eschwindigkeit  Schon Pythagoras hatte harmonische Entsprechungen zwischen den Zahlen und den Tönen entdeckt, und Aristoteles hatte zwei Jahrhunderte später die Erzeugung und Ausbreitung der Geräusche untersucht. Aber es war der schlaue Plinius der Ältere, der als erster den Verdacht schöpfte, daß sich der Schall mit einer viel geringeren Geschwindigkeit durch den Raum bewegt als das Licht. Die Trägheit des Schalls im Vergleich zur Schnelligkeit des Lichts ließ zahlreichen Naturforschern keine Ruhe, so daß sie hartnäckig zermürbende Forschungen betrieben, um die Eigenschaften dieses Phänomens zu entdecken, das jeder stofflichen Substanz entbehrte.

Mit dem Schall beschäftigten sich Vitruvius und Ptolemäus, Boëtius und Leonardo, Bacon und auch Galilei, der vergeblich durch Experimente eine Methode zur Bestimmung der Geschwindigkeit festzulegen versuchte. Das Auseinanderfallen von Schall und Bild eines Gegenstands beschäftigte auch weiterhin berühmte Wissenschaftler: Alle hielten sie die Verzögerung des Donners gegenüber dem Erscheinen des Blitzes für eine schwerwiegende Inkongruenz der Natur.

Während Durham sein Leben damit verbrachte, die Einwirkung des Windes auf die Schallwellen zu untersuchen in der irrigen Annahme, eine Methode zu ihrer Beschleunigung entdecken zu können, fand Newton die theoretische Formel, um ihre Geschwindigkeit zu berechnen, und Lagrange entdeckte, daß diese Formel falsch und deshalb unbrauchbar war. Unterdessen entdeckte ein türkischer Gelehrter, dessen Name uns nicht überliefert ist, bei der Erforschung der Schallgeschwindigkeit zufällig die Geschwindigkeit der Dunkelheit, die allerdings niemandem nützte.

Endlich fand Laplace 1816 die richtige Formel für die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schalls in der Luft bei dem Druck von einer Atmosphäre und null Grad Celsius, das heißt an einem klaren, kalten Wintertag. Einige Jahrzehnte später wurde auch die genaue Geschwindigkeit des Lichts entdeckt, die seltsamerweise dem entsprach, was der türkische Gelehrte als Geschwindigkeit der Dunkelheit herausgefunden hatte, und der Unterschied zu der des Schalls erwies sich, wie heute jeder weiß, als gewaltig. Man mußte also etwas tun, um dem Schall zu helfen, seinen niederschmetternden Zustand der Unterlegenheit im Vergleich zum Licht zu kompensieren.

Schließlich gelang es 1895 dem Italiener Guglielmo Marconi, den Schall auf den elektromagnetischen Wellen reisen zu lassen: Dies bedeutete, daß der Schall sich mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen konnte. Das war ein denkwürdiger Sieg der Wissenschaft über die Natur. Von jenem Tag an füllte sich die Luft mit Worten und Tönen aller Art, die mit irrsinniger Geschwindigkeit in alle Richtungen tobten.

In neuerer Zeit gelang es mit Hilfe der Photozelle und der Erfindung der Kathodenröhre, Bilder und Töne zusammen auf die Reise zu schicken, ein Fortschritt, der die endgültige Bestätigung für ein Zeitalter neuer physikalischer, mathematischer und sogar philosophischer Zusammenhänge lieferte. Später gerieten die Bedeutung und Tragweite dieser Erfindungen in Vergessenheit, man benutzte sie fast ausschließlich dazu, Gesichter und Stimmen, von Mike Buongiorno bis Ronald Reagan, zu übermitteln, und bezeichnete sie mit einem Pauschalbegriff zerstreut als sogenannte Schlamassenkommunikationsmittel.  - (ma3)

Geschwindigkeit (2) Alles, was langsam wächst und langsam reift, und zwar von den Pflanzen die Eiche, der Ölbaum, die Zypresse und ähnliche Gewächse, von den Tieren der Elefant, der Hirsch, die Krähe und ähnliche Tiere, führt sowohl das Glück als auch das Unglück langsamer herbei. Alles aber, was schnell wächst und schnell reift, wie z.B. von den Pflanzen der Weinstock und der Pfirsich, von den Tieren das Schwein und ähnliche Tiere, führt sowohl das Glück als auch das Unglück rasch herbei. Derselbe Gesichtspunkt kommt auch bei Terminen zur Geltung. Ebenso setze alle Feldfrüchte zu den Gartengewächsen in Beziehung und den Bauer, den man im Traum schaut, zum Gärtner. Im besonderen aber ist der Garten Bordellbesitzern von Nutzen, wegen der vielen Samen und der saisonbedingten Arbeit im Garten, dagegen bringt er Frauen allesamt in den Ruf der Sittenlosigkeit und Hurerei. - (art)

Geschwindigkeit (3) Der Mensch hat mit seiner Rührigkeit die Maschinen betraut. Ihretwegen hat er sich der Fähigkeit zu denken begeben. Und sie denken, die Maschinen. In der Entwicklung dieses Denkens übertreffen sie noch die vorgesehene Nutzanwendung. Sie haben zum Beispiel die ungeheuren Auswirkungen der Geschwindigkeit entdeckt, die denjenigen, der sie spürt, dermaßen verändert, daß man kaum sagen kann, daß man nur behaupten kann, er sei derselbe, der vorher gemächlich lebte. Was sich des Menschen da bemächtigt angesichts dieses Denkens seines Denkens, das ihm davonläuft und größer wird, das nichts mehr aufhalten wird, nicht einmal sein Wille, den er für schöpferisch hielt, das ist der panische Schrecken, von dem er nicht mehr befallen zu werden meinte, dieses anmaßende Kind, das sich schmeichelte, in der Dunkelheit ohne ihn spazierenzugehen. Einmal mehr, zu Beginn dieses Schreckens, werdet ihr den Widerstreit des Menschen, der sich betrachtet und der sich als seiend betrachtet, mit seinem Denken, das sich entwickelt, entdecken. Das ist der tragische Charakter jeder Mythologie. Es gibt eine moderne Tragik: es ist eine Art großes Steuerrad, das sich dreht und nicht von Hand gelenkt wird.  - (ara)

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