Frauentourist    Vielleicht amüsierte ich ihn nicht mehr, war er meiner schon müde. Ich mußte an einen Freund von mir denken, einen Pariser Antiquitätenhändler, dem bei jeder neuen Frau eine einzige Nacht, manchmal ein halber Nachmittag genügte, um eine stechende Langeweile zu empfinden, den absoluten, metaphysischen, tödlichen Lebensüberdruß. Kaum war die Sache erledigt, hatte er mir anvertraut, beugte er sich aus dem Bett und sah statt des Teppichbodens die kosmische Leere, il gouffre. Casanova mußte so gewesen sein. Und Lord Byron. Und D'Annunzio. Das war's also, was David Casanova im 20. Jahrhundert machte. Ein schneller Besucher weiblicher Körper, ein Frauentourist. Keineswegs vulgär, gewiß nicht, keineswegs brutal, kein Macho oder genießerischer Lüstling (doch auch jene waren das nicht gewesen). Sanft und zart und unwiderstehlich, mit diesem Lächeln voller Schwermut und Resignation.     - Fruttero & Lucentini, Liebhaber ohne festen Wohnsitz. München 1990
 

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