erlöscht, so handelt es sich nicht ums Licht sondern
um die Dunkelheit. Das ist etwas, was nicht einmal die Menschen bemerkt haben,
die ihr ganzes Leben damit verbringen, die Sterne zu beobachten. Niemand hat
je die Geschwindigkeit der Dunkelheit
berechnet.
- Das ist doch unglaublich! Zum Glück gab es ihn, Mozziconi, der an diese Dinge dachte, an welche die Menschen zu denken vergessen.
Um die Geschwindigkeit der Dunkelheit zu messen, kann man genauso vorgehen wie jene, die die Lichtgeschwindigkeit gemessen haben, so wie es in den Schulbüchern geschrieben steht.
Mozziconi sammelte unter den Quaimauern alle Spiegelscherben, die die Römer
zusammen mit anderem Unrat zum Fluß hinunterwerfen. Er arbeitete einen ganzen
Monat, um die Spiegel längs des Flusses so aufzustellen, daß ein Lichtstrahl
von einem zum ändern reflektiert wurde. Einen weiteren Monat brauchte er, um
die Strecke abzumessen und instand zu setzen. Nun war das Experiment so einfach
wie auf den Boden zu spucken. Der einzige Unterschied zur Berechnung der Lichtgeschwindigkeit
war der folgende: anstatt eine Taschenlampe einzuschalten und die Zeit zu messen,
welche der Lichtstrahl für die ganze Strecke braucht, mußte er die Lampe loschen
und die Zeit messen, welche das Dunkel für dieselbe Strecke braucht. Mozziconi
machte das Experiment und entdeckte, daß die Dunkelheit die gleiche Geschwindigkeit
hat wie das Licht: zweihundertachtundneunzigtausend Kilometer in der Sekunde.
Merkwürdig. Ich hätte nie gedacht, daß die Dunkelheit so geschwind ist! - Luigi Malerba, Geschichten vom Ufer
des Tiber. Frankfurt am Main 1997
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