toß    Es gibt zehn Möglichkeiten an Stößen bei der Einung:

Wird er ruhig und in natürlichem Rhythmus ausgefühlt, spricht man von Upasriptaka, was Vorwärtsbewegung bedeutet.

Hält der Mann den Lingam und dreht ihn im Yoni nach allen Seiten, so heißt das Manthana, was Buttern bedeutet.

Ist das Yoni unten und der Lingam dringt von oben her ein, so nennt man das Hula, was Durchbohren bedeutet.

Ist das Verhältnis gerade umgekehrt, wobei eine jähe und heftige Bewegung erforderlich ist, dann spricht man von Avamardana, was Reiben bedeutet.

Drängt der Mann den Lingam mit ziemlicher Heftigkeit in das Yoni und setzt er den Druck so lange als möglich fort, so heißt das Piditaka, was Drücken bedeutet.

Zieht der Mann den Lingam mit Zartheit zurück und preßt dann wieder seinen Unterleib mit ziemlicher Heftigkeit gegen denjenigen der Frau, so nennt man das Nirghata, was einen Streich versetzen bedeutet.

Wenn der Lingam nur eine Seite des Yoni reibt, dann bezeichnet man das als Varahaghata, was Biß eines Ebers bedeutet.

Wenn die beiden Seiten des Yoni mit dem Lingam gerieben werden, heißt das Vrishaghata, was Stoß eines Stiers bedeutet.

Wenn der Mann, ohne den Lingam zurückzuziehen, die Stöße schneller nacheinander fortsetzt, so führt das den Namen Chatakavilasita, was die Jagd des Sperlings bedeutet. Damit wird gewöhnlich das Ende des leidenschaftlichen Zustandes angezeigt.

Wird die Einung vollzogen, ohne daß der Lingam zurückgezogen wird und Mann und Frau mit eng aneinander gedrückten Schenkeln liegen bleiben, so heißt das Samputa.

Der Mann muß entscheiden, welche von diesen zehn Weisen der Frau zusagen dürfte und dementsprechend die Einung mit ihr vollziehen. Nimmt die Frau die Rolle des Mannes an, dann sind dreierlei Stöße möglich:

Wenn die Frau, indem sie die Vadava-Haltung bei der Einung übernimmt, den Lingam im Yoni festhält, ihn weiter hinein zu drängen sucht und ihn lange darin läßt, so nennt man das Samdamsha, was Zange bedeutet.

Wenn die Frau sich auf dem Mann befindet, den Lingam im Yoni festhält und sich im Kreis herumdreht, so führt das die Bezeichnung Bhramaraka, was Kreisel bedeutet. Das kann nur nach beträchtlicher Erfahrung ausgeübt werden. Der Mann muß dabei seine Schenkel heben, um die Frau bei den kreisförmigen Bewegungen und der unausgesetzten Einung zu unterstützen. Wenn die Frau ihre Hüften und den Unterleib nach allen Seiten schaukeln läßt, so heißt das Prenkholita, was Schaukel bedeutet. Während sie noch mit ihrem Geliebten vereinigt ist, soll die Frau ausruhen, indem sie ihre Stirn auf diejenige des Mannes legt. Hat sie auf diese Weise ihre Müdigkeit überwunden, erneuert der Mann die Einung. - Kamasutra, nach: Das Tier mit den zwei Rücken. Erotika. Hg. Roger Willemsen. Köln 1990 

Stoß (2) Vor ein paar Tagen habe ich auf offener Straße einen Menschen niedergestoßen. Auf einem nachmittäglichen Weg durch die Getreidegasse, die dabei weniger voll schien als üblich, bin ich von einem Mann überholt worden, der mich rempelte und danach sofort zu einem Schaufenster abbog, so daß wir beide aufeinanderprallten. Die Wahrheit ist aber, daß es gar kein Zusammenprall war; denn ich hätte noch ausweichen können. Ich bin vielmehr mit Vorsatz gegen den anderen gestoßen, und es war auch kein bloßer Stoß, sondern eigentlich schon ein Hieb, ein jäher Impuls, also im Grund auch ohne Vorsatz. Der Mann ist zu Boden getaumelt, mit einem eigenartigen, kaum hörbaren Schmerzensschrei, und dann sofort wieder aufgestanden, ohne daß ich ihm auch nur die Hand gereicht hätte. Aber noch im Liegen hat er seinem Angreifer rasch in die Augen geblickt, so als habe er begriffen. Er ist dann auf der Stelle in einer Passage verschwunden.  - Peter Handke, Der Chinese des Schmerzes. Frankfurt am Main 1986 (zuerst 1983)

Stoß (3) «Carmen», sagte ich zu ihr, «willst du mitkommen?»

