urchhalten
Vor einigen Tagen brachte ich einem Freund, der bereits ein einzelnes
Weibchen der Gottesanbeterin Mantis carolina als
Haustier hielt, ein Männchen dieser Art. Kaum befanden sich beide Tiere im selben
Terrarium, versuchte das Männchen voller Angst zu fliehen. Wenige Minuten später
gelang es dem Weibchen, das Männchen zu packen. Sie biß ihm als erstes die Tarsen
des linken Vorderbeins ab und verspeiste Tibia und Femur. Als nächstes nagte
sie ihm das linke Auge aus. In diesem Augenblick schien das Männchen die unmittelbare
Nähe einer Vertreterin des anderen Geschlechts zu bemerken und begann erfolglos,
Kopulationsbewegungen auszuführen. Das Weibchen fraß daraufhin sein rechtes
Vorderbein, dekapitierte ihn dann vollends, verschlang gierig seinen Kopf und
knabberte an seinem Thorax. Erst als es den gesamten Thorax bis auf drei Millimeter
aufgefressen hatte, hielt es inne. Während der ganzen Zeit hatte das Männchen
seine vergeblichen Bemühungen, Zugang zu den Genitalklappen des Weibchens zu
erhalten, fortgesetzt. Das gelang ihm erst, als sie diese Teile freigab. Daraufhin
kam es zu einer Vereinigung. Das Weibchen verhielt sich anschließend vier Stunden
ruhig, während der klägliche Rest des Männchens noch ungefähr drei Stunden lang
hin und wieder mit einem der verbleibenden Tarsen Lebenszeichen von sich gab.
Am nächsten Morgen hatte das Weibchen sich vollständig seines Gatten entledigt
- übrig blieben nur seine Flügel. - L.O.
Howard 1886, nach: Stephen Jay Gould, Das Lächeln des Flamingos. Basel, Boston, Berlin 1989
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