este   Drei Klassen von Reliquien:

1. Leibliche Teile von Heiligen — Haar, Knochen, Zähne, »unverwesliches« Fleisch, Blut, Herzen — sowie Gegenstände, die bei Christi Leiden und Sterben eine Rolle spielten.

2. Teile von Kleidungsstücken und Gebrauchsgegenständen, die von Heiligen berührt wurden, sowie Werkzeuge, mit denen sie während ihres Martyriums gefoltert wurden.

3. Die letzte Klasse erweitert den Begriff der reliquiae über den von »Überbleibseln« hinaus — bei diesen Reliquien ergibt sich die Verehrungswürdigkeit nämlich daraus, daß sie mit Reliquien der ersten oder zweiten Klasse in Berührung gebracht worden sind. Nach der Logik der Heiligenverehrung ist die Fähigkeit, Wunder zu wirken, bei diesen sogenannten Kontaktreliquien natürlich weniger eindrucksvoll als bei den Reliquien der beiden anderen Klassen. - (pan2)

Reste (2)

Bleiben, so fragt man weiter, im Leichnam Reste der Seele
Oder verbleiben sie nicht? Sind wirklich solche vorhanden,
Kann man nicht wohl mit Recht Unsterblichkeit leihen der Seele;
Denn sie verließ ja den Leib durch Verlust von Teilen gemindert.
Hat sie jedoch aus den Gliedern des Leibs sich restlos geflüchtet,
Ohne daß Teile von ihr in dem Körper zurück sind geblieben,
Woher kommt's, daß die Leiche Gewürm aus dem faulenden Fleische
Ausspeit, ferner woher, daß solch ein gewaltig Gewimmel
Bein- und blutloser Maden durchströmt die geschwollenen Glieder?
Wenn du vielleicht dir denkst, daß die Seelen von außen her schlüpfen
In das Gewürm und allmählich die einzelnen Körper besetzen,
Ohne dabei zu erwägen, warum viel tausende Seelen
Da, wo nur eine verschwand, sich bildeten, bleibt doch auch hierbei
Folgende Frage noch übrig und muß zur Entscheidung gelangen:
Jagen denn wirklich die Seelen den einzelnen Keimen der Würmer
Nach und erbauen sich selber aus diesen ihre Behausung?
Oder schlüpfen sie erst in die Körper, wenn fertig ihr Bau ist?
Aber man könnte nicht sagen, warum sie es tun und sich selber
Also sollten bemühen; denn da sie doch körperlos schwirren,
Sind sie ja frei von Hunger und Kälte und allerlei Krankheit.

Denn mehr leidet der Körper an diesen ihm eigenen Mängeln,
Und nur seine Berührung verschafft viel Leiden dem Geiste.
Aber gesetzt, auch den Seelen sei förderlich, wenn sie zur Wohnung
Körper sich bauen: man sieht doch den Weg nicht, wie das geschehn soll.
Also die Seelen erbauen sich niemals Körper und Glieder.
Aber sie schlüpfen auch nicht in die irgendwie fertigen Körper;
Denn dann könnten sie nicht sich so eng miteinander verbinden,
Und die Berührung würde nicht gleich zur Sinnesempfindung.

- (luk)

Rest (3)  Falls die Zauberer den Hinschied des Patienten voraussagen, schickt die Familie nach den Männern, die ausgewählt wurden, die Todgeweihten hinzurichten. Die Männer kommen, packen den Kranken, pressen ihm etwas auf den Mund, bis er erstickt. Danach wird der Tote gekocht. Alle Verwandten finden sich ein und verspeisen die Leiche. Sie essen sogar das Mark in den Knochen. Sie sagen nämlich, es dürfe nicht das Geringste übrigbleiben. Sie behaupten, auf dem kleinsten Rest würden sich Würmer ansammeln und später an Futtermangel sterben. Der Tod der Würmer aber würde der Seele der Verstorbenen großen Schaden und Qualen verursachen, und zwar darum, weil auf deren Fleisch so viele Lebewesen zugrunde gehen. Deshalb wird die ganze Leiche verzehrt.  - (polo)

Rest (4 )

Rest (5 )  Als Traumbild, schönes und dekadentes Adelsgeschöpf, snobistische und grausame Königin des Faubourg Saint-Germain, Virtuosin der geistreichen Konversation, ja sogar spöttelndes Abbild seiner selbst, geht die Marquise dennoch den Weg aller Kreaturen Prousts: Der Erzähler erkennt, daß letztlich keiner ihrer Reize je in ihr selbst gelegen hat, sondern sie alle nur den Bildern seines wechselnden Begehrens Gestalt gegeben haben. Ist das Begehren erloschen, verliert auch diese Figur jede Gestalt, und übrig bleibt eine nackte, ihres schillernden Gehäuses beraubte kleine Schnecke.  - Ulrike Sprenger, Proust-ABC. Leipzig 1997

Reste (6 )   Ein Delir erlebst du nicht mit, weil du nicht da bist; das Delir ist das Ende deiner geistigen Gesundheit. Nach dem Delir, falls du es überstehst, lebst du mit deinen Resten. Gesund wirst du nie mehr sein, einige werden nüchtern. Nüchtern ist, wer es dann bleibt. Wenn du dich verwandelst in ein Wesen, das zittert wie ein Rohr im Wind, während das Saufen ins Schütten übergeht, dann gehst du ins Delir.  - (kap)