Sie erhob sich, warf die Schale mit dem Blei zu Boden und nahm ihre Mantilla über den Kopf. Das Pferd wurde gebracht, sie setzte sich hintenauf, und wir ritten von dannen.

«Also», sagte ich nach einer Weile zu ihr, «du bist bereit, mir zu folgen, nicht wahr?»

«Ich folge dir in den Tod, ja; aber leben will ich nicht mit dir.»

Wir waren in eine einsame Schlucht gelangt. Ich brachte das Pferd zum Stehen. «Ist es hier?» fragte sie.

Schon war sie vom Pferde herunter. Sie riß die Mantilla ab, warf sie zu Boden und stand unbeweglich da, eine Hand auf die Hüfte gestemmt, mich starr anblickend.

«Du willst mich töten, ich sehe es», sagte sie. «In den Sternen steht es geschrieben; aber zum Nachgeben bringst du mich nicht!»

«Ich flehe dich an», sagte ich, «sei vernünftig! Hör auf mich! Alles Vergangene soll vergessen sein. Gleichwohl bist du es gewesen, die mich zugrunde gerichtet hat; um deinetwillen bin ich zum Räuber und Mörder geworden. Carmen, geliebte Carmen, willige ein, daß ich dich rette und daß ich mich mit dir rette!»

«José», antwortete sie, «du verlangst Unmögliches. Ich liebe dich nicht mehr. Du aber liebst mich noch — und das ist der Grund, weshalb du mich töten willst. Wohl könnte ich noch irgendwelche Lügen erfinden; aber es ist mir nicht mehr der Mühe wert. Alles ist zu Ende. Als mein richtiger Mann hast du ein Recht, mich zu töten. Aber Carmen verzichtet nicht auf ihre Freiheit! Zigeunerin war sie im Leben und Zigeunerin bleibt sie im Tode!» «Du liebst also den Lucas ?» fragte ich.

«Ja, ich hab' ihn geliebt, wie früher dich — einen Augenblick lang; vielleicht weniger stark als dich. Jetzt liebe ich nichts mehr; aber ich hasse mich selbst, weil ich dich geliebt habe!»

Ich warf mich ihr zu Füßen, ich ergriff ihre Hände und netzte sie mit meinen Tränen. Ich rief ihr alles Glück, das uns beschieden gewesen, ins Gedächtnis zurück. Ich erklärte mich bereit, ihr zuliebe ein Räuber zu bleiben. Alles, Senor, alles sollte nach ihrem Willen geschehen, wenn sie mir ihre Liebe wieder zuwenden wollte! Sie antwortete: «Dich noch zu lieben, ist unmöglich. Und ohne Liebe mit dir leben will ich nicht.»

Da packte mich die Wut. Ich zog mein Messer. Ich hoffte, daß sie Angst bekäme und mich um Gnade bäte; aber dieses Weib war ein Dämon.

«Ich frage dich ein letztes Mal», sagte ich: «willst du bei mir bleiben?»

«Nein! Nein! Nein!» erwiderte sie, mit dem Fuße aufstampfend.

Und sie zog den Ring, den ich ihr einst gegeben, vom Finger und warf ihn tief in die Büsche.

Ich stieß zweimal zu. Es war das Messer des Einäugigen, das ich genommen hatte, als das meinige zerbrochen war. Beim zweiten Stoß sank sie zu Boden. Sie schrie nicht. Starr sahen ihre großen, schwarzen Augen mich an; dann wurden sie trübe und schlossen sich. Lange stand ich regungslos vor der Toten. Ich dachte daran, daß Carmen mir öfter gesagt hatte, sie wünsche in einem Walde begraben zu sein. Ich grub ihr mit dem Messer ein Grab und legte sie hinein. Ich suchte nach dem Ring. Endlich fand ich ihn. Ich legte ihn neben sie ins Grab — und dazu ein kleines Kreuz. Das war vielleicht nicht recht getan. - Prosper Mérimée, Carmen. Zürich ca. 1960 (zuerst 1845)

Stoß (4)  Die meisten wissen gar von nichts, um was es sich handelt, und kriegen nur Stöße  durch den Kopf wie von einer unsichtbaren Hand. - Hegel an Niethammer, 5. Juli 1816, nach: Jean-Patrick Manchette, Chroniques. Essays zum Roman noir. Heilbronn 2005 (DistelLiteraturVerlag, zuerst 1996)

Stoß (5)   Der träge Körper, äußerlich in Bewegung, die eben hiermit endlich ist, gesetzt und so auf einen anderen bezogen, macht momentan mit diesem einen Körper aus, denn sie sind Massen von nur quantitativem Unterschiede; die Bewegung ist auf diese Weise eine beider Körper (Mitteilung der Bewegung). Aber ebensosehr leisten sie sich Widerstand, indem jeder gleichfalls als unmittelbares Eins vorausgesetzt ist Dies ihr Fürsichsein, das durch das Quantum der Masse weiter besondert ist, gegeneinander ist ihre relative Schwere, - Gewicht als die Schwere einer quantitativ besonderen Masse (extensiv als eine Menge schwerer Teile, - intensiv als bestimmter Druck.), welches als die reale Bestimmtheit mit der ideellen, der quantitativen Bestimmtheit der Bewegung, der Geschwindigkeit, eine Bestimmtheit (quantitas motus) ausmacht, innerhalb deren jene beiden gegenseitig die Stellen voneinander vertreten können  - Hegel, Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse (1817)

Stoß (6)  Der erste Stoß schnitt die Seite des Raumschiffs wie mit einem riesigen Büchsenöffner auf. Die Männer wurden wie ein Dutzend zappelnde Silberfische in den Weltraum geschleudert. Sie fielen nach verschiedenen Richtungen in ein dunkles Meer; und das Schiff, in Millionen kleinen Teilchen, verfolgte weiter seine Bahn — ein Meteoritenschwarm, der eine verlorene Sonne sucht.

»Barkley, Barkley, wo bist du?::

Der Klang von Stimmen, wie wenn verirrte Kinder in einer kalten Nacht einander rufen.

»Woode, Woode!«

»Käpt'n!«

»Hollis, Hollis, hier spricht Stone.«

»Stone, hier spricht Hollis. Wo sind Sie?«

»Ich weiß nicht. Wie könnte ich auch? Wo ist oben? Ich falle. Guter Gott, ich falle!«   - Ray Bradbury, Der illustrierte Mann. München 1972 (Heyne 3057)

Stoß (7)   Twala wandte sein eines kaltes Auge in Richtung des Lärms. »Komm hierher, du«, sagte er mit kalter Stimme.

Ein hübscher junger Mann trat aus den Reihen und stand vor ihm.

»Es war dein Schild, der herunterfiel, du ungeschickter Hund. Willst du mir vor den Augen der Fremden von den Sternen Schande bereiten? Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?«

Wir sahen den armen Kerl unter seiner dunklen Haut erblassen.

»Es war ein Zufall, o Kalb der Schwarzen Kuh«, murmelte er.

»Dann ist es ein Zufall gewesen, für den du büßen mußt. Du hast mich zum Narren gemacht. Bereite dich auf den Tod vor.«

»Ich bin des Königs Ochse«, war die leise Antwort.

»Scragga«, röhrte der König, »zeig mir, wie du deinen Speer zu gebrauchen verstehst. Töte mir diesen Tölpel.«

Scragga trat mit einem häßlichen Grinsen vor und hob seinen Speer. Das arme Opfer bedeckte seine Augen mit der Hand und stand still. Wir waren wie versteinert vor Entsetzen.

»Eins, zwei«, er schwang den Speer, und dann stieß er zu, ach - er hatte genau zugestoßen, der Speer ragte ein Fuß aus des Soldaten Rücken. Dieser warf die Hände hoch und brach tot zusammen. In der Menge erhob sich etwas wie ein Murmeln, wälzte sich rundum und erstarb wieder. Die Tragödie war zu Ende; da lag der Leichnam, und wir hatten noch nicht begriffen, daß dies befohlen worden war. Sir Henry sprang auf und stieß einen schreckliehen Fluch aus, dann, überwältigt von der lastenden Stille, setzte ersieh wieder.

»Ein guter Stoß«, sagte der König, »schafft ihn weg.«  - Henry Rider Haggard, König Salomons Schatzkammer. Zürich 1982  (zuerst 1885)