Reste (7 )  Da ich im Wirtshaus sowieso allen schon zum Gespött war, fragte ich jeden einzelnen Gast, wo er beerdigt sein wolle, und alle erschraken erst einmal, lachten dann aber Tränen und revanchierten sich mit der Frage, wo ich denn begraben werden wolle, falls ich überhaupt das Glück hatte, rechtzeitig von ihnen gefunden zu werden, denn den vorletzten Straßenarbeiter hätten sie erst im Frühjahr entdeckt, und da sei er von den Spitzmäusen und Mäusen und Füchsen so zernagt gewesen, daß sie nur ein Bündelchen Knochen beigesetzt hätten, so viel wie ein Bund handelsüblicher Spargel oder wie ein paar Knochen für eine prächtige Rinderbrühe.- Bohumil Hrabal, Ich habe den englischen König bedient. Frankfurt am Main 1990

Reste (8 )  »Was glaubst du, war das Tier, Genaro?« fragte ich einen sehr alten Mann.

»Ein Hund von einer der Ranchos aus der Gegend. Was sonst?« »Es könnte ein diablero gewesen sein!« »Ein diablero? Du bist verrückt! Es gibt keine diableros.« »Willst du sagen, daß es heute keine gibt oder daß es nie welche gegeben hat?«

»Ja, irgendwann gab es welche. Das ist allgemein bekannt. Jeder weiß es. Aber die Leute hatten Angst vor ihnen und ließen sie alle töten.«

»Wer tötete sie, Genaro ?«

»Alle Leute des Stammes. Der letzte diablero, von dem ich wußte, war S—. Er tötete Dutzende, vielleicht sogar Hunderte von Leuten durch seine Zauberkraft. Wir konnten es nicht dulden, und die Leute kamen zusammen und überraschten ihn eines Nachts und verbrannten ihn lebend.« »Wie lange liegt das zurück, Genaro?« »Es war Neunzehnhundertzweiundvierzig.« »Hast du es selbst gesehen ?«

»Nein, aber die Leute sprechen noch davon. Sie sagen, daß keine Asche zurückblieb, obwohl der Scheiterhaufen aus frischem Holz war. Am Ende war eine riesige Fettlache übrig.« - Carlos Castaneda, Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens. Frankfurt am Main 1980

Reste (9 )   Die Oniweig werden als überirdische, unsichtbare Wesen beschrieben, deren geistige Fähigkeiten gleichnishaft durch ihre Handlungen sichtbar werden. Menschen, Tiere und Geräte werden von unsichtbaren Transportmitteln in ein ebenso unsichtbares Raumschiff-Labor in 50 Kilometer Höhe geschleppt und untersucht; so steht es in Collins Tagebuch, das er, selbst Opfer dieser grausamen Vivisektionen, in der Zeit, die ihm noch dort oben blieb, sorgsam anfertigte. Gleich Menschen also, die die Geschöpfe der Tiefsee erforschen, werden nun die Menschen selbst Forschungsobjekt einer noch höher stehenden Spezies. Doch anders als die Menschen brechen die Oniweig ihre Forschungen ab, als sie erkennen müssen, daß ihre Handlungsweise Unglück und Leid stiftet. Die himmlischen Labore werden ausgekehrt und verlassen. Nichts Lebendes hat die Untersuchungen überstanden. Als Leiber- und Knochenregen prasseln die Überreste auf die Erde hinab. - Jörg Krichbaum, Rein A.Zondergeld: Die Sehnsucht der Sirene nach dem Wasser. Die Welt des Maurice Renard. In: Polaris 4. Hg. Franz Rottensteiner. Frankfurt am Main 1978 (Phantastische Bibliothek, st 460)

Reste (10 )  Mit den Jahren ist es um mich herum leer geworden, mein lieber Mortin. Der Beweis dafür, ich habe nur noch dich zum Reden.

Womit ich dich nicht kränken möchte.  - Robert Pinget, Tintenkleckse. Monsieur Traums letztes Notizheft, Berlin 1997

Reste (11)



 Reste eine Supernova

- NASA, nach NZZ

Reste (12 )  Die betroffenen Stadtteile wurden ganz abgesperrt. Man zog einen hohen Wall darum; Steine gab es ja genug. An den Eingängen standen bewaffnete Posten. »Was wollen Sie da«, sagte mir einer von ihnen, »es ist kein Vergnügen.« Man sah Zuchthäusler in gestreiften Anzügen darin arbeiten. Sie sollten die Toten bergen. Man erzählte sich, daß die Leichen, oder wie man die Reste ehemaliger Menschen sonst nennen will, an Ort und Stelle verbrannt oder in den Kellern durch Flammenwerfer vernichtet wurden. Aber in Wirklichkeit war es schlimmer. Sie konnten vor Fliegen nicht in die Keller gelangen, sie glitschten auf dem Boden aus vor fingerlangen Maden, und die Flammen mußten ihnen einen Weg bahnen zu denen, die durch Flammen umgekommen waren.  - Hans Erich Nossack, Der Untergang. Frankfurt am Main 1987 (entst. 1943)

Kleinigkeiten Ganze, Das
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