Stoß (8)   Die Gaswolke, aus der die Sonne mit ihren Planeten entstehen sollte, befand sich vor rund fünf Milliarden Jahren auf der Innenseite der Krümmung eines Spiralarms der Milchstraße. Sie holte diesen Arm mit der geringfügigen Geschwindigkeitsdifferenz von etwa einem Kilometer pro Sekunde ein. In die Verdichtungswelle eingedrungen, wurde diese Wolke mit den radioaktiven Produkten einer Supernova verseucht, die in ihrer Nähe explodierte (es handelte sich um Jod- und Plutoniumisotope). Diese Isotopen zerfielen, bis aus ihnen ein anderes Element entstand: Xenon. Unterdessen wurde diese Wolke durch die Verdichtungswelle, in der sie schwamm, komprimiert, und das begünstigte ihre Kondensation, bis aus ihr schließlich ein junger Stern hervorging - die Sonne. Gegen Ende dieser Periode, vor etwa viereinhalb Milliarden Jahren, explodierte in der Nähe eine andere Supernova, welche den zirkumsolaren Nebel (denn nicht das gesamte protosolare Gas hatte sich schon in der Sonne konzentriert) mit radioaktivem Aluminium verseuchte. Dadurch wurde die Entstehung der Planeten beschleunigt, vielleicht auch bewirkt. Damit die Scheibe der um den jungen Stern rotierenden Gase sich in Segmente auflösen und zu Planeten verdichten konnte, bedurfte es, wie Simulationsrechnungen gezeigt haben, einer »Intervention von außen«, eines gewaltigen »Stoßes«; er kam von der Supernova, die damals nicht weit von der Sonne explodierte.  - Stanislaw Lem, Das Katastrophenprinzip. Aus Lems Bibliothek des 21. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 1983

Stoß (9)   Der arme La Renoullière starb ganz unerwartet beim Billardspiel; als er gerade sagte: «Jetzt werde ich einen schönen Stoß tun», fiel er tot um. Sie erschrak außerordentlich über den Schrei, den man tat, denn sie war im Nebenzimmer, und was schlimmer ist, sie war schwanger. Jener La Renoulliere hatte das Unglück gehabt, seinen Onkel im Duell zu töten, allerdings hatte dieser ihn bei einem Zusammentreffen dazu gezwungen; es ging um einen Familienzwist. Es heißt, diese Großtat sei sein bedeutendstes Erlebnis gewesen und er habe immer gesagt: «Das war zu der Zeit, als ich meinen Onkel tötete.»  - (tal)

Stoß (10)

Stoß (11)   »Nehmen wir an, ich stelle folgende Frage: Soll ich meinen Nachbarn so stoßen, daß ich der erste hin, der in den Autobus einsteigt? Das ist ein konkretes, entscheidendes Problem, das sich in unserem Alltagsleben sehr häufig stellt. Der Autobus kommt, wir sehen auf einen Blick, daß er voll ist, und wenn wir nicht handeln, werden wir nicht der letzte sein, der einsteigt, sondern der erste, der-nicht einsteigt. Da stellt sich nun die Frage des Stoßens. Man muß blitzschnell die >Goldene Regel der Ontethik< anwenden. Deshalb muß man auch alle ihre Umwege kennen. Was sagt uns die Regel in diesem Fall: daß ich stoßen muß, wenn und nur wenn es mir letztendlich lieber ist, daß ich stoße und gestoßen werde, als daß keiner von uns beiden, weder ich noch mein Nachbar, der in der Schlange, die auf den Autobus wartet, vor mir steht, gestoßen wird. So verhält es sich eben, denn die abstrakte Eigenschaft der Situation impliziert, daß Stoßen und Gestoßenwerden im wesentlichen ein und dasselbe ist, was, wie Sie mir zugeben werden, ein außerordentlich tiefes Resultat ist. Nur die Identitäten der Personen ändern sich. Doch die Schönheit des Ganzen tritt noch deutlicher zutage -« und Orsells knetete in seiner Begeisterung voller Überzeugung Hortenses rechtes Knie -, »wenn man in Betracht zieht, daß man zu dem moralischen Theorem, das ich gerade formuliert habe, dann gelangt, wenn die betreffende Person, die, die vor uns steht, genau den gleichen Wunsch hat wie man selber. Doch wenn diese Person zufällig ein sanfter Mann oder eine verschüchterte alte Dame ist, die keine Lust haben zu stoßen und keinen größeren Einwand erheben, gestoßen zu werden, dann muß man stoßen. Stoßen Sie, stoßen Sie, das ist die einzige moralisch richtige Position! Man könnte übrigens das Problem auch auf drei Personen ausweiten, was mir die Möglichkeit gegeben hat«, sagte Orsells, »das sogenannte Dreikörper-Problem für die Bewegung der Planeten, mit dem die Physiker und die Astronomen so wenig anzufangen wissen, auf zufriedenstellende Weise zu lösen.«  - Jacques Roubaud, Die schöne Hortense. München 1992 (dtv 11602, zuerst 1985)


Bewegung

 


